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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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und stiehl mir die Zeit. « Ihr Kopf senkte sich wieder über die Papiere.
    Kay rettete sich zur Tür hinaus und schnaufte. Alles war gut. Der junge Lord hatte den Mund gehalten– warum auch immer. Wahrscheinlich sparte er sich ihre Bestrafung für später auf. Ganz sicher wollte er das selbst übernehmen. Sie rieb die plötzlich feuchten Hände gegeneinander. Wenn er sie dafür in seine Räumlichkeiten bestellte, war das eine einzigartige Gelegenheit herauszufinden, wo sich Lord Harrynkars Gemächer befanden. Das war eine kleine Unannehmlichkeit wert, auch wenn sie sich schrecklich davor fürchtete, ausgepeitscht zu werden. Aber das waren nur körperliche Schmerzen, die nicht zu vergleichen waren mit dem Schmerz, den der Tod ihres Bruders und ihres Vaters ihr bereitet hatte, und der Qualen all der Menschen, die der Dracyrlord gefoltert und getötet hatte. Ihre Züchtigung war daran gemessen ein kleiner Preis. Sie würde ihn lächelnd zahlen, das schwor sie sich.
    Geniver, mit der sie ihre Schlafkammer teilte, war mit ihr zum Ausfegen der Gesinderäume eingeteilt worden. Sie sah immer wieder verstohlen zu Kay hin, wenn sie sich auf dem Flur begegneten. » Sag mal « , flüsterte sie, als sie sich beim Ausleeren der Unrateimer im Hof trafen, » was hast du da dauernd gemurmelt? Du hast im Schlaf gesprochen, die ganze Nacht! « , fügte sie hastig hinzu, als Kay sie verständnislos ansah.
    Â» Was habe ich denn gesagt? « , fragte Kay ein wenig einfältig und überrascht zurück. Das Mädchen kicherte und hielt sich dabei die Hand vor den Mund. Sie war nicht die Hellste, aber lieb und unkompliziert, deshalb mochten sie alle, soweit Kay das mitbekommen hatte.
    Â» Du hast dich herumgeworfen und gestöhnt und immer wieder irgendwas gerufen « , erklärte sie und rieb sich mit dem Handrücken über das gerötete Gesicht. » Puh, ist das eine Hitze heute! «
    Kay lachte, denn sie fand es wie immer eher kühl. » Ich kann mich nicht erinnern, Geni. Tut mir leid, wenn ich deinen Schlaf gestört habe. «
    Â» Macht nichts « , erwiderte das Mädchen großzügig. » Du warst schrecklich blass, sie haben sich alle ordentlich erschreckt. « Sie gab ihrem Eimer einen energischen Klaps, um den letzten Staub und die sich festklammernden Wollmäuse herauszubefördern, und wandte sich wieder zum Eingang. Dann blieb sie noch einmal stehen und sagte: » Gormandel. Das habe ich mir gemerkt, das hast du zwischendurch immer wieder gesagt. «
    Â» Und was bedeutet das? « , fragte Kay.
    Geniver zuckte die Schultern. » Woher soll ich das wissen? «
    Kay blieb nachdenklich im Hof zurück. Sie erinnerte sich an nichts. Sie hatte mit dem furchterregenden Sohn des Dracyrlords gesprochen, dann war ihr seltsam flau geworden und danach war alles wie in dichten Nebel getaucht. Hatte sie geträumt? Sie konnte sich nicht erinnern. Gedankenverloren leerte sie ihren Eimer und fegte alles zusammen, was daneben gefallen war.
    Â» Hallo, Schönheit « , sagte eine fröhliche Stimme. » Mistress Donne, zu Euren Diensten! «
    Sie fuhr zusammen und lachte dann auf. » Duke! « , rief sie und lehnte den Besen an die Hauswand. » Ihr habt mich erschreckt. «
    Der junge Mann beugte sich über ihre huldvoll ausgestreckte Hand. Es schien ihn nicht zu stören, dass sie nicht sonderlich sauber war. Kay lächelte. Der Duke war ein harmloser Verrückter, darüber waren sich alle einig, mit denen sie über ihn gesprochen hatte, aber er war charmant und unterhaltsam. Sie hatte ihn auf Anhieb gut leiden mögen.
    Er stand vor ihr, die Hände in die Seiten gestemmt, und musterte sie mit seinen lachenden Augen. » Du siehst blass aus, Schönheit « , sagte er. » Geben sie dir nicht genug zu essen? Ich habe Obst, schau. « Er wühlte in seiner Kiepe herum, die wie immer bis oben hin vollgestopft war. Er zog einen dicken rotgrünen Apfel hervor und hielt ihn ihr lockend hin. Kay lief das Wasser im Mund zusammen. Solche Äpfel gab es auf dem Gut ihrer Tante, und sie verspürte eine solche Lust darauf, dass es beinahe schmerzte.
    Er zog die Hand mit dem Apfel zurück, gerade als ihre Finger ihn berührten. » Was bekomme ich dafür? «
    Â» Oh, Master Quentin, Ihr seid kein Edelmann! « , rügte Kay ihn. » Man fordert keine Bezahlung von einer Dame. Schämt Euch! «
    Er senkte den

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