Ein stuermischer Retter
wollte er diese Worte noch unterstreichen.
Die Frau gehört mir. Das unerbittliche Feststellen einer Tatsache. Faith erschauerte. Musste sie jetzt vor vier Männern fliehen, anstatt vor drei? Sie sah zu ihm auf, eine große, gesichtslose Silhouette vor dem Feuer. Ihr Zorn regte sich. Sie gehörte keinem Mann. Seit sie Felix verlassen hatte, dachten alle möglichen Männer anscheinend, sie könnten sich einfach bedienen. War das wirklich erst zehn Tage her? Ihr erschien es eher wie ein nicht enden wollender Albtraum, der von Mal zu Mal schlimmer wurde.
Der erste Mann fluchte. „Das Flittchen gehört uns, wir haben es zuerst gefunden." Er spuckte aus. „Sie können die Frau haben, wenn wir mit ihr fertig sind."
Sie hatten vor, sie sich zu teilen? Großer Gott! Faith fing wieder an zu zittern. Sie sah sich nach einer Waffe um, einem Messer vielleicht oder einem dicken Stock, aber sie konnte nichts Nützliches entdecken. Die dicksten Äste waren ins Feuer geworfen worden. Sie würde fliehen müssen. Wieder einmal. Ihr Seitenstechen hatte aufgehört und ihr Atem ging - fast - wieder regelmäßig. Das Gesicht tat ihr weh und der Knöchel schmerzte, aber alles in allem war sie besser imstande zu rennen als noch vor kurzer Zeit. Sie beugte sich unauffällig nach vorn und begann, ihre schweren Stiefel aufzuschnüren. Im Sand würde sie barfuß schneller sein.
Der Hüne bückte sich und packte ihr Handgelenk. „Lassen Sie das", forderte er sie sanft auf und zog sie wieder zu sich hoch. „Sie werden nicht weglaufen müssen. Sie haben mein Wort, dass Sie in Sicherheit sind." Lauter und mit einem drohenden Unterton rief er den Männern zu: „Dieses Mädchen gehört zu mir, und ich werde es mit niemandem teilen. Es bleibt bei mir." Er wandte sich leise an Faith. „Sehen Sie die Satteltaschen dort drüben auf der Decke neben der Gitarre? In ihnen befinden sich zwei Pistolen. Holen Sie sie mir, seien Sie ein braves Mädchen. Ich will diese Schurken nicht aus den Augen lassen."
Seien Sie ein braves Mädchen? Das klang nicht gerade so, als wollte er ihr Gewalt antun.
„Wir haben sie zuerst entdeckt!", rief einer der Männer wütend.
„Sie wollen sie haben? Dann kommen Sie und holen sie sich. Aber vorher werden Sie mich umbringen müssen." Zu Faiths Erstaunen lächelte er erneut. Doch an diesem Lächeln war nichts Freundliches oder Belustigtes. Es war eher wie eine zähnefletschende Vorfreude auf einen Kampf.
Hämisches Gelächter ertönte. „Pah, wir sind drei gegen einen, Engländer! Wir
werden Sie an die Fische verfüttern!"
Wieder lächelte Faiths Engländer dieses schreckliche Lächeln, als wollte er sagen:
Wir werden ja sehen.
Faith fand die Pistolen, eilte zu ihm zurück und drückte sie ihm in die Hände. Die Männer im Schatten murmelten etwas, als diskutierten sie miteinander. Oder schmiedeten einen Plan.
Er prüfte die Pistolen ohne Eile. Faith starrte ihn an und bewunderte seine Ruhe. Einer gegen drei! Er war groß und breitschultrig, aber nicht so stämmig wie die drei anderen. Wahrscheinlich waren sie die Sorte von Rohlingen, die bis an die Zähne mit Messern bewaffnet waren, und obwohl der Engländer zwei Pistolen hatte, konnte er damit bestenfalls auch nur zwei der Angreifer unschädlich machen. Diese schrecklich ungleich verteilten Chancen schienen ihn nicht im Geringsten zu beunruhigen. Plötzlich empfand sie so etwas wie Selbstverachtung. Dieser Mann, ein Fremder, dessen Namen sie nicht einmal kannte, setzte für sie sein Leben aufs Spiel. Sie sollte sich nicht hinter ihm verschanzen und es ihm und seinem Hund überlassen, sie vor den Angreifern zu beschützen. In der letzten Woche hatte sie den Vorsatz gefasst, endlich zu lernen, auf sich selbst aufzupassen und nicht mehr von anderen abhängig zu sein - um nichts auf der Welt! Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, ihren Vorsatz zu beherzigen.
Sie lief zum Feuer, wählte einen dicken, langen Ast aus, der an einem Ende noch brannte, und zog ihn aus den Flammen. Sie bemühte sich, ihr Zittern unter Kontrolle zu bringen und trat neben ihren unbekannten Helden.
„Ich werde ebenfalls kämpfen", rief sie und schüttelte den brennenden Ast in die Richtung der nur schemenhaft zu erkennenden Franzosen.
Ihr Beschützer lachte schallend auf, dieses Mal mit echter Belustigung. „Recht so!" Er hob die Stimme. „Ein Mann, ein Mädchen und ein Hund! Drei gegen drei! Also kommt schon, ihr Schurken, und zeigt, aus welchem Holz ihr geschnitzt seid!"
Faith
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