Ein schmutziges Spiel
Ihr Name?«
»Jaymie Zarlin. Ich bin Privatermittlerin, und ich wurde beauftragt, den Mord an Lili Molina zu untersuchen.« Vom Fenster klang ein scharfes Geräusch herab, doch als ich hinaufsah, war Lance verschwunden. »Soweit ich informiert bin, hat Mrs Molina für Sie gearbeitet?«
»Ja, das hat sie. Aber … entschuldigen Sie, ich dachte, sie hätten den Jungen verhaftet, der …«
»Ein Irrtum. Er war es nicht.«
»Oje. Bitte sagen Sie mir, wie ich Ihnen helfen kann.«
Wie es schien, hatte ich inmitten dieses prätentiösen Haufens Stuck und Beton einen echten Menschen gefunden. »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, wenn es Ihnen recht ist.« Ich sprach leise. Zwar konnte ich Lance nicht sehen, aber ich hatte das Gefühl, dass er lauschte.
»Auf jeden Fall. Wenn ich Teresa nur helfen kann.« Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute zu dem offenen Fenster hinauf. »Lance, Liebling? Ms Zarlin und ich gehen in den Garten, um uns zu unterhalten. Lance, bist du noch da oben? Stell deinen Wagen in die Garage, bevor dein Vater nach Hause kommt.«
Also gehörte der Mercedes Lance, und Daddy war auf dem Heimweg. Ich hielt es für eine gute Idee, meine Fragen zu stellen, ehe Vincent in Erscheinung träte.
Ich folgte der Dame des Hauses an einigen wunderbar gepflegten Blumenbeeten vorbei zu einer grünen Wiese. Unterwegs begegneten wir einem Gärtner, der vor einem Rosenbusch kniete. Die Pflanze war über und über mit roten Blüten bedeckt, ein Rot, so dunkel, dass es beinahe schwarz erschien.
»Gute Arbeit, Enrique. Ich weiß, das ist mühselig.« Maryjune schaute mich an und kicherte. »Denken Sie nur nicht, wir würden die Dornen aller Rosenbüsche entfernen, Ms Zarlin. Das tun wir nur bei denen, die nahe an den Wegen wachsen.«
Man stelle sich vor, ein Leben ohne Dornen! »Äh, bitte, nennen Sie mich Jaymie.« Mir fiel beim besten Willen nichts anderes ein.
»Gern, wenn Sie mich Maryjune nennen.« Wir spazierten auf unserem üppig smaragdgrünen Pfad um einige weitere Kurven.
»Setzen wir uns hierher, Jaymie. Dieser Garten ist fertig – falls ein Garten das je sein kann. Zumindest werde ich hier nicht abgelenkt, weil ich mich ständig umschauen muss und überlege, was als Nächstes zu tun ist. Ich bin in dem Punkt ein bisschen fanatisch, wissen Sie?« Wieder kicherte sie.
Ich stellte fest, dass es mir unmöglich war, die Frau nicht zu mögen. Nebeneinander nahmen wir auf einer verwitterten Teakholzbank Platz.
»Ich wollte Sie nach Teresa fragen, Maryjune. Soweit ich weiß, hat sie bis vor ungefähr einem Jahr für Sie gearbeitet. War sie eine gute Mitarbeiterin?«
»Oh, aber ja. Die beste, wissen Sie? Teresa habe ich voll und ganz vertraut. Sie hat hart gearbeitet – zu hart, dachte ich bisweilen. Manchmal sah sie aus wie eine Vogelmutter mit einem Nest voller Küken, einfach nur müde und ausgelaugt. Sie hat hier drei volle Tage pro Woche gearbeitet. Vincent hat es gern sauber und ordentlich. Und sie hatte noch fünf oder sechs andere Häuser, können Sie sich das vorstellen? Sie hat natürlich wegen ihrer Mädchen so schwer geschuftet. Wissen Sie, Teresa ist so kompetent, ich dachte immer, sie könnte viel mehr als putzen. Aber – ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich Ihnen das erzähle – Teresa ist eine Illegale .«
»Das schränkt ihre Möglichkeiten deutlich ein, so viel steht fest. Aber sagen Sie, warum hat Teresa Sie verlassen? Soweit ich verstanden habe, haben Sie sie entlassen?«
»Ach … das war Vince.« Maryjune zupfte ein totes Blatt von einem Strauch. »Er hat darauf bestanden. Wir haben uns deswegen sogar gestritten.« Sie sah mir in die Augen. »Wir streiten nicht oft. Ich sehe keinen Sinn darin, wissen Sie? Aber da …«
»Da haben Sie ihm die Stirn geboten«, half ich ihr auf die Sprünge.
»Ja, da habe ich ihm die Stirn geboten. Vince hat behauptet, es wäre zu riskant für sein Unternehmen, eine Illegale zu beschäftigen. Aber ich habe das für Unsinn gehalten. Fast in jedem Haus in Santa Barbara arbeitet eine Putzfrau, die illegal im Land ist, um Himmels willen!« Sie zuckte mit den Schultern. »Tja, jetzt habe ich einen Reinigungsdienst. Der ist sehr unpersönlich und nicht annähernd so gut wie Teresa.«
»Wie hat Teresa das aufgenommen – gefeuert zu werden, meine ich?«
»Oh, sie war ziemlich aufgelöst. Aber dann hat Vince mit ihr gesprochen und es in Ordnung gebracht.« Maryjune schaute mich an. »Mein Mann ist leicht erregbar, und manche
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