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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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vertreten, bevor er seine Kammer in der Bischofspfalz aufsuchte.
    Unter einem Baum in der Nähe vom Sims der Katze blieb Adalbert stehen, nestelte an seinen Gewändern und schlug sein Wasser ab.
    Dann ging alles blitzschnell.
    Kaum hatte der Erzbischof seine Robe wieder in Ordnung gebracht, als die kapuzenverhüllte Gestalt hinter dem Ostchor hervorstürzte und sich auf ihn warf. Eine Dolchspitze glänzte vor Adalberts Gesicht, und er kreischte lauthals um
Hilfe. Penelope fauchte, sprang mit gesträubtem Fell vom Fenstersims und brachte sich in einem Gebüsch in Sicherheit. Irgendwo hinter den Quartieren der Hörigen waren ein schlaftrunkenes Stöhnen und dann verwischte Schritte zu hören, während Adalbert von Bremen auf dem Pfalzhof keuchend um sein Leben rang. Es gelang ihm, der vermummten Gestalt den Dolch aus der Hand zu schlagen, und seine Dalmatika zerriss, als er versuchte, sich aus dem Griff der anderen Hand zu befreien. Schließlich bekam der Angreifer Adalberts Lampe zu fassen, holte damit aus und schlug das schwere Gehäuse mit aller Kraft gegen den unbedeckten Kopf des Erzbischofs. Adalbert röchelte, verdrehte die Augen und fiel wie ein Stein zu Boden.
    Sein Geschrei hatte Leben in die umliegenden Häuser gebracht. Rufe wurden laut, und verängstigte Gesichter zeigten sich hinter halbgeöffneten Türen und Verschlägen. Der Angreifer ließ die Laterne fallen, griff nach seiner Kapuze, um sie vor seinem Gesicht festzuhalten, und rannte wie der Teufel in Richtung Hohlgasse davon. Auch Penelope suchte das Weite und verschwand im Schatten der Bäume.
    Nach und nach bevölkerte sich der Pfalzhof beim Ostchor mit Neugierigen, die den reglos am Boden liegenden Erzbischof händeringend und ratlos umstanden.
    »Man muss den Kämmerer rufen«, sagte einer der Knechte schließlich.
    »Schickt nach dem Burggrafen«, meinte ein anderer.
    Sie taten beides.
     
    Die kleine Schar, die um den Erzbischof Maulaffen feilhielt, spekulierte bereits flüsternd darüber, ob der Kirchenfürst mit allem Pomp und Prunk in ihrem Dom beigesetzt oder ob er nach Bremen geschafft werden würde, wo man von den Reliquien, die seine Gebeine zweifellos hergaben, so gar nichts haben würde, als der Burggraf von Worms eintraf.

    Mit einer Fackel in der einen, dem gezückten Schwert in der anderen Hand und vier bewaffneten Dienstleuten im Schlepptau kam Bandolf von Leyen über den Pfalzhof gestapft und verschaffte sich mit lauter Stimme Platz.
    »Auseinander, Leute! Was gibt es da zu gaffen? Schafft euch fort!«
    An seinen finster zusammengezogenen Brauen, den vorgeschobenen Lippen und dem zerknitterten Obergewand, das unordentlich über seinem Gürtel hing, konnte man unschwer erkennen, dass man ihn mitten aus dem Schlaf gezerrt hatte.
    »Gottverflucht, was für ein Schlamassel«, entfuhr es ihm, als er erkannte, wer da niedergestreckt auf dem Boden lag.
    Für einen so großen und stämmigen Mann unerwartet geschmeidig, kniete Bandolf sich auf den Boden und beugte sein breites, bärtiges Gesicht über Adalbert von Bremen. Die Augen des Erzbischofs waren geschlossen, und auf seiner bleichen Stirn klaffte eine faustgroße Wunde. Reichlich Blut war geflossen, beschmutzte seine kostbare Dalmatika und nistete in seinem weißen Haar, wo es bereits trocknete. Ein handtellergroßes Loch verunzierte das Gewand, und eine mit Blut beschmierte Laterne lag neben Adalberts Körper im niedergedrückten Gras.
    »Was ist hier passiert?«, fragte Bandolf scharf.
    »Der Teufel hat den Erzbischof des Königs geholt«, raunte einer der umstehenden Knechte.
    »Dummkopf. Ich will wissen, was …«
    Bandolf unterbrach sich, denn nun kam auch Pothinus, der Kämmerer des Domstifts, mit gewichtiger Miene auf den Platz gerauscht. Wie immer umschwebte ein penetranter Geruch nach Weihrauch seine füllige Gestalt, als würde er sein Habit darin baden. Er nahm die Anwesenheit des Burggrafen mit einem verärgerten Blick zur Kenntnis und hob pikiert die Brauen.

    »Was hat der Aufruhr hier zu bedeuten?«, wollte er wissen.
    Dann erst sah er Adalbert von Bremen leblos auf dem Boden liegen.
    »Allmächtiger!« Bevor Bandolf ihn noch zurückhalten konnte, hatte Pothinus auch schon nach einer Trage geschickt, um die Leiche des Erzbischofs in die Stephanskapelle zu bringen.
    »An Eurer Stelle hätte ich es nicht so eilig damit, das Ableben Seiner Eminenz zu verkünden«, bemerkte Bandolf trocken.
    »Wie meint Ihr das?« Pothinus starrte den Burggrafen mit schlecht verhohlener

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