Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
anderen. Der Allgeist hätte auch die mathematischen Kompilatoren benutzen können, die neuen Ersatzsysteme zur Navigation, die seine Gestaltwandler der Raumgilde »geschenkt« hatten, doch es gab ein Element der Holtzman-Technologie, das zu unverständlich war. Etwas undefinierbar Menschliches wurde benötigt, um durch den Faltraum zu reisen, ein unfassbarer »Vertrauensvorschuss«. Der Allgeist würde niemals zugeben, dass diese bizarre Technik ihn tatsächlich sehr nervös machte.
Nach einer Reihe erster Scharmützel war die Flotte der robotischen Kriegsschiffe auf einen abgelegenen Vorposten der Menschen gestoßen, der in kürzester Zeit vernichtet worden war. Die Vorhut aus Drohnen erkundete die Planeten, die vor ihnen lagen, und verbreitete mit biologischen Waffen, die Erasmus entwickelt hatte, Seuchen. Wenn die eigentliche Maschinenflotte über einer Welt auftauchte, waren militärische Aktionen gegen die bereits im Sterben liegende Bevölkerung häufig überflüssig geworden. Jede Schlacht, selbst Zusammenstöße mit versprengten Gruppen der Geehrten Matres, war gleichermaßen entscheidend.
Um sich zu beschäftigen, ging der unabhängige Roboter die Datenströme durch, die von der Flotte geschickt wurden. Das war für ihn der vergnüglichste Teil. Ein summendes Wächterauge schwirrte vor ihm herum, und er verscheuchte es mit der Hand. »Wenn du mir gestatten würdest, mich zu konzentrieren, Omnius, finde ich vielleicht eine Möglichkeit, wie wir den Sieg über die Menschen beschleunigen können.«
»Wie kann ich mir sicher sein, dass du keine weiteren Fehler begehst?«
»Weil du volles Vertrauen in meine Fähigkeiten hast.«
Das Wächterauge huschte davon.
Während die Maschinenflotte einen Menschenplaneten nach dem anderen vernichtete, schickte Erasmus zusätzliche Anweisungen an die Invasionsstreitmacht. Wenn die infizierten Menschen von Krämpfen geschüttelt wurden, sich übergaben und aus allen Poren bluteten, plünderten Maschinenscouts beiläufig Datenbanken, Archive, Bibliotheken und andere Quellen. Das alles war etwas ganz anderes als die Informationen, die aus den Personen gewonnen werden konnten, die eher zufällig von Gestaltwandlern assimiliert wurden.
Mit den vielen neuen Daten, die hereinströmten, konnte sich Erasmus endlich wieder als Wissenschaftler betätigen, wie er es auch schon vor sehr langer Zeit getan hatte. Die Suche nach wissenschaftlichen Wahrheiten war stets der eigentliche Sinn seiner Existenz gewesen. Nun war die Flut größer als je zuvor. Froh über so viele neue Informationen und unverarbeitete Daten widmete er seinen komplexen Geist den nackten Fakten und Lebensgeschichten.
Nach der angeblichen Vernichtung der Denkmaschinen vor über fünfzehntausend Jahren hatten sich die fruchtbaren Menschen ausgebreitet, verschiedene Kulturen aufgebaut und vernichtet. Erasmus war fasziniert, wie die Familie Butler nach der Schlacht von Corrin ein Imperium begründet und es zehntausend Jahre lang unter dem Namen Corrino beherrscht hatte, abgesehen von ein paar Lücken und Interregna, nur um schließlich von einem fanatischen Anführer namens Muad'dib gestürzt zu werden.
Paul Atreides. Der erste Kwisatz Haderach.
Doch eine viel fundamentalere Veränderung war von seinem Sohn Leto II. ausgelöst worden, der auch als Gottkaiser oder Tyrann bezeichnet wurde. Ein weiterer Kwisatz Haderach, eine einzigartige Symbiose aus Mensch und Sandwurm, der dreitausendfünfhundert Jahre lang eine drakonische Herrschaft ausgeübt hatte. Nach seiner Ermordung hatte sich die menschliche Zivilisation fragmentiert. Die Menschen waren in die fernsten Regionen der Galaxis geflohen, und in der Diaspora hatte die Not sie härter gemacht, bis die schlimmste Art von Menschen – die Geehrten Matres – ins neu erwachte Maschinenimperium eingefallen war.
Ein anderes Wächterauge huschte herbei und scannte die Daten, die Erasmus las. Omnius sprach durch die Resonanzflächen in den Wänden. »Ich finde ihre Widersprüchlichkeit – als Tatsache betrachtet – äußerst beunruhigend.«
»Sie mag beunruhigend sein, aber sie ist auch faszinierend.« Erasmus wandte sich von den historischen Daten ab. »Ihre Lebensgeschichten zeigen, wie sie sich selbst und das Universum sehen. Offenkundig brauchen diese Menschen wieder jemanden, der eine strenge Herrschaft ausübt.«
3
Warum ist die Religion von so großer Bedeutung? Weil die Logik allein niemanden zu großen persönlichen Opfern bewegen kann. Doch mit
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