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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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    Feuer und Blut.
    Pherodos lag reglos in der Dunkelheit, tief in den Eingeweiden der Erde, und lauschte der Stille seines erstarrten Herzens. Massen aus Schlamm, Unrat und verfaulenden Körpern umschlossen seinen zerrissenen Leib, und es schien ihm, als wären sie auch in seine Gedanken eingedrungen, schwer und eiskalt wie der Regen, der in diesen Momenten die Wüste Udhurs weit über ihm in einen Morast verwandelte. Er konnte sie fühlen, die giftigen Tropfen dieses Wassers, und mit jeder Berührung wiederholten sich die Worte, die ihn in der Finsternis erreicht hatten, geflüstert von einer Stimme aus Gold.
    Feuer und Blut.
    Sie beschworen die Feste der Flammen herauf, aus kohlenden Leibern erschaffen und unheilvoll über der Ebene thronend, und die Schreie aus Schmerz und Lust, die sich an den fernen Schwefelbergen brachen. Kurz meinte er, das Zepter der Schatten wieder in seiner Faust zu spüren, erinnerte sich an das zarte Fleisch der Sklaven auf seiner Zunge und fühlte die Leiber derer, die sich an den seinen pressten und ihm Befriedigung verschafften in seiner unersättlichen Gier. Er riss ihnen die Haut auf, spie ihr Blut über die Ebene und pflasterte seine Wege mit ihren Schädeln, und sie drängten sich nur näher um ihn, als würde seine Grausamkeit ihnen noch in tiefster Qual und Ohnmacht Lust verschaffen. Ja, er war ihr König gewesen, und er hatte sein Reich durchdrungen mit jedem Gedanken und jeder Faser seines Körpers – bis zu jener Nacht, die alles verändert hatte. Tausend Jahre war das her oder nicht mehr als einen Wimpernschlag, doch die Worte des Obersten Schergen des Fürsten klangen so deutlich in ihm wider, als würden sie gerade ausgesprochen.
    Mar’ Lakar! Lurtan ar Thornyiel!, hatte Bhrorok gebrüllt. Kinder der Hölle! Zu Asche wird das Licht!
    Und so war es geschehen. Pherodos stand noch einmal auf seinem Turm, sein Blick durchdrang Wüste und Staub, und er sah den Zauber des Pfortenengels im Inneren des Roten Tores aufglühen wie einen erwachenden Fluch. Unerträglich war die Kälte dieses Lichts gewesen, das sich über das Reich der Flammen ergossen und alle Mauern niedergerissen hatte, und Pherodos hörte die Schatten tosen, als sie ineinanderschlugen und den verhassten Glanz mit gewaltigem Donner verschlangen. Die Feste war in den Abgrund der Wüste gestürzt und hatte ihn mit sich gerissen. Er spürte wieder, wie er aus großer Höhe auf die Dünen fiel, und er konnte sie riechen, die Horden, die über ihn hinweggerast waren, endlich befreit nach so langer Zeit. Er jedoch war zerfetzt worden wie die anderen Herrscher der ersten Kreise, zerschmettert und in den Abgrund geschleudert von der entfesselten Magie. Tief, tief war er gefallen, und nun kauerte sein geschundener Leib in der Finsternis wie ein Embryo der Menschen im Bauch der Mutter. Zorn stieg in ihm auf, als er merkte, dass dieser Gedanke etwas widerwärtig Tröstliches hatte, und dennoch wehrte er sich nicht gegen die Stille, die er in ihn pflanzte. Warum auch sollte er das tun? Seine Macht hatte ein Ende gefunden wie sein Reich, und er fühlte wieder die Kälte, die mit lockender Grausamkeit nach seinem Bewusstsein rief. Warum sollte er ihr nicht antworten? Warum sollte er sich nicht in sie versenken wie einst in die Flüche seiner Wüste, sich ihr überlassen, als wäre er tatsächlich ein Kind im Mutterleib, und endlich nichts mehr denken und fühlen als dies: ewige Finsternis?
    Feuer und Blut.
    Die Worte stachen nach ihm wie das verfluchte Licht der Oberwelt, und ein Schatten glitt über seine Lider – ein goldener Schatten war es, der ihm ein anderes Bild vor Augen rief. Er sah sich auf den Knien, umtost von Splittern aus Eis. Wie lange war es her, dass er in die Dunkelheit hinabgestiegen war? Wie lange war es her, dass er das Licht für alle Zeiten hinter sich gelassen hatte? Er erinnerte sich nicht, aber er fühlte das Blut, das aus den Stümpfen seiner Schwingen über seinen Rücken rann und seinen Körper schwarz färbte, und er hörte die Stimme aus Gold, die ihn hieß aufzustehen als ein Diener der Flammen. Wie damals hob er den Blick und meinte, den Fürsten der Hölle vor sich zu sehen, den einzig wahren Engel der Welt, und wie damals wusste er, dass er noch nie zuvor ein solches Wesen gesehen hatte: ein Geschöpf aus Licht, dessen Finsternis ihn auf diese Weise anzog. Luzifers Stimme hatte ihn aus seinen Fesseln befreit, hatte ihn durch die Kreise des Pandämoniums geführt und ihm die Flammen der

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