Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil

Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil

Titel: Die Terranauten 059 - Eine Welt für Yggdrasil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Zoller
Vom Netzwerk:
streifte die psionisch gelockerten Fesseln von sich. In einer Ecke seines Bewußtseins saß ein kleiner David terGorden und schüttelte verwundert den Kopf. Er sprach weiter und mit fremden Worten.
    »Wisset, wenn der Nachtmond zum Mittagsmond wird, wird alles anders sein, und die Welt wird sich umkehren. Es wird kommen ein Fremder, ein Mensch, ein Mann. Gerechtigkeit wird herrschen, weil die Siegel der Zeit zerbrochen sind, und die Schwestern werden ruhmreich sein in ihrer Vereinigung.«
    Die Wirkung war phantastisch. Nach einem Moment ungläubigen Zauderns warfen sich die Hexen zu Boden, und ein Murmeln stieg auf in den klaren Morgenhimmel von Adzharis.
    »Das Buch. Er ist Verkünder des Buches.«
    David hatte keine Ahnung, von welchem Buch sie sprachen. Er hatte eine deutliche Erinnerung an das, was er soeben gesagt hatte, aber die Worte waren nicht aus ihm gekommen. Nur eines war ihm klar: daß er eben noch in höchster Gefahr geschwebt hatte und jetzt so etwas wie ein kleiner Gott für die Hexen war. Er hatte nicht vor, etwas an dieser Situation zu ändern.
    Die Hexen standen auf, aber sie betrachteten ihn mit einer Scheu, als sei er heilig. Nur die beiden Hexen, die ältere und die jüngere, die ihn vor wenigen Minuten noch sehr unsanft behandelt hatten, wagten sich in seine Nähe. Und mit ihnen konnte er auch ein einigermaßen vernünftiges Gespräch führen.
    Besonders eine Sache machte David zu schaffen. »Dieses Biest da«, meinte er und deutete auf die Fleischmassen, die gerade von den Reittieren des Clans verzehrt wurden – er nannte ihn in Gedanken schon den Katzen-Clan –, »kommt hier so was häufig vor?«
    »Wir haben das nie zuvor gesehen. Es muß aus dem Meer den Fluß hochgeschwommen sein, aber auch von den Meereswesen ist keine solche Form bekannt. Wir hatten angenommen, daß Ihr es mitgebracht hättet.«
    David lachte. »Eine eigenartige Vorstellung. Ich hätte es mitgebracht, und dann wollte es mich vernichten?« Sein Lachen klang bitter, als er an die gemordeten Tiere dachte.
    »Es wäre nicht das erste Mal, daß die Geschöpfe der Menschen sich gegen ihre Herren richten«, gab die ältere Hexe zu bedenken. »Und Geschöpfe meint beseelt und unbeseelt.«
    David mußte ihr recht geben. Er dachte daran, daß auf der Erde die Atomkraft viel zu spät verboten worden war, und beinahe wäre es das Ende der Menschheit gewesen. Er dachte an genetische Experimente, dachte an den Raubbau der Energien und schließlich an das schlimmste Verbrechen der Terraner: die Einführung der Kaiserkraft. Aber deshalb war er ja hier. Damit wieder ein neuer Welturbaum die Menschheit mit Misteln versorgen konnte. Damit wieder eine saubere Weltraumfahrt möglich war. All das konnte und wollte er den Hexen nicht sagen. Er starrte sie nachdenklich an, wie sie da in respektvoller Entfernung vor ihm hockten.
    »Als ich zu eurer Welt kam«, sagte David, »hatte ich angenommen, daß es nur die Drachenhexen mit ihren Clans gäbe. Es waren jene Hexen, von denen meine Mutter Myriam abstammte. Jetzt erlebe ich schon den zweiten Clan ohne Drachen. Ich bin Hexen begegnet, die auf gigantischen Spinnen ritten, und jetzt sehe ich euch mit euren großen Katzen. Und ich ahne, daß es große Rivalitäten zwischen den Clans geben muß, und sie hängen mit euren geheimen Kräften und dem Mond Chrama zusammen.«
    Die ältere Hexe nickte. »Mit unseren Kräften ist es leider nicht weit her«, bekannte sie. »Irgendwann, als die Hexen nach Adzharis gekommen waren, wandten sich einige Clans von dem ab, was die anderen PSI nennen und Wissenschaft. Sie lebten ganz mit der Natur und dem Mond. So tat es auch unser Clan. Gegen die Grauen Teufel haben wir noch gemeinsam gekämpft, aber dann herrschten die Drachenhexen im Rat und schlossen viele Clans aus, die Magie statt PSI benutzten.«
    David nickte. Das Bild rundete sich langsam ab. Vor einigen Generationen mußte es in der Entwicklung auf Adzharis einen Bruch gegeben haben. Einige Hexenclans wandten sich von der wissenschaftlichen Betrachtungsweise ihrer PSI-Kräfte ab und formten sich ein magisches Weltbild. Deshalb wurden sie schließlich von den Drachenhexen aus dem Rat ausgeschlossen. Die Magie-Clans degenerierten dann jedoch, da sie nicht in der Lage waren, ihre PSI-Fähigkeiten rational zu schulen. Insbesondere schien es den Magie-Clans nicht mehr möglich zu sein, die Kräfte des Mondes Chrama vernünftig zu nutzen. Sie waren zu schlichten Mondanbetern verkommen. David hatte nur noch

Weitere Kostenlose Bücher