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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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mehr als zwanzig Jahren stand vor mir und schaute verdutzt zu mir herauf.
    »Teufel«, sagte sie. »Sind Sie aber groß!«
    »Ja«, sagte ich. »Und häßlich, falls Sie nicht gerade für Sommersprossen und rote Haare schwärmen sollten.«
    Wir lachten und ich gab ihr die Tür frei.
    »Kommen Sie bitte herein«, sagte ich. »Oder haben Sie sich geirrt?«
    Sie schüttelte den Kopf mit einer kleinen Bewegung nach hinten, so daß ihr halblanges, dunkelblondes Haar in den Nacken flog, und sagte:
    »Sie sind Mister Randolph Scott?«
    »Ja, das bin ich. Der Tröster von Witwen und Waisenkindern, der Rächer der Enterbten, die Geißel der Verbrecherwelt von Los Angeles. — Sonst noch was zu Diensten?«
    Sie zog die Augenbrauen ein wenig hoch.
    »Und für einen Spaßvogel halten Sie sich auch. Gelingt Ihnen das immer so gut, wie eben?«
    Sie ging an mir vorbei und schaute sich in meinem Büro um. Sie verzog nun ganz deutlich ihren Mund.
    Ich sagte rasch:
    »Schließen Sie nicht von dem äußeren Schein auf die Qualität dieser Firma! Ich spare nämlich an der Büroeinrichtung, und dafür habe ich ein dickes Bankkonto. — Setzen Sie sich bitte, Miss — «
    »Olivia Anderson«, sagte sie, »kennen Sie Cecil B. Anderson?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es gibt in Los Angeles, wenn ich mich nicht irre, mindestens fünfzig Andersons. Wer ist Cecil B.?«
    »Mein Vater. Wir haben ein Haus in Tujunga. Anderson-Kaugummi, das ist mein Vater.«
    »Aha«, sagte ich. Sie ließ sich in dem Sessel nieder, den ich ihr zurechtgeschoben hatte. Hoffentlich hatte sie nicht bemerkt, wie abgeschabt der Stoff bereits war.
    Ich pflanzte mich hinter meinen Schreibtisch und holte eine Packung Zigaretten aus der Schublade.
    »Rauchen Sie?«
    Sie nahm eine Zigarette und ich gab ihr Feuer. Und dann stopfte ich mir eine Pfeife.
    Sie schnupperte ein wenig und sagte:
    »Detektive müssen wohl Pfeife rauchen, seit Mister Conan Doyle ihnen das vorgeschrieben hat, was?«
    »Nein, das müssen sie gar nicht. Ich habe schon Pfeife geraucht, als noch kein Mensch wußte, daß ich einmal so was werden würde.«
    Eine Weile rauchten wir schweigend und starrten uns dabei an. Endlich sagte ich:
    »Sie können mir etwas erzählen, Sie können es aber auch bleiben lassen. Falls Sie mir nichts erzählen wollen, mache ich Sie darauf aufmerksam, daß jede Stunde, die Sie hier sitzen, fünfzehn Dollar kostet. Das ist mein Tarif für Minderbemittelte.«
    Sie zwinkerte ein wenig mit ihren großen, hellbraunen Augen, und dann lachte sie.
    »Sie haben recht, ich muß mit Ihnen sprechen. Es ist nur — ich komme mir jetzt auf einmal ziemlich albern vor. Als ich von zu Hause wegfuhr, erschien mir das alles ganz einfach und ganz vernünftig; aber jetzt, wo ich hier sitze —«
    »Vielleicht würde es mit einem Whisky besser gehen?« fragte ich.
    »Vielleicht mit einem Gin noch besser«, meinte sie. »Ich mag keinen Whisky.«
    Ich zuckte mit den Schultern und holte die Whiskyflasche aus meinem Schreibtisch.
    »Dann werden Sie Ihre interessante Mitteilung wieder mitnehmen müssen — ich habe leider keinen Gin.«
    Ich goß mir ein Glas Whisky ein und trank. Sie sagte kleinlaut:
    »Dann bitte mir auch.«
    Wortlos nahm ich meinen Gin aus dem Schreibtisch und schenkte ihr ein Glas voll. Sie machte nur große Augen, sagte aber nichts.
    Wieder wartete ich eine Weile, und dann sagte ich schließlich:
    »Fünf Dollar sind jetzt schon fällig. Sie sollten Ihr Geld nicht so sinnlos verputzen.«
    Sie zuckte zusammen und schaute mich fast ein wenig verärgert an.
    »Sind Sie so aufs Geld versessen?«
    »Was heißt versessen? Von irgend etwas muß man ja leben. Ihr Herr Papa verschenkt seinen Kaugummi ja auch nicht, soviel ich weiß.«
    »Ich habe es mir leichter vorgestellt mit Ihnen«, sagte sie. »Aber vielleicht liegt’s gar nicht an Ihnen?«
    Sie nippte an ihrem Gin, und ich sog heftig an meiner Pfeife, stopfte sie nach, und dann sagte ich:
    »Schön, dann wollen wir mal ein bißchen nachhelfen — so, wie beim Onkel Doktor. Es tut also irgendwo weh?«
    Sie nickte nur.
    »Verheiratet können Sie nicht sein, sonst würden Sie nicht mehr Anderson heißen.«
    Sie schwieg.
    »Also ist es ein Freund.«
    Sie schüttelte erst den Kopf, aber dann nickte sie. Plötzlich gab sie sich einen Ruck und sagte:
    »Wir haben ein Haus in Tujunga. Ach, ich glaube, das sagte ich schon. Ja also, da wohnen Paps und Ma und Audrey und ich. Audrey ist meine Schwester. Sie ist jünger als ich, gerade erst

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