Die Teufelsbibel
Bruderzwist im Hause Habsburg« hat der Bischof eine eindeutig mephistophelische Rolle; ich habe mir die Freiheit genommen, ihn positiver zu zeichnen. Während seine persönliche Geschichte, sein Übertritt zum katholischen Glauben, die Bekehrung seiner Familie und sein Kampf gegen denHofstaat Kaiser Rudolfs historisch verbürgt sind, habe ich mir bei seiner Verwicklung in die Suche nach der Teufelsbibel natürlich viel dramaturgische Freiheit genommen.
Die Kardinäle de Gaete und Madruzzo haben zwar gelebt, aber nicht wirklich eine Verschwörung geplant – jedenfalls keine, von der ich erfahren hätte, – und schon gar nicht zwei Päpste umbringen lassen, zumal der echte Kardinal de Gaete zum Zeitpunkt der Romanhandlung schon etliche Jahre tot war. Hernando de Guevara, dessen hagere Gestalt und recht modern anmutende Rundbrille von El Greco im Jahr 1600 gemalt wurde (das Bild hängt im Metropolitan Museum of Art in New York, und ich habe keine Ahnung, ob man es käuflich erwerben kann), hat ebenfalls keine zwei Päpste auf dem Gewissen, war aber einige Zeit der Assistent des Großinquisitors Kardinal de Quiroga und folgte ihm später im Amt nach. Meinen Recherchen zufolge hieß der gute Mann tatsächlich Hernando, nicht Fernando, obwohl das Gemälde mit diesem Vornamen betitelt ist. Kardinal de Quiroga wiederum, der Großinquisitor, blieb auch in Wirklichkeit den im Buch geschilderten Konklaven fern, weil die Ketzer in Spanien einfach nicht weniger werden wollten.
Bei der Schilderung des Autodafés in Toledo habe ich mich von der Historikerin Jacqueline Dauxois leiten lassen. Die politische Situation, die dazu führte, dass Generalvikar Loayasa (eine weitere historische Person, komplett mit Töchtern,) den Erzbischof vertrat, habe ich bei der Beschreibung der Szene unterschlagen, weil sie einigermaßen kompliziert ist – sagen wir auch hier nur so viel, dass ein weiterer Bruder von Kaiser Rudolf, nämlich Albrecht von Habsburg, seinerzeit der Erzbischof von Toledo war und den schauerlichen Schauspielen der Ketzerverbrennung ausnahmslos fernblieb.
Falls Sie geglaubt haben, dass ich die dramatische Situation mit drei toten Päpsten innerhalb weniger Monate nur erfunden habe, muss ich Sie enttäuschen; diese letale Fluktuation auf dem Heiligen Stuhl entspricht der historischen Realität (nur der Grund dafür nicht – siehe oben). Und wenn Sie sich fragen, aus welchem dramaturgischen Grund der Kommandant der Schweizergarde und sein Stellvertreter ausgerechnet Vater und Sohn sein mussten, dann lassen Sie sich auch hier verraten, dass das ganz einfach der historischen Tatsache entspricht. Wenn wir nur alle die Geschichten erfinden könnten, die das Leben so ganz nebenher schreibt!
Am Hof Kaiser Rudolfs sticht neben ihm selbst und seinen historisch verbürgten Neurosen das Zwiegespann aus Reichsbaron Rozmberka und Oberstlandrichter Lobkowicz hervor. Mit den beiden habe ich mir größte Freiheiten herausgenommen. Ich will doch annehmen, dass sie in der Realität mehr professionelles Format hatten. Es ist auch nicht verbürgt, dass Giovanni Scoto die Frau des Oberstlandrichters verführte, wenngleich sie dann wahrscheinlich die Einzige in ganz Prag gewesen wäre, die ihm nicht erlag. An dieser Stelle kann ich auch das Geheimnis lüften, wohin Meister Scoto verschwunden ist, nachdem die Herren Dee und Kelley ihm das Leben in Prag vermiesten: er nistete sich am Hof von Herzog Johann von Coburg ein, wo er wenig später die Herzogin verführte und eine tragische Geschichte auslöste.
Die Kustoden habe ich erfunden, nicht jedoch Abt Martin Korýtko, den sehr umstrittenen Abt von Braunau (Broumov). Es heißt, seine Toleranz gegenüber den Protestanten hätte zum Bau der Wenzelskirche am Braunauer Niedertor geführt, wegen deren beabsichtigtem Abriss im Jahr 1618 der Prager Fenstersturz und damit der Dreißigjährige Krieg ausgelöst wurde. Einer Gestalt, die auf welche Art auch immer ursächlich an diesem entsetzlichen Krieg schuld war, musste ich ganz einfach im Roman den gebührenden Platz geben.
Auch Doktor Guarinoni hat es wirklich gegeben, den Leibarzt Kaiser Rudolfs. Offensichtlich habe ich vom ganzen Hofstaat des Kaisers nur den Zwerg erfunden, der Andrej beiseiner ersten Begegnung mit dem Kaiser so indifferent verabschiedet. Wahrscheinlich hat es einen wie ihn aber auch gegeben, und die historischen Quellen verschweigen wieder einmal die wirklich interessanten Leute.
Pater Xavier ist eine erfundene Gestalt;
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