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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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für eine Erlösung hielt– auch ihr haftete der üble Ruch des Vatermordes an. Und natürlich hieß es, er habe nur den schnellen Weg auf den Thron gesucht und die günstige Gelegenheit genutzt, und er sei kein Deut besser als sein Vater.
    Kay hatte es vorgezogen, sich hier unten zu verkriechen– wie Sam, wenn auch sicher nicht aus den gleichen Gründen.
    Sie klopfte höflich gegen den Türstock, ehe sie eintrat. Sam saß an seinem Tisch und las im Schein einer Petroleumlampe in einer abgegriffenen Taschenbibel. Vor ihm auf der zernarbten Tischplatte stand ein Becher mit Bier und ein Teller, auf dem noch die Reste einer Brotzeit lagen.
    Er blickte auf und schob die Brille auf seinen Kopf. Kay lächelte. » Darf ich dir Gesellschaft leisten? «
    Sam knurrte wortlos und deutete auf den zweiten Schemel. Kay streckte die Beine von sich und massierte müde ihren Nacken. » Was denkst du? « , fragte sie Sam.
    Er legte das Buch beiseite und blickte Kay düster an. » Was soll ich denken? Worüber? «
    Kay erwiderte seinen Blick mild. Sam war ein alter Sturkopf, und es war nur zu deutlich, dass er nicht mit ihr reden wollte. Nicht über Damian und schon gar nicht über das, was ihn selbst bedrückte.
    Â» Er ist in schlechtem Zustand « , sagte sie. » Er wird ein leichtes Opfer für Paindal sein. «
    Sam kniff die Lippen zusammen. Die Falten, die von seiner Nase zu den Mundwinkeln führten, vertieften sich. Er sagte nichts.
    Â» Er wird nicht damit fertig, dass er seinen Vater getötet hat « , fuhr Kay hartnäckig fort. » Ich glaube, ihn inzwischen ein bisschen zu kennen. Er ist nicht skrupellos, Sam. Er fühlt sich schuldig. Er wartet darauf, dass ihn jemand für seine Tat bestraft, und du und ich wissen, wer das sein wird. Damian wird sich in seine Klauen stürzen wie in ein Schwert. «
    Sams versteinerte Miene begann zu bröckeln. Er legte die Hand vor die Lippen und seufzte. » Paindal. «
    Â» Paindal « , bestätigte Kay. Sie beugte sich vor und legte ihre Hand auf die raue Pranke des Pferchwächters. » Wir beide stehen zwischen Damian und dem Schwarzen. Nur wir beide. «
    Sam seufzte wieder. Er legte seine Hand über ihre und schloss sie fest ein. » Ich muss mit ihm reden « , sagte er leise. » Was ich ihm zu sagen habe, wird ihm Heilung bringen. Aber ich habe Angst… « Er sprach nicht weiter und weigerte sich auch auf Kays beharrliches Nachfragen, ihr zu verraten, was er in seinem Inneren verschlossen hielt.
    Kay gab es auf. Sie lehnte sich gegen die Höhlenwand und wechselte das Thema. » Kannst du für ihn etwas aus der Küche kommen lassen? Er sieht aus, als hätte er seit Wochen nicht richtig gegessen. Kümmerst du dich darum? «
    Sams Miene belebte sich. Er nickte und stand auf, steckte den Kopf durch die Türöffnung und bellte einen Namen.
    Wenig später eilte ein atemloser Junge hinein. » Meister Samuel? « , fragte er. Dann sah er Kay und verbeugte sich hastig. » Mistress Kay. Ich habe Euch nicht gesehen. «
    Â» Gwilim « , sagte Kay und lächelte. Der Junge war ihr regelrecht ans Herz gewachsen. Er hatte eine schwere Zeit hinter sich. Erst hatte Gormydas ihn blutig geschlagen, als Gwilim versucht hatte, sich den Dracer untertan zu machen, dann hatte Sam ihn vor seinem Schicksal als Dracyrfutter gerettet, gesund gepflegt und als Burschen eingestellt. Gwilim war freundlich und fleißig, er war klug und hatte eine gute Hand, was Dracyr betraf. Sogar Gormydas litt ihn mittlerweile in seiner Nähe.
    Kay wartete, bis Sam seine Instruktionen gegeben hatte, dann fragte sie: » Gwilim, hast du getan, was ich dir aufgetragen hatte? «
    Die Augen des Jungen leuchteten auf. » Ja, Mistress Kay « , sagte er eifrig. » Ich habe die letzten drei Nächte in seinem Nest geschlafen. Wir mögen uns. «
    Â» Das ist sehr schön « , erwiderte Kay herzlich. » Dandalon braucht jemanden, der ihn liebt. Er ist einsam. «
    Â» Er hat es mir erzählt « , sagte Gwilim zu Kays Verblüffung. Er schien nicht zu bemerken, wie sehr seine Äußerung sie erstaunte, denn er fuhr fort: » Er hat mich gefragt, ob ich sein Reiter sein möchte. Mistress Kay, glaubt Ihr, seine Lordschaft würde das erlauben? «
    Kay wechselte einen Blick mit Sam, der ebenso verblüfft dreinschaute. Gwilims Gesicht strahlte vor Hoffnung. Sie legte die Hand

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