Eine zu wenig im Bett

Liga spielte wie Sherman – nicht mit diesem Körper, diesem Lächeln und diesen großen braunen Augen. Lindsay vertraute da auf ihren Instinkt.
    Sie lehnte noch immer an der Tür, als es klopfte. Unwillkürlich machte sie einen Satz nach vorn. Sie warf einen Blick auf die Uhr in ihrem Wohnzimmer. Tatsächlich hatte sie geschlagene fünf Minuten zusammengesunken an ihrer Tür gelehnt, um sich zu sammeln. Hunter war da.
    Sie öffnete die Tür, hielt den Knauf in der Hand, lehnte sich lässig heraus und tat so, als wäre sie vollkommen entspannt. Als hätte sie ihn nicht gerade beinahe nackt gesehen. “Hi.”
Du hast dir etwas übergezogen. Wie schade.
    “Hi.”
    Als sie sein Cubs-T-Shirt und seine Kakishorts musterte, schien sie einen Röntgenblick zu entwickeln. Wie durch ein Wunder schienen seine Kleider sich in Luft aufzulösen – bis auf die Boxershorts oder was auch immer er darunter trug. Für diese Körperpartie konnte sie offenbar kein Bild heraufbeschwören. Und sie würde sie auch nie zu Gesicht bekommen.
Nein. Niemals.
    “Ich habe meinen Schraubenzieher gefunden.” Er hielt ihn hoch – die ganzen fünfunddreißig Zentimeter.
    “Wow.” Sie machte einen Schritt zurück und ließ ihn in die Wohnung. “Das nenne ich einen Schraubenzieher.” Sie fragte sich, ob Männer große Schraubenzieher kauften, um möglicherweise ihre mangelnde Männlichkeit auszugleichen. Nicht, dass es von Bedeutung gewesen wäre. Nicht für sie. Sie war für einen Typ, der sich über eine Enttäuschung hinwegtrösten wollte, nicht zu haben – ob er nun Besitzer eines großen oder eines kleinen Schraubenziehers war.
    “Er ist vermutlich zu groß für das, was wir vorhaben”, sagte er. “Aber es war der einzige, den ich finden konnte. Ich glaube, ich habe ihn mal für eine Autoreparatur benötigt.”
    “Ich kann nicht sagen, ob er passt oder nicht.” Sie wies auf das Chaos auf dem Fußboden. “Offensichtlich habe ich es nicht einmal geschafft, herausfinden, wie die einzelnen Bauteile zusammengehören. Ganz zu schweigen davon, welche Schraube in welches Loch gedreht werden muss …” Und das klang ganz eindeutig zweideutig. Das hatte sie nicht gewollt. Wirklich nicht. Sie würde jetzt nicht auf seine Shorts starren. Nein, das würde sie
nicht
tun.
    Hunter betrachtete die verstreuten Teile und klopfte nachdenklich mit dem Griff des Schraubenziehers in seine Handfläche. “War eine Bauanleitung dabei?”
    Ja, aber deine … Bauanleitung interessiert mich viel mehr.
Sie musste damit aufhören. Alles erinnerte sie an Sex. “Sie meinen die Aufbauanleitung, die ich unter mein Schlafsofa geworfen habe?” Warum hatte sie jetzt gesagt, dass es sich um ein Schlafsofa handelte? Ob ihn das interessierte? Hatte sie unbedingt darauf hinweisen müssen, dass es sich um eine Ausziehcouch handelte?
Nein.
Aber im Augenblick schien sie vom Thema Sex wie besessen zu sein. Sie ging um zwei Bretter herum und hob das Heftchen auf, das auf dem Boden lag.
    Er räusperte sich. “Diese Schlafsofas sind großartig, wenn man Gäste hat. Und das sieht nach einer sehr gemütlichen Ausziehcouch aus.”
    Und du darfst mich gern ausziehen. Also los.
“Ich habe es angeschafft, um meine Familie unterzubringen, wenn sie zu Besuch kommt.” Das war schon besser. Über ihre äußerst konservativen Eltern zu sprechen, sollte sie wieder zur Vernunft bringen. “Aber ich überlasse ihnen meistens mein Bett und schlafe selbst auf der Couch. Sie ist erstaunlich bequem. Schön … fest.” Vielleicht aber konnte sie auch nichts mehr zur Vernunft bringen. Jedenfalls nicht, solange ein Mann wie Hunter in ihrem Wohnzimmer stand.
    Er betrachtete die blau karierten Kissen. “Es sieht wirklich sehr bequem aus.”
    “Fast wie ein richtiges Bett.”
Willst du es ausprobieren?
    “Und wenn das Regal steht”, er deutete mit seinem enorm großen Schraubenzieher auf die verstreuten Teile, “sind Sie gut gerüstet, um von dort aus Filme anzuschauen oder Musik zu hören.”
    “Genau.”
Oh, Baby.
Sie wollte das Sofa auf der Stelle ausziehen und das TV-Regal sein lassen. Sie wettete, dass Hunter sehr viel unterhaltsamer sein konnte als alles, was sie in diesem Möbelstück unterbringen konnte. Und sie war davon überzeugt – egal, was seine Freundin behauptet hatte –, dass sein Werkzeug für diesen Job genau richtig war.
    “Dann schlage ich vor, dass wir uns an die Arbeit machen.” Er streckte den Arm aus. “Lassen Sie mich einen Blick in die Bauanleitung