Eine Marcelli geht aufs Ganze
versteht, was einmal im Monat mit uns los ist.«
»Aber er ist mein Dad. Es ihm zu sagen ist total krank.«
»Deine Periode zu bekommen ist ein natürlicher Prozess des Lebens, Kelly. Er muss wissen, was dich heute Morgen so traurig gemacht hat.«
Sie seufzte schwer. »Okay. Aber ich will nicht mit ihm darüber reden. Niemals. Das meine ich ernst.«
»Das kann ich verstehen. Warum suchst du nicht schon mal einen Film aus, während ich mit Sam telefoniere?«
Francesca musste ein paar Minuten in der Leitung warten, dann hörte sie Sams schokoladig-samtige Stimme.
»Also, was war der Grund für die Krise?«
»Kelly hat ihre Tage bekommen. Es sind ihre ersten, und da ist sie verständlicherweise total ausgeflippt. Außerdem hatte sie keine entsprechenden Hygieneartikel da, und es war ihr alles viel zu peinlich, um dich darauf anzusprechen.«
»Das war alles?«, fragte Sam. »Ihre Tage?«
Francesca runzelte die Stirn. »Das ist eine große Sache. Mädchen haben sehr ambivalente Gefühle, was diesen Teil des Erwachsenwerdens angeht. Es ist immerhin der körperliche Beweis dafür, dass sie nie wieder Kind sein werden. Außerdem ist es echt kein Vergnügen und oft mit ziemlichen Schmerzen verbunden.«
»Wie auch immer. Sie kann sich nicht jedes Mal verstecken, wenn sie ein Problem hat. Hör mal, ich muss zurück zu meinem Meeting. Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast. Ich werde mich darum kümmern, wenn ich heute Abend nach Hause komme. Bye.«
Er legte auf. Francesca starrte das Telefon an. »Wie auch immer?«, wiederholte sie mehr als nur ein wenig erbost. »Das ist deine einzige Reaktion auf dieses unglaublich wichtige Ereignis im Leben deiner Tochter? Und du wirst dich darum kümmern? Ich glaube nicht.«
Kelly kam in die Küche. »Alles in Ordnung?«
Francesca legte das Telefon beiseite und lächelte. »Vollkommen«, log sie fröhlich. Es hatte keinen Sinn, Kelly traurig zu machen. Nicht wenn das arme Kind sich sowieso nicht gut fühlte. Francesca würde sich Sam schnappen, bevor er mit Kelly reden konnte. Irgendwie würde sie ihn schon davon überzeugen, dass er seiner Tochter eine Pause gönnen und ihr gegenüber etwas sensibler sein musste.
Sam spürte erneut einen leichten Kopfschmerz. Das kam regelmäßig vor, seitdem Kelly in sein Leben getreten war. Er ignorierte das Weinregal auf dem Tresen und wandte sich direkt dem harten Zeug zu. Nachdem er sich ein Glas genommen hatte, trat er an die Bar und öffnete eine Flasche Single Malt Scotch.
»Ich mache keine Witze, Sam.« Francesca war ihm gefolgt. Du liegst komplett falsch. Das ist eine Frauenangelegenheit, die du unmöglich verstehen kannst. Du wirst mir einfach glauben müssen.«
Er trank sein Glas in zwei Zügen aus. Die Flüssigkeit brannte in seiner Kehle und seinem Magen. Er schenkte sich nach.
»Sie hätte es mir einfach sagen können.«
»Nein, das konnte sie eben nicht. Es war ihr peinlich und sie hatte Angst. Ich würde gerne sehen, wie du reagierst, wenn du aufwachst und um dich herum überall Blut ist.«
Das Bild gefiel ihm gar nicht, also ignorierte er es. »Sie hat mich aus ihrem Zimmer ausgesperrt, sie ist nicht herausgekommen, und sie hat mir nicht gesagt, was los ist.«
»Und das aus gutem Grund.«
»Ich bin ihr Vater.«
»Du bist ein Fremder für sie. Wie lange ist es her, dass Kelly bei dir vor der Tür stand – die paar Wochen? Das reicht nicht, um einander wirklich kennenzulernen.« Sie lehnte sich gegen die Bar. »Du bist dir ja noch nicht mal sicher, ob du sie gerne bei dir hast.«
»Manchmal nicht«, gab Sam zu. Er ging zum Sofa und setzte sich. »Aber manchmal ...« Er zuckte mit den Schultern.
Francesca setzte sich auf die Kante des Clubsessels und beugte sich ein wenig vor. »Sei etwas nachsichtig mit ihr, was diese Sache angeht.«
»Es war falsch von ihr, mich aus ihrem Zimmer auszusperren. Nächstes Wochenende werde ich das Schloss ausbauen lassen.«
»Fein, aber tue es nicht in einem Wutanfall.«
Er schaute sie an. »Warum ergreifst du ihre Partei? Ich dachte, du wärst auf meiner Seite.«
»Ich bin die neutrale dritte Partei.«
Der Klang dieser Worte gefiel ihm gar nicht. »Francesca, ich hatte einen höllischen Tag. Ich hatte Kundenbesuch und habe mir den ganzen Morgen Sorgen um Kelly gemacht, nur um zu erfahren, dass sie wegen nichts und wieder nichts einen riesigen Aufstand gemacht hat.«
»Für sie ist es aber wichtig.«
Er war nicht überzeugt. »Ich wollte einfach nur einen ruhigen Abend
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