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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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könnten. Hört meine Worte: Eines Tages werden sie die Rache vollziehen!«
    Als ich geendet hatte, drang Weinen und unterdrücktes Schluchzen an mein Ohr. Noch nie hatte ich die Geschichte vor so vielen Menschen erzählt. Lhiannon sagte, es sei nicht gut, von bösen Dingen zu sprechen. Aber ich war der Ansicht, daß mein Gewissen das von mir verlangte, denn jede Frau in Vernemeton sollte wissen, wozu die Römer in der Lage waren.
    »Warum glauben die Druiden, daß die Priesterinnen hier in Vernemeton in größerer Sicherheit sind als auf der heiligen Insel?« fragte Miellyn stockend.
    »Man sagt, die Römer haben in ihrer Stadt einen Tempel der heiligen Jungfrauen, die das geweihte Feuer hüten. Ganz Rom achtet ihre Unantastbarkeit. Ardanos und die anderen Druiden sind der Ansicht, wenn sie uns wie die Vestalinnen in Rom in diesem Heiligtum einschließen, dann werden die Römer uns ebenfalls achten.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Miellyn kopfschüttelnd, »mir gefällt es nicht, daß wir nach den römischen Vorstellungen von Heiligkeit leben müssen und nicht nach unseren eigenen… «
    Ich nickte stumm, denn ich kann bis heute an den Römern und ihren Sitten nichts Gutes finden.
    Meine Priesterinnen verneigen sich vor der glutroten Sonne und sehen mich erwartungsvoll an. Tränen steigen mir in die Augen. Ich bin geblendet und werde von den hellen Strahlen bis ins Herz getroffen, denn wieder einmal glaube ich, Eilan unter ihnen zu sehen.
    In dem Jahr, in dem Aine starb, begann Eilan davon zu träumen, daß sie nach Vernemeton kommen und eine der unseren werden würde. Damals kannte ich sie noch nicht, und ich glaubte fest daran, daß wir in unserem Heiligtum vor der römischen Macht sicher seien.
    Wie sehr habe ich mich getäuscht, und deshalb werde ich euch, meinen Schwestern, die ihr mir vertraut, die Geschichte von Vernemeton erzählen. Denn was auch geschehen mag, die Wahrheit darf nicht in Vergessenheit geraten…

1. Kapitel
    Die schrägen gelben Strahlen fielen durch die Bäume, als die Sonne langsam unter die Wolken sank. Sie tauchten die vom Regen gewaschenen Blätter in funkelndes Gold. Das Haar der beiden Mädchen, die durch den Wald liefen, glühte im selben verzauberten Feuer. Es hatte an diesem Tag lange geregnet. Der dichte, unberührte Wald im Süden Albions war von Nässe durchtränkt und lag in tiefem Schweigen. Von ein paar niedrigen Ästen fielen glitzernde Regentropfen wie ein Segen auf den Weg.
    Eilan atmete tief die feuchte Luft ein. Sie war erfüllt vom Duft vieler Kräuter und Pflanzen, aber auch den sinnlichen Gerüchen von moderndem Holz und fauligem Wasser, das sich in kleinen Tümpeln sammelte, über denen die Insekten summten. Im Gegensatz zum verräucherten Haus ihres Vaters roch es hier draußen so süß, als sei die Luft von Räucherwerk durchdrungen. Man hatte ihr erzählt, daß die Frauen im Heiligtum der Priesterinnen Kräuter verbrannten, um die Luft zu reinigen. Beim Gedanken an Vernemeton richtete sich Eilan unwillkürlich auf. Sie versuchte, so aufrecht zu gehen wie eine der Priesterinnen, und sie hielt den Korb mit den Opfergaben so anmutig wie möglich. Plötzlich bewegte sich ihr Körper in einem unbekannten, aber doch völlig natürlichen Rhythmus, als sei sie vor langer, langer Zeit in dieser Art des Gehens ausgebildet worden.
    Erst seit ihr Mondblut zu fließen begonnen hatte, durfte Eilan die Opfergaben zur Quelle bringen. Ihre Mutter hatte ihr erklärt, so wie die monatlichen Blutungen sie zu einer Frau machten, so schenke das Wasser der heiligen Quelle dem Land Fruchtbarkeit. Und die Rituale im Heiligtum in Vernemeton, dachte Eilan und beneidete insgeheim die Priesterinnen, dienen der Erneuerung der Kraft und beschwören bei jedem vollen Mond die Gegenwart der Göttin.
    In der Nacht zuvor war der Mond voll gewesen, und Eilan hatte so lange zu ihm aufgeblickt, bis ihre Mutter sie schließlich ins Haus rief. Der Mond weckte in Eilan eine Erwartung, die sie nicht in Worte fassen konnte.
    Vielleicht wird die Priesterin des Orakels mich an Beltane zum Dienst der Göttin in das Heiligtum rufen.
    Eilan schloß die Augen und stellte sich das lange blaue Gewand einer Priesterin vor und den Schleier, der ihr Gesicht geheimnisvoll verhüllte.
    »Eilan, was ist denn los mit dir?«
    Diedas Stimme schreckte sie auf. Eilan stolperte über eine Baumwurzel und hätte beinahe den Korb fallen lassen.
    »Du bist so langsam wie eine lahme Kuh! Wenn wir uns nicht beeilen, wird es dunkel

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