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Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Titel: Diese Dinge geschehen nicht einfach so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taiye Selasi
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die Überraschung erheiternd. Jemand klingelt am Tor, ein nasales Surren. Er blickt zum Haus, als würde er sich einen Film ansehen. Die Tür geht nicht auf. Wieder das Surren, länger. Die Person rüttelt kurz an dem zwei Meter hohen Tor. Mr Lamptey pafft und ist hin- und hergerissen. Soll er auf die Frau warten? Soll er die Person hereinlassen? Der Mann hatte nie Gäste. Jedenfalls nicht in dem Jahr, als er im Zelt schlief. Oder nie montags. Nur Kofi. Und später die Schwester.
    Da ist sie. Rosarotes Nachthemd und rosarote plüschige Pantoffeln. Sie öffnet die Haustür und tritt heraus. (Der Mann wollte eine Doppeltür – schlichter Bambus, mit einem »K« auf dem einen Griff und einem »F« auf dem anderen –, für diesen Eingang direkt auf den grauen-nicht-grünen Hof, den Haupteingang mit dem beheizbaren Verbindungsgang um den kleinen Platz herum. Mr Lamptey hätte ein »K« und ein »S« für passender gehalten, aber er schnitzte die Buchstaben, ohne Fragen zu stellen.) Die Frau tritt also im Nachthemd heraus und geht den Pfad aus flachen Steinen zum Tor hinunter, eine gerade Linie aus grauen Schieferplatten in einem Meer aus weißen Kieselsteinen, so wie es mit verblasster blauer Tinte auf einer Serviette skizziert war.
    »Hallo?«, fragt sie argwöhnisch.
    »Hallo.« Eine Frauenstimme.
    Aber eine andere Art von Frauenstimme, eine andere Art von Frau.
    Er hat sie noch nie sprechen hören, die Frau-in-Rosa, aber ihre Stimme ist genauso, wie er sie sich vorgestellt hat, sehr süß, sehr unschuldig, auf Anweisungen wartend, die Stimme einer Person, die daran gewöhnt ist, dass man ihr sagt, was sie tun soll. Das tiefere »Hallo« der Frau-am-Tor ist ein Fluss, der Grund eines Flusses, ein Echo, Ebbe und Flut. Diese Stimme wartet nicht auf Anweisungen, sondern gibt sie, aber sanft. Die Frau-in-Rosa fügt sich. Sie öffnet vertrauensselig den Riegel oben am Tor und öffnet es.
    Die Fluss-Frau tritt ein, die Arme voller Blumen. Wieder lacht Mr Lamptey leise. Er ist überrascht. Es sind die gleichen Blumen wie die, die er für diesen Garten ausgesucht hat, kräftige Rosatöne, dunkles Rot. Eine faszinierende Erscheinung, in ihrer Wirkung jenseits von »attraktiv«. Sie sorgt nicht für Aufregung, erregt weder Eifersucht noch Ehrfurcht. Sie beruhigt. Die Frau-in-Rosa schaut sie schweigend an. Er hört auf zu paffen, um die Szene noch aufmerksamer zu verfolgen. Selbst von hier bei der Mauer, ein ganzes Stück entfernt und mit seinen schwachen Augen, kann er das erkennen. Die Ruhe. Die Frau lacht, verlegen. »Entschuldigen Sie, wenn ich störe. Es ist noch sehr früh, ich weiß, viel zu früh für einen Besuch, aber Benson, äh, Dr. Adoo, hat mir die Adresse gegeben, und ich wollte kurz vorbeikommen, um mein Beileid auszusprechen.«
    Die Frau-in-Rosa schweigt immer noch.
    »Ich bin Fola.« Sie wartet einen Moment. »Ich bin Kwekus – ich war Kweku Sais Frau.« Sie streckt ihr die Blumen hin. »Es tut mir sehr leid. Die hier sind für Sie. Ich – ich weiß nicht, wie Sie heißen.«
    »Ama«, sagt die Frau-in-Rosa. Es klingt wie eine Frage. »Ich heiße Ama.« Sie wirkt verdutzt. Was hat das alles zu bedeuten? Auf der Suche nach der richtigen Antwort wiederholt sie, was Fola gesagt hat, wie ein Schulmädchen beim Diktat. »Ich war Kweku Sais Frau.« Sie schweigt, um über das, was sie gerade gesagt hat, nachzudenken, und die erstarrten Gesichtszüge beginnen zu schmelzen. »Dr. Sai ist nicht hier«, fügt sie nett und mit zitternder Stimme hinzu, ein Satz, der vom Tonfall her fürs Telefon bestimmt ist. Ihre Schultern beginnen zu zucken. »Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    »Ach, mein armes Kind«, sagt Fola, legt den Strauß beiseite und schlingt beide Arme um Amas runde Schultern. Sie ist größer, viel größer. Mr Lamptey denkt:
ein Baum
. (»Was für Bäume sind das?«, hatte er gefragt bei der Serviette. Der Mann hatte grimmig auf den Mango geschaut. »Ist doch egal.«)
    Die zwei Frauen stehen lange am Tor. Als Ama es endlich schafft, sich zu befreien, putzt sie sich die runde Nase. »Tut mir leid«, schnieft sie.
    »Ist doch egal«, sagt Fola. Ein tiefes, kurzes Lachen, ein Winken mit der Hand. »Wir haben eine kleine Zeremonie geplant, sehr klein, in Kokrobité. Sie kommen doch mit, nicht wahr? Nichts Besonderes. Nur wir.«
    Sie reden weiter. Ama bekommt Anweisungen. Mr Lamptey beobachtet es lächelnd:
Sie ist also nicht allein
. Fola sagt, sie wartet gern in der Einfahrt, wenn Ama sich

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