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Echte Vampire haben Kurven

Echte Vampire haben Kurven

Titel: Echte Vampire haben Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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sonst fange ich wieder mit ›We Are The Champions‹ an.« Mein Lieblingssong, und Valdez kann ihn nicht mehr hören. Mehr als einmal hat er versucht, mich und den CD-Player mit seinem Gejaule zu übertönen.

    »Ich dachte, du hast es eilig.« Valdez ließ sich mit einem Seufzen auf seinem Platz nieder. Wenn er mir nicht derart auf die Nerven ginge, würde ich die Finger in seinem weichen Fell vergraben und ihn hinter den Ohren kraulen. Verstehen Sie mich nicht falsch – ich liebe Hunde. Sie sind großartige Gefährten. Normale Hunde jedenfalls. Aber ich würde auf keinen Fall zulassen, dass er noch einmal im Auto Pommes verdrückte. Der Duft, der danach noch tagelang in der Luft gehangen hatte, war die reinste Tortur für mich gewesen.
    »Ich hab’s auch wirklich eilig.« Ich wurde bereits paranoid und glaubte hinter jedem Gebüsch einen Vampirjäger mit weit aufgerissenen Augen zu erspähen. Ich legte den ersten Gang ein.
    »Dann drück auf die Tube, Blondie. Noch drei Stunden bis Tagesanbruch, und wir übernachten nicht wieder in einem billigen Motel mit steinharten Matratzen. Ich hab mich kundig gemacht – in der nächsten größeren Stadt gibt es mehrere hübsche Hotels, in denen auch Hunde willkommen sind.«
    Als würde ich meinem Hund die Wahl des Motels überlassen. Obwohl es durchaus sein konnte, dass er sich wirklich informiert hatte. Ich fragte mich schon lange nicht mehr, was Valdez eigentlich nicht konnte. Er ist teils Hund, teils Computer, eine irre Mischung. Und meldet Blade sämtliche Vorkommnisse, sprich, er ist ein verdammter Spion. Wie er das macht? Keine Ahnung, Gedankenübertragung vermutlich. Mit dem aktuellen Valdez habe ich mich so weit angefreundet, dass ich sicher sein kann, er wird mich nicht verpfeifen, was gewisse Details angeht. Meine Spielleidenschaft zum Beispiel oder die Tatsache, dass ich neulich bis Tagesanbruch unterwegs war und von der Morgensonne beinahe gegrillt worden wäre. Das hat mich eine Schachtel Schokopops gekostet.
    Doch ganz gleich, wie sehr mich Valdez zuweilen nervt,
ich fühle mich sicher, wenn er am Fußende meines Bettes schläft. Ich vernahm ein Grunzen vom Beifahrersitz. Hab ich erwähnt, dass Valdez meine Gedanken lesen kann? Wenn das nicht nervig ist, was dann?
    »Was ist?«
    Er warf mir einen vielsagenden Blick zu, und sogleich fühlte ich, wie mich der unsichtbare Schutzmantel einhüllte.
    »Ich pass auf dich auf, Kleines. Das ist doch einen kleinen Twinkie-Zwischenstopp wert, oder?«
    Ich musste lachen. Diese Stimme in meinem Kopf, diese großen braunen Augen und der wedelnde Schwanz. »Meinetwegen, Schnauzbart.« Wir passierten ein Straßenschild.
    »Noch fünfunddreißig Kilometer bis Twinkie-Town.«
    Trotzdem warf ich regelmäßig einen Blick in den Rückspiegel. Vampirjäger sind wie tollwütige Bestien, sie lassen nicht mit sich handeln. Sie sind überzeugt, dass Vampire allesamt Dämonen aus der Hölle sind, tagsüber in Särgen schlafen und nachts Jack the Ripper spielen. Von wegen Sarg. Ich ziehe es vor, auf einer Komfortmatratze und Laken aus ägyptischer Baumwolle zu schlafen, mit meinem Wachhund am Fußende.
    Ich seufzte und warf einen Blick auf meinen treuen Gefährten, der nun wieder wachsam aus dem Fenster starrte. Blade oder Valdez? Pfff. Zurzeit gab es leider niemanden, der meinem Hund den Platz in meinem Bett streitig machen hätte können.

ZWEI

    »Ich bin im Landeanflug. Fahr rechts ran.«
    »Bist du verrückt? Jetzt gleich?« Ein Mann wie Blade nimmt es nicht widerspruchslos hin, wenn man einfach auflegt. Ich hätte wissen müssen, dass er aufkreuzen würde. Und es hatte gerade mal eine Stunde und einen Twinkie-Zwischenstopp gedauert, bis er angeflattert kam. Ganz recht, angeflattert. Hab ich erwähnt, dass er seine Gestalt verändern kann?
    Kaum war ich auf die Bremse gestiegen, tauchte auch schon ein schwarzer Vogel vor mir auf. Ich wagte nicht, ihn zu ignorieren und weiterzufahren. Wenn sich Blade etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt er sich nicht abwimmeln. Und jetzt hatte er sich in den Kopf gesetzt, dass ich tat, was er befahl. Mein Magen zog sich zusammen. Ich würde nicht klein beigeben. Ich hatte Pläne.
    Während ich den Wagen anhielt und den Motor abstellte, verwandelte sich der Vogel in einen Mann. Immer wieder ein Erlebnis, so was. Theoretisch kann ich das auch, praktisch habe ich damit ein kleines Problem. Mir wird schon bei der Vorstellung übel, im einen Moment noch eine Vampirin zu sein und im nächsten ein Vogel,

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