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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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wir schwitzen und die Zeltklappe zu ist, schweigen wir. Sobald ich die Klappe öffne, können wir reden.«
    »Kein Problem.« Wir bückten uns und krochen durch den niedrigen Eingang ins Innere. Die Hitze schlug mir wie eine Ohrfeige ins Gesicht und raubte mir den Atem. Wie heiß war es hier drinnen? Hundert Grad? Eine finnische Sauna fühlte sich im Vergleich zu diesem Höllenfeuer nahezu erfrischend an. Keuchend versuchte ich, Sauerstoff aus der Luft zu filtern. Sofort schloss ich den Mund. Meine Kehle brannte, wenn ich zu heftig einatmete. Ich riss hektisch meine Kette vom Hals, weil sie mir die Haut versengte.
    »Ich bin aus der Übung«, jammerte ich. Tillmann überhörte mein Klagen. Richtig, sprechen war hier verboten. Indianer redeten nicht. Ich setzte mich brav auf mein Handtuch, schlug seine Enden um meine Hüften und wartete darauf, dass meine Augen sich an die Dunkelheit zu gewöhnen begannen, damit ich das tun konnte, womit ich mir in der Sauna am liebsten die Zeit vertrieben hatte: dabei zusehen, wie winzige glitzernde Schweißtropfen aus meinen Poren brachen, auch dort, wo ich sonst nie schwitzte, auf den Unterarmen, den Knien, meinen Handflächen. Jetzt musste ich nur noch hocken bleiben und warten, bis mein Kopf die Spannung meiner pulsierenden Venen nicht mehr halten konnte und meine Schädelwände aufbrachen. Das würde eine hässliche Sauerei geben. Doch überraschenderweise ließen die Verkrampfungen ein wenig nach. Obwohl ich regungslos dasaß, knackte es immer wieder in meiner Wirbelsäule und meinen Schultergelenken und nach jedem Knacken seufzte ich wohlig auf. Es tat gut. Irgendetwas löste sich. Aber es war zu heiß hier drinnen, viel zu heiß. Man hätte ein Ei auf meinen Oberschenkeln braten können.
    Ich schaute prüfend zu Tillmann hinüber, der mit gesenktem Kopf auf die glühenden Steine zwischen uns starrte. Wie ernst waren die Regeln der indianischen Sauna wohl zu nehmen? Nicht zu ernst, beschloss ich.
    »Wie hältst du das eigentlich aus?«, fragte ich in das Knistern der Steine hinein. »Du kannst doch gar nicht mehr schwitzen, hast du gesagt.«
    Tillmann zog genervt die Brauen nach oben. »Ich hab’s gewusst, dass man mit einem Mädchen nicht ins Schwitzzelt gehen kann. Ihr müsst immer irgendwas brabbeln.«
    »Ich brabbel nicht«, wies ich ihn würdevoll zurecht. »Ich stelle eine berechtigte Frage.«
    Als er nicht antwortete, kroch ich auf Händen und Knien durch das raschelnde Laub zu ihm hinüber und begutachtete aus einem höflichen Fünfzigzentimeterabstand seine nackte Brust. Die Narben, die er sich bei seinem Sonnentanz zugezogen hatte, waren immer noch wulstig und traten deutlich aus seiner hellen Milchhaut hervor.
    »Hm«, machte ich nachdenklich und rückte vorsichtig ein weiteres Stückchen näher. Denn der Schweiß in meinen Augen machte es mir schwer, Einzelheiten zu erkennen.
    »Es ist nicht so, dass ich gar nicht mehr schwitze. Es ist nur … ach, schau doch selbst«, sagte Tillmann unwillig. Während mein Körper langsam von einem durchgehenden Feuchtigkeitsfilm überzogen wurde, beobachtete ich mit angehaltenem Atem, wie sich in einzelnen, weit voneinander entfernten Punkten auf Tillmanns Brust und Rücken schillernde, stecknadelgroße Tropfen durch seine Poren drückten und dann wie Tränen hinabsickerten.
    »Dein Körper weint«, sagte ich leise. »Es sieht aus, als ob er weint.« Tillmann löste seine dunklen Augen von den Steinen und blickte mich an und ich verstand, was sie mir bedeuten wollten. Sie selbst konnten es nicht mehr. Ich hatte ihn nie weinen sehen, kein einziges Mal. Ich hatte ihn aggressiv und wütend und zornig und herumalbernd erlebt, aber niemals weinend. Eine Folge von Tessa oder eine typische Form übertriebener Männlichkeit?
    Ich las einen der schillernden Tropfen mit dem Zeigefinger auf und führte ihn an meine Zunge. Er schmeckte salzig und würzig, ein ganz normaler, dezenter Männerschweißgeschmack. Tillmann griff zur Seite, um die Klappe zu öffnen.
    »Du hältst ja doch nicht den Mund.«
    Der feuchte Luftzug von draußen war wie ein Geschenk. Ich schloss die Augen und genoss die Kühle auf meiner nassen Haut, bevor ich wieder an meinen alten Platz robbte, rückwärts, damit Tillmann mir nicht auf meinen nackten Hintern glotzen konnte.
    »Was hat Dr.   Sand gesagt? Konnte er eine Diagnose stellen?«, fragte ich nüchtern und legte das Handtuch wieder um meinen Bauch.
    »Ja.«
    Verblüfft sah ich auf. Damit hatte ich nicht

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