Ein süßes Abenteuer
Jackson gewandt, fügte er hinzu: „Kann ich meinem alten Freund irgendwie beistehen?“
„Schwerlich, Sir. Mr. Hollis muss mich bei meinen Ermittlungen in einem höchst unerfreulichen Fall unterstützen, ansonsten sehe ich mich gezwungen, ihn zu verhaften.“
„Was hat das zu bedeuten, Frank? Du hast doch nicht etwa gegen das Gesetz verstoßen? Von was für einem Fall sprechen Sie, Mr. Jackson? Wollen Sie ihn wirklich festnehmen?“
„Sofern er mir nicht die Informationen gibt, die ich von ihm benötige, ja.“
„So weit dürfen wir es nicht kommen lassen, Frank. Am besten erzählst du mir die ganze Geschichte, dann kann ich vielleicht etwas für dich tun.“
Zögerlich blickte Frank zwischen dem aufrechten Neville und dem strengen Jackson hin und her, die ihn offenbar beide vor seiner eigenen Torheit retten wollten.
„Sie haben mir Schutz zugesichert, falls ich mit Ihnen zusammenarbeite“, sagte er mit zitternder Stimme zu Jackson. „Werden Sie Ihr Wort halten, wenn ich Ihnen alle Beteiligten nenne, die ich kenne?“
„Natürlich, Sir. Niemand wird von Ihrer Rolle in dieser schmutzigen Affäre erfahren.“
„Welche schmutzige Affäre?“, erkundigte sich Neville in aller Unschuld.
„Das bleibt ein Geheimnis zwischen Mr. Hollis und mir“, erklärte Jackson. „Sicher werden Sie verstehen, dass ich Ihnen keine Einzelheiten anvertrauen darf, Sir Neville.“
„Aber ja, selbstverständlich. Meiner Meinung nach solltest du Mr. Jacksons Angebot annehmen, Frank. Sei vernünftig, nenn ihm die Namen – unter vier Augen, versteht sich –, dann wird alles gut. Und was deine Schulden angeht, kann ich dir vielleicht ein wenig aushelfen.“
Mit diesen Worten verabschiedete sich Neville. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, während er im Vorhof des Gasthofs, wo seine Kutsche stand, auf Jackson wartete. Wahrhaftig, nach dieser kurzen Szene traute er sich zu, auf jeder beliebigen Bühne aufzutreten!
Eine ganze Weile später kehrte Jackson mit grimmiger Miene aus Franks Wohnung zurück. Er schwieg, bis er mit Neville in der Kutsche saß, außer Hörweite neugieriger Ohren.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte Neville endlich. „Gibt es schlechte Nachrichten? Hat die Befragung nichts ergeben?“
„Doch, doch. Aber ich fürchte, eine der Neuigkeiten wird Sie sehr bedrücken. Hollis beteuert, er selbst habe die Bande schon nach kurzer Zeit verlassen, weil er sich nicht mehr dazu überwinden konnte, das zu tun, was man von ihm verlangte. Vermutlich sagt er da die Wahrheit. Außerdem meint er, Sir Stanford versuche neuerdings, mit allen Mitteln zu verhindern, dass seine Machenschaften ans Licht kommen. In dem Fall würde er nämlich alles verlieren.“
„Wenn Sie mir etwas Bedrückendes mitzuteilen haben, dann tun Sie es gleich“, warf Neville ungeduldig ein. „Reden Sie nicht um den heißen Brei herum, ich werde es schon verkraften.“
„Machen Sie sich auf einen Schock gefasst. Kein anderer als Lord Alford, Ihr Cousin und Freund, ist Henry Latimers rechte Hand.“
Neville riss halb entsetzt, halb fassungslos die Augen auf.
„George? Ganz sicher? Dieser nette, harmlose Bursche?“
„Oh ja, ganz sicher. Er mag nett und harmlos wirken, aber laut Hollis hilft er schon seit mehreren Jahren, die Entführungen zu planen. Genauer gesagt, seit Beginn des Komplotts.“
„Ich wünschte, wir säßen in dem Gasthof, vor dem ich auf Sie gewartet habe!“, stöhnte Neville. „Jetzt könnte ich ein ordentliches Glas Brandy vertragen. Nicht so sehr, weil ich mich betroffen fühle, sondern weil George sich in letzter Zeit so aufmerksam um Diana kümmert. Zweifellos weiß er, dass sie sich ebenfalls mit unserem Fall beschäftigt, unter Umständen hat er sogar selbst die Drohbriefe geschrieben.“ Nach einer Pause fuhr er fort: „Nun beunruhigt mich Dianas Verschwinden erst recht. Bei Gott, wenn George ihr auch nur ein Haar krümmt, werde ich ihn persönlich umbringen!“
„Halten Sie sich lieber zurück, Sir Neville. Ich habe keine Lust, Sie wegen Mordes zu verhaften“, bemerkte Jackson. „Bitte überlassen Sie es dem Gesetz, Ihren Cousin zu fassen und zu bestrafen.“
„Dann soll das Gesetz das auch gefälligst tun“, entgegnete Neville heftig. „Sonst sehe ich mich gezwungen, dem Urteil vorzugreifen, indem ich ihn zum Duell fordere.“
„Dabei könnte er Sie töten.“
„Höchst unwahrscheinlich. Er ist ein schlechter Schütze und ein noch schlechterer Fechter. Boxen kann er überhaupt nicht, ich
Weitere Kostenlose Bücher