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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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deswegen habe er zuschlagen müssen.«
    »Liam kann nicht mehr alle Tassen im Schrank haben«, fasste Meredith ihr Befremden in Worte, »wenn er glaubt, dass eine Jury ihm diesen Unsinn abkauft!« Das auf ungarische Art zubereitete Hühnchen war ausgezeichnet, zudem hatte Meredith ihren Appetit wieder gefunden. Die Grippe war nur noch eine ferne Erinnerung. Am Montag würde sie bei Tagesanbruch am Bahnhof von Bamford stehen, zusammen mit all den anderen missmutigen Pendlern. Morgendliche Rushhour in den Londoner U-Bahnen. Eine neue Woche im Büro und ein überlaufender Eingangskorb. Zurück zur Arbeit. Zurück ins Leben. Wunderbar.
    »Aber nicht im klinischen Sinn«, ging Alan gerade auf ihre Äußerung ein.
    »Er wird nicht versuchen, auf verminderte Zurechnungsfähigkeit zu plädieren.«
    »Ich meinte ja auch nur, dass er nicht im Ernst glauben kann, damit durchzukommen. Mit diesen Märchen! All die Affären mit diesen langbeinigen Studentinnen. Seine Frau musste früher oder später dahinter kommen. Das Spiel mit dem Schicksal in Gestalt der Superfrau Marita. Was den Mord am alten Bodicote angeht …« Meredith nahm ihr Weinglas in die Hand.
    »Das war eine abscheuliche, hinterhältige Tat, so viel steht fest. Kann er beweisen, dass er Bodicote Geld gezahlt hat?«
    »Nein, das ist der Schwachpunkt seiner gegenwärtigen Verteidigungsstrategie. Aber Plowright arbeitet bereits daran.«
    »Warum hat Liam ihn überhaupt umgebracht? Was hätte der alte Mann denn für einen Schaden anrichten können?«
    »Von Liams Standpunkt aus betrachtet – eine ganze Menge. ›Der arme alte Bodicote‹, wie du ihn nennst, war in Wirklichkeit ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse. Er betrieb Bücherdiebstahl im großen Stil. Er war ein Voyeur, ein Spanner. Eine widerliche Angewohnheit, ganz gleich unter welchen Umständen auch immer. In Bodicotes Fall erwies sich das als tödlich.« In Alans Stimme schwang resignierte Verzweiflung mit.
    »Und sie alle wussten Bescheid! Das ganze gottverdammte Dorf! Er hat sich an im Auto knutschende Pärchen angeschlichen oder was sie sonst noch in warmen Sommernächten hinter Hecken so alles treiben. Er hat vor den Cottage-Fenstern gespannt oder heimlich beobachtet, wie junge Frauen ihre Unterwäsche auf die Wäscheleine hängen. Er war eine absolute und ausgemachte Pest! Aber hat irgendeiner aus dem Dorf etwas davon Gwyneth Jones gegenüber erwähnt, als sie nach seinem Tod Erkundigungen über ihn eingezogen hat? O nein! Sie haben von seiner Familie erzählt, über ihre Erinnerungen aus fernen Schultagen geplaudert, sein Expertenwissen gelobt, was die Ziegenzucht angeht! Haben sie auch nur ein Wort über seine widerlichen kleinen Angewohnheiten verloren? Nicht eins! Weil er, trotz allem, einer von ihnen war. Einer aus dem Dorf. Am deutlichsten war noch Yvonne Goodhusband, als sie Sally gegenüber erwähnte, dass Bodicote ›sich herumtreibe‹, aber sie sich alle daran gewöhnt hätten. Die arme Sally erkannte trotz der Drogen, dass die Polizei sich vielleicht für das interessieren könnte, woran sich die Dorfbewohner gewöhnt hatten, doch in ihrer Verwirrung vergaß sie es, und es fiel ihr erst viel später wieder ein.«
    »Man soll nicht schlecht über die Toten sprechen«, erinnerte Meredith ihn.
    »Das gilt in vielen Gemeinschaften selbst heute noch.« Alan schluckte einen Bissen von seinem Steak und griff nach der Weinflasche, um ihre Gläser nachzufüllen.
    »Weißt du, was mich am meisten ärgert? Der alte Bursche hat mir gegenüber mehr oder weniger ein Geständnis abgelegt! Im Verlauf unserer Unterhaltung an jenem Abend, nachdem die Briefbombe bei den Caswells hochgegangen war, habe ich ihn gefragt, was er gemacht habe, als er die Explosion hörte. Er sagte mir, er sei als Erstes nach draußen gerannt, um nach Jasper zu sehen. Als Nächstes sei er in den Garten der Caswells gegangen, habe sich von hinten ihrem Haus genähert und belauscht, wie Sally und Liam in der Küche stritten, bevor er hinüber zu Liams Arbeitszimmer gegangen sei, um durchs Fenster zu gucken. Ich hätte gleich erkennen müssen, dass der alte Mann diese Runde schon viele Male gedreht haben muss! Selbst Liam hat sich bei uns beschwert, dass Bodicote herumschnüffele! Oder nimm die Art und Weise, wie Bodicote mir gegenüber Liams Computer beschrieben hat. ›Diese Maschine war an, diese Art Fernseher, und der ganze Bildschirm war voller Schrift …‹ Das ist nicht die Beschreibung eines Mannes, der weiß, was ein

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