Eisnacht
erleichtert war sie über die Gewissheit, dass sie ihn nie wiedersehen würde. Es war endgültig vorbei. Dutch Burton war aus ihrem Leben verschwunden.
Vor Erschöpfung ließ sie sich rückwärts aufs Bett fallen und legte den Unterarm über die Augen.
Das Klackern der Hagelkörner auf dem Blechdach weckte sie wieder auf.
Die Wortgefechte mit Dutch hatten sie immer erschöpft. Die angespannten Begegnungen mit ihm während der vergangenen Woche, in der sie in Cleary geblieben war, um den Verkauf der Hütte abzuschließen, waren kräftezehrender, als sie sich eingestehen wollte. Nach dem letzten Durchgang hatte ihr Körper ihren Geist gnädig zur Ruhe kommen lassen und ihr etwas Schlaf geschenkt.
Sie setzte sich auf und rieb gegen die Kälte über ihre Arme. Im Schlafzimmer war es dunkel, so dunkel, dass sie nicht einmal ihre Armbanduhr ablesen konnte. Sie stand auf, trat ans Fenster und zog den Vorhang zurück. Es fiel nur wenig Licht durch den Spalt, aber das reichte, um zu erkennen, wie spät es war.
Die Uhrzeit überraschte sie. Sie hatte tief und traumlos geschlafen, aber zu ihrer Überraschung nicht besonders lang. So dunkel, wie es draußen war, hätte sie gedacht, dass es schon viel später war. Die tiefen Wolken, die unter dem Gipfel hingen, hatten eine frühe, bedrohliche Dämmerung geschaffen.
Inzwischen war der Boden mit einer durchgehenden Hagelschicht bedeckt. Immer noch fielen Hagelkörner, vermischt mit Eisregen und dem, was die Meteorologen als Graupel bezeichnen, winzigen Eiskörnern, die wesentlich heimtückischer aussehen als ihre spitzenbesetzten Cousins. Schon jetzt waren alle Äste in Eispanzer gehüllt, die sichtbar dicker wurden. Kräftige Windböen rüttelten an den Fensterscheiben.
Es war töricht gewesen einzuschlafen. Diesen Fehler würde sie mit einer aufreibenden Fahrt über die Bergstraße bezahlen. Selbst nachdem sie es nach Cleary geschafft hatte, würde der Wettersturz die Heimfahrt nach Atlanta höchstwahrscheinlich um ein Vielfaches verlängern. Nachdem sie hier alles erledigt hatte, wollte sie so schnell wie möglich zurück, zurück in ihren Alltag, in ihr vertrautes Leben. In ihrem Büro würden sich unbeantwortete Anfragen, E-Mails und unerledigte Projekte häufen, mit denen sie sich umgehend befassen musste. Aber statt die Rückkehr zu fürchten, freute sie sich darauf, die Aufgaben anzugehen, die auf sie warteten.
Abgesehen davon, dass sie Heimweh nach ihrer Arbeit hatte, konnte sie es kaum erwarten, Dutchs Heimatstadt zu verlassen. Sie liebte die Atmosphäre in Cleary und die schöne, gebirgige Umgebung. Aber die Menschen hier kannten Dutch und seine Familie seit Generationen. Solange sie seine Frau gewesen war, hatte man sie warmherzig auf und angenommen. Seit sie sich von ihm hatte scheiden lassen, behandelten die Einheimischen sie spürbar kühler.
Wenn sie bedachte, wie wütend er aus der Hütte hinausgestampft war, war es höchste Zeit, dass sie sein Territorium verließ.
Eilig trug sie ihren Koffer ins Wohnzimmer und stellte ihn neben der Tür ab. Dann unterzog sie die Hütte einer letzten kurzen Inspektion, bei der sie sich davon überzeugte, dass alles ausgeschaltet war und sie nichts zurückgelassen hatten, was ihr oder Dutch gehörte.
Zufrieden, dass alles in Ordnung war, zog sie Mantel und Handschuhe an und öffnete die Haustür. Der Wind packte sie mit einer Kraft, die ihr den Atem verschlug. Sobald sie auf die Veranda trat, peitschten ihr Eiskristalle ins Gesicht. Sie musste ihr Gesicht abschirmen, aber für eine Sonnenbrille war es eindeutig zu dunkel. Die Augen gegen den Hagel zusammengekniffen, trug sie den Koffer zum Auto und stellte ihn auf die Rückbank.
Dann kehrte sie ein letztes Mal in die Hütte zurück und benutzte ihren Inhalator. Die kalte Luft konnte einen Asthmaanfall auslösen. Der Inhalator würde das verhindern helfen. Zuletzt zog sie, ohne sich einen letzten nostalgischen Blick zu gönnen, die Tür zu und schloss mit ihrem Schlüssel den Sperrriegel ab.
In ihrem Auto war es kalt wie in einem Eisschrank. Sie startete den Motor, musste aber abwarten, bis die Scheibenheizung warm geworden war, bevor sie losfahren konnte; die Windschutzscheibe war komplett vereist. Den Mantel fest um den Leib geschlungen, schob sie Nase und Mund in den hochgeschlagenen Kragen und konzentrierte sich darauf, gleichmäßig zu atmen. Ihre Zähne klapperten, und sie schlotterte am ganzen Leib.
Endlich war die Luft aus den Lüftungsschlitzen warm genug, um
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