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Du sollst nicht hassen

Titel: Du sollst nicht hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izzeldin Abuelaish
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weil das in der Vergangenheit der Fall gewesen sei.
    Ihre Brüder und Schwestern beschreiben sie als freundlich, selbstlos, schüchtern und sehr klug. Sie wurde schnell rot, hörte lieber zu, als dass sie sprach, und wenn sie sprach, sprach sie bedacht. Sie dachte an andere, ehe sie an sich dachte, und ihr Taschengeld ging meist dafür drauf, ihren Geschwistern etwas zu kaufen – Süßigkeiten, Chips, Kleider oder sonst etwas, das sie besonders gern mochten. Sie war gern bereit, ihren jüngeren Geschwistern bei ihren Mathe- oder naturwissenschaftlichen Hausaufgaben zu helfen – Fächer, in denen sie hervorragend war. Alle fragten sie gern um Rat, und Mohammed erinnerte daran, wie fürsorglich Bessan war, als ihm nicht erlaubt wurde, die Mädchen-Hochschule zu betreten, auf die sie ging, weil Jungen dort keinen Zutritt hatten. Sie hatte ihre Geschwister herumführen und ihnen alles zeigen wollen. Abdullah wurde zugelassen, weil er viel jünger war, Mohammed war der Einzige, der zu Hause bleiben musste. Zur Entschädigung brachte sie ihm als Leckerbissen Schwarma mit, hauchdünn vom Spieß geschnittenes Fleisch in Brot.
    Bessan war nicht nur ihren Geschwistern ein Vorbild, sondern auch mir. Ich diskutierte oft mit ihr und bewunderte ihre Weitsicht. Ich respektierte ihre Meinungen, und sie gab mir reichlich Stoff zum Nachdenken. Einige ihrer Worte sind mir immer noch im Gedächtnis, und oft bringe ich ihre Gedanken in öffentlichen Diskussionen ein. Sie war diejenige, die mir gesagt hat, dass alles einmal klein anfängt und dann groß wird. Die Hoffnung auf eine bessere Welt war für Bessan immer lebendig und gut. Die Erinnerungen an unsere intensiven Gespräche und an die Reife, die sie besaß, werden mich stets begleiten.
    Mayar
    Mayar bedeutet »Mondlicht« und »jemand, der Güte und Schönheit bringt«. Sie war diejenige, die ihrer Mutter am ähnlichsten sah. Mayar hielt immer an ihren Überzeugungen fest und war von starken ethischen und moralischen Prinzipien geprägt. Sie war schüchtern und still und doch offen für die Meinungen und Gedanken von anderen. Sie nahm kein Blatt vor den Mund, wenn die Situation es erforderte, und erhob die Stimme, wenn sie über Gaza sprach. Sie hasste Ungerechtigkeit.
    In der Schule wählte man sie zur Sprecherin des Schülerrates, und auch die Lehrer vertrauten ihr wichtige Aufgaben an. Sie bekam den Schlüssel zum Archiv, half bei Prüfungen und Zeugnisvergaben. Ihre Lehrer schätzten sie so, dass sie sie zu Hause anriefen und ihre Meinung einholten. Sie respektierten ihre Ansichten und hörten zu, wenn sie sich für Mitschüler stark machte, die in ihrer speziellen Situation Fürsprache brauchten. Wenn meine Kinder und andere Familienmitglieder von Mayar sprechen, dann sprechen sie von einer starken und ehrgeizigen Natur, von jemandem, der sich mit nichts anderem als dem Allerbesten zufriedengibt, nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei anderen. Mayar träumte davon, in meine Fußstapfen zu treten und Ärztin zu werden, und ich freue mich darauf zu sehen, wie andere starke junge Frauen diesen Traum für sich verwirklichen werden.
    Aya
    Der Name Aya ist in vielen Gebieten der Welt sehr verbreitet und bedeutet »Vers des Korans« und »farbig«. Aya war mein einziges Kind, das blondes Haar und grüne Augen hatte, ein schönes Mädchen mit Sinn für Humor und, wie um der Bedeutung ihres Namens gerecht zu werden, auch von einem schillernden Charakter. Sie hatte eine außergewöhnlich starke Bindung an ihre Schwester Mayar, die nur elf Monate älter war als sie. Sie schliefen oft im selben Bett, teilten ihre Kleider und standen doch in ständiger Konkurrenz zueinander. Sie hatten gerade noch die hitzigste Auseinandersetzung und waren im nächsten Moment wieder unzertrennlich. Aya liebte es, ihrem Bruder Abdullah Geschichten vorzulesen. Da sie in jeder Hinsicht sehr ehrgeizig war, trachtete sie stets danach, zu den Besten ihrer Klasse zu gehören. Wenn sie es einmal nicht war, dann arbeitete sie umso härter, um dafür zu sorgen, dass sie beim nächsten Mal die besten Noten hätte.
    Freundlich und großzügig, wie sie war, bereitete sie mir mein Lieblingsessen, wenn ich nach langer Abwesenheit nach Hause kam. Aya wollte so sehr, dass ich ihre Schule besuchte, damit ich sehen konnte, was sie dort machte und damit ich mit ihren Lehrern und Mitschülern sprechen konnte. Sie war überaus glücklich, als ich einmal unangekündigt in ihrer Schule auftauchte. Sie war sehr stolz auf

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