Die Waffenhändler von Hamor
Passagiere nach Cyad! Letzter Aufruf!«, ertönt die Stimme des Fahrers.
Eine beleibte Gestalt in Rot klettert in das Vorderabteil des Wagens. »Beeilt Euch … beeilt Euch … hier wird man ja wie bei den Spiegellanzenkämpfern herumkommandiert …« Der weißbärtige Mann blickt auf und sieht Lorns Uniform, er schluckt. »Verzeiht, Ser.« Sein Blick fällt auf die Abzeichen des Sub-Majors, da muss er gleich noch einmal schlucken. »Es tut mir wirklich Leid, Ser.«
Lorn lächelt freundlich. »Ich bin sicher, Ihr wolltet mich nicht beleidigen, und ich habe es auch nicht so aufgefasst.«
»Danke, Ser. Danke.«
Lorn hätte am liebsten laut geseufzt. Hoffentlich fährt der Feuerwagen bald aus Assyadt hinaus, denn dann wird Lorn endlich wieder ein gewöhnlicher Sub-Major sein und nicht der Sub-Major.
LXXX
I n dem dunkel getäfelten Arbeitszimmer, das kaum mehr als zehn auf zehn Ellen misst, blickt Vyanat von dem alten ebenholzfarbenen Schreibtisch aus Hamor auf und dem blonden Mann, der den Raum betritt und sich in dem ebenfalls alten Ebenholzstuhl niederlässt, ins Gesicht.
»Ihr habt um meinen Besuch gebeten, Vyanat«, begrüßt Tasjan ihn freundlich. »Ich hätte mich weigern können, doch ich sehe keinen Nutzen darin. Also bin ich gekommen. Was wünscht Ihr?«
»Ihr kauft noch immer Klingen von den Cupritschmieden in Sommerhafen«, sagt Vyanat.
»Das stimmt. Aber alle diese Klingen verbleiben in Cyador, wie Euch sicher freuen wird zu hören.«
»Ja, derzeit.«
»Schon seit einiger Zeit«, behauptet Tasjan und seine Stimme klingt dabei fast gelangweilt. »Oder sie wandern an Bord meiner Schiffe. Ich bilde eine größere Anzahl von Soldaten für alle Schiffe aus, die unter der Dyjani-Flagge fahren. Bei der sinkenden Anzahl von Feuerschiffen und deren Fahrten ist das nur klug, glaubt Ihr nicht?«
»Bei jedem anderen Händler außer Euch, Tasjan, hätte ich keine Schwierigkeiten zu glauben, dass weitere hundert Soldaten notwendig sind. Aber Ihr … und Sasyk … habt bereits zu viele Männer unter Waffen. Die Waffen, die Eure Seemänner auf den Schiffen tragen, kommen da noch hinzu.« Vyanat’mer lächelt kalt.
»Was soll ich sagen?« Tasjan lacht. »Die Kriegsschiffe, die die Spiegellanzenkämpfer bauen, werden erst in einigen Jahreszeiten fertig sein, wenn überhaupt, und dann sind es immer noch zu wenige, um unsere Schiffe und Frachten zu schützen. Wir Dyjani müssen in diesen schweren Zeiten unsere Interessen wahren.«
»Ja, das müsst Ihr. Aus diesem Grund war ich auch überzeugt, dass Ihr kommen würdet.«
Tasjans Augen verengen sich zu Schlitzen. »Ihr seid verschlagen. Was geschah eigentlich mit dem ehrlichen und aufrichtigen Handelsberater?«
»Auch er musste gelegentlich zu Hinterhältigkeiten greifen, um Eure Aufmerksamkeit zu erlangen.« Das Lächeln des dunkelhaarigen Händlers wirkt schief. Er wartet und lässt Stille in das kleine Arbeitszimmer einkehren, bevor er schließlich weiterspricht. »Tasjan … wollt Ihr, dass Rynst die Spiegellanzenkämpfer nach Cyad ruft und den Hafen mit Blut rot einfärbt?«
»Und den Norden ungeschützt lässt? Das wird er nicht tun.«
»Genau das kann er tun. Hört Ihr nicht zu? Lest Ihr nichts? Habt Ihr den Kriegsbericht des Sub-Majors nicht erhalten?«
»Er hat Jera zerstört und einige Dutzend Barbaren getötet. Das wurde auch Zeit. Die Hamoraner werden jetzt zweimal darüber nachdenken, ob sie ihren Handel so nahe an Cyadors Grenzen verlegen wollen.«
»Er hat alle Städte, gleich welcher Größe, in der Nähe der Grashügel vernichtet und dabei einen Großteil der Barbaren getötet. Zudem hat er an die sechstausend Goldstücke mitgebracht, von denen ein nicht unerheblicher Anteil in Cyador geprägt wurde. In den nächsten ein, zwei Jahreszeiten, vielleicht auch noch länger, wird es nicht viele barbarische Angriffe geben. Wahrscheinlich werden wir ein ganzes Jahr lang Ruhe haben.«
»Das gibt Rynst die Möglichkeit, mehr Lanzenkämpfer einzuziehen. Nun hat er die Münzen, um sie bezahlen zu können – und muss die Zölle nicht erhöhen.« Tasjan lächelt. »Aber wer wird sie kommandieren? Es gibt keinen einzigen anständigen Stabsoffizier mehr in Cyad. Sie haben alle so lange an ihren Schreibtischen gesessen, dass die meisten von ihnen nicht einmal mehr den Abzug an einer Feuerlanze finden würden – wenn es in einer Jahreszeit davon überhaupt noch welche gibt, die betriebsbereit sind. Es hat ohnehin schon lange keine guten
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