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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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    Der Abend war nicht so heiß wie die anderen. Vielleicht machte das auch nur der etwas kühlere Wind, der von den Verdugo-Bergen herabkam. Ich hatte alle Fenster meines Wagens heruntergekurbelt und fuhr so langsam wie möglich, wobei ich den Kopf immer wieder zum Fenster hinausstreckte, um noch mehr frische Luft zu bekommen. Mein weißes Smokinghemd klebte mir am Rücken, die schwarze Hose klebte mir an den Beinen, und die Lackschuhe drückten mich. Nur meine weiße Smokingjacke hing blütenfrisch hinten im Wagen.
    Es war kurz vor einundzwanzig Uhr, als ich in die La Tuna Canyon Road einbog. Hier hörte die Straßenbeleuchtung auf, und der schwarze, wellige Teerbelag fraß das Licht der Scheinwerfer weg. Der Himmel war mondlos, aber seltsam hell, und in den Korkeichen hörte ich ab und zu die Käuzchen jammern.
    Miss Anderson hatte mir gesagt, sie würde mich etwa um diese Zeit dort erwarten, wo von rechts eine neugebaute und noch nicht ganz fertige Straße aus den Bergen einmündete. Sie war der Ansicht gewesen, ich würde womöglich das Anderson-Haus nicht finden, da es versteckt hinter einem Hügel lag und man vom Hillhaven Drive einen Feldweg benützen mußte. Sie wollte mich zu dem Haus lotsen, das sie mit ihren Eltern bewohnte.
    Nach ungefähr zwei Meilen kam ich an die Einmündung der Bergstraße. Als ich um eine Kurve bog, sah ich ihren roten Cadillac auf der rechten Straßenseite stehen.
    Ich blendete meine Scheinwerfer einige Male auf, um ihr ein Zeichen zu geben, und ich dachte, sie würde vielleicht gleich weiterfahren, so daß ich mich hinten anhängen konnte.
    Sie reagierte aber nicht auf meine Lichtsignale. Ich stoppte dicht hinter ihr und stieg aus.
    An ihrem Wagen brannten die Parklichter. Das linke Seitenfenster war halb heruntergelassen.
    Miss Olivia Anderson hatte die Arme auf das Steuerrad und darauf den Kopf gelegt. Sie schlief.
    Als ich mich hinunterbeugte und sie durch das halboffene Fenster genauer betrachtete, sah ich, daß sie nie mehr aufwachen würde.
    Ich ging zu meinem Wagen hinüber und holte aus dem kleinen Fach im Armaturenbrett meine Handschuhe; dann kehrte ich zu dem roten Cadillac zurück. Vorsichtig öffnete ich die Tür auf der anderen Seite und leuchtete mit meiner Taschenlampe hinein.
    Das Mädchen hatte ein kleines Loch in der rechten Schläfe und ein großes Loch hinter dem linken Ohr. Der Einschuß war schwarz umrandet: der Schuß mußte aus allernächster Nähe abgegeben worden sein.
    Sie hatte hellgraue Wildlederschuhe mit dicken Gummisohlen an den Füßen, und ihre Füße ruhten noch auf den Pedalen. Weiter trug sie einen mittelgrauen Plisseerock und eine weiße sportliche Bluse. Eine graue Jacke, aus dem gleichen Stoff wie der Rock, lag neben ihr auf dem Sitz. Dort lag auch eine kleine Handtasche aus grauem Wildleder. Olivia Anderson war noch genauso gekleidet wie heute nachmittag, als ich sie kennenlernte.
    Ich berührte zunächst einmal nichts, sondern leuchtete nur das Innere des Wagens ab. Im linken Handschuhfach lag ein angebrochenes Päckchen Pall-Mall-Zigaretten und ein kleines, silbernes Ronson-Feuerzeug. Außerdem war da noch ein Öffner für Coca-Cola-Flaschen.
    Im rechten Handschuhkasten fand ich einen kleinen Behälter aus Krokodilleder, auf dessen Deckel in Silber die Buchstaben O. A. befestigt waren. Ich machte ihn auf und fand einen Spiegel, eine Nagelfeile, eine Nagelzange, ein Fläschchen Nagellack, einen kleinen Kamm mit goldenem Rücken, etwas Watte und drei Sicherheitsnadeln.
    In der rechten Seitentasche steckte eine Straßenkarte von Los Angeles und Umgebung und eine zwei Tage alte Nummer der »Evening News«. Die Zeitung schob ich in meine Hosentasche, um sie später in Ruhe durchzusehen.
    Auf den Rücksitzen fand ich nichts, auch nicht in den Taschen links und rechts. Nur hinter den Rücksitzen lag ein Damenschirm in einem Etui aus Krokodilleder. Außerdem zwei Tennisschläger und eine Schachtel mit sechs ziemlich neuen Tennisbällen.
    Dies alles fand ich sehr wenig aufschlußreich, aber als ich den Boden nochmals ableuchtete, entdeckte ich ein kleines, zusammengeknülltes Papier. Ich faltete es auseinander, strich es glatt und sah, daß es eine Schneiderrechnung war. Der Text lautete:
    »Bund weiter machen und aufbügeln... Dollar 5,80.«
    Diese Rechnung steckte ich ebenfalls ein.
    Der Zündschlüssel, an dem ein kleines blaues Emailleschildchen mit einem Bild des Christophorus befestigt war, steckte im Zündschloß, die Zündung war aber

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