Elenium-Triologie
borgen und Euch beide geben«, erbot er sich. »Dann könnt Ihr den Bhelliom aus dem Beutel nehmen. Ich wette, daß dabei auch Ihr den Schatten sehen werdet.«
»Schlagt das nicht einmal vor, Sperber!« Sie schauderte. »Ich würde von keinem großen Nutzen für Euch sein, wenn ich plötzlich verschwände – für immer.«
»Sephrenia«, sagte er in leicht mißbilligendem Tonfall, »war ich eine Art Versuchsperson? Ihr warnt jeden, den Bhelliom zu berühren, aber Ihr habt nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als Ihr mich veranlaßt habt, ihn Ghwerig abzujagen. War ich
etwa nicht in Gefahr? Wolltet Ihr nur herausfinden, ob es mich zerreißen würde, wenn ich ihn in die Hand nehme?«
»Macht Euch nicht lächerlich, Sperber. Jeder weiß, daß es Eure Bestimmung ist, den Bhelliom zu führen.«
» Ich nicht.«
»Darauf wollen wir jetzt nicht weiter eingehen, Lieber. Wir haben bereits Probleme genug. Findet Euch einfach damit ab, daß Ihr mit dem Bhelliom verbunden seid. Ich denke, daß wir uns jetzt mit diesem Schatten beschäftigen sollten. Was ist er, und was tut er?«
»Er folgt offenbar dem Bhelliom – und den Ringen. Meint Ihr, daß ich vor weiteren Mordanschlägen sicher bin? Perraine auf mich anzusetzen, war doch Martels Idee, oder?«
»Ich weiß nicht, ob wir das mit Sicherheit annehmen können. Martel lenkte Perraine, aber vielleicht ist auch Martel gelenkt worden – ohne daß er es bemerkt hat.«
»Ich sehe schon, das ist wieder eine dieser Diskussionen, die mir Kopfschmerzen bereiten.«
»Trefft Vorsichtsmaßnahmen, Lieber«, wies sie ihn an. »Seid stets auf der Hut! Aber nun wollen wir uns erst einmal auf die Suche nach Ehlana machen. Sie wird verstimmt sein, wenn Ihr sie jetzt vernachlässigt.«
Sie waren alle etwas stiller, als sie sich an diesem Abend zusammensetzten. Diesmal trafen sie sich jedoch nicht im pandionischen Ordenshaus, sondern in einem großen, prunkvoll eingerichteten Zimmer, das unmittelbar an die Privatgemächer des Erzprälaten anschloß. Der Raum diente üblicherweise als Ratskammer für die Besprechungen der höchsten Kirchenmänner. Sie hatten sich auf Sarathis persönliche Bitte dort eingefunden. Sperber fiel auf, daß Tynian abwesend war. Die Wände der Ratskammer waren getäfelt. Blaue Vorhänge waren vor die Fenster gezogen, und blaue Teppiche bedeckten den Fußboden. Ein großes religiöses Fresko zierte die Decke.
Die Tür öffnete sich, und Dolmant kam herein. Alle erhoben sich und beugten das Knie.
»Bitte!« sagte Dolmant müde. »Verschont mich damit. Das tun die Leute jetzt unablässig, seit die überschlaue Königin von Elenien mich auf einen Platz manövriert hat, den ich nicht wollte!«
»Aber Sarathi!« tadelte sie. »So was sagt man doch nicht!«
»Wir haben viel zu besprechen, meine Freunde, und Entscheidungen zu treffen.« Er ließ sich auf seinen Platz am Kopfende des langen Tisches in der Mitte des Gemachs nieder. »Bitte, setzt Euch, und dann laßt uns beginnen!«
»Wir müssen Eure Krönung ansetzen, Sarathi. Wann wäre sie Euch genehm?« fragte Patriarch Emban.
»Sie kann warten. Vertreiben wir erst einmal Otha von unserer Schwelle. Ich lege keinen Wert auf seine Teilnahme«, sagte er. »Nach meinem Dafürhalten haben wir zwei Möglichkeiten. Wir können gen Osten marschieren, bis wir auf die Zemocher stoßen, und dann auf offenem Gelände gegen sie kämpfen. Oder wir können ein geeignetes Terrain suchen und dort auf sie warten. Die erste Möglichkeit würde Otha weiter von Chyrellos fernhalten, die zweite würde uns Zeit für die Errichtung von Befestigungsanlagen geben. Beide haben ihre Vor-, aber auch ihre Nachteile.« Er blickte seine Freunde an. »Was meint ihr?«
»Ich denke, wir sollten erst feststellen, wie die Streitkräfte bestellt sind, gegen die wir kämpfen werden«, meinte König Dregos.
»Es gibt massenweise Menschen in Zemoch«, erinnerte König Obler.
»Weiß Gott!« Wargun verzog das Gesicht.
»Wir können also annehmen, daß der Feind uns zahlenmäßig überlegen ist«, fuhr Obler fort. »Wenn ich mich recht an militärische Strategie erinnere, würde uns das zwingen, zu Verteidigungsmaßnahmen Zuflucht zu nehmen. Bevor wir in die Offensive gehen können, müssen wir Othas Streitkräfte dezimieren.«
»Noch eine Belagerung!« stöhnte Komier. »Ich hasse Belagerungen!«
»Wir kriegen nicht immer, was wir möchten, Komier«, sagte Abriel. »Aber es steht uns noch eine dritte Möglichkeit offen, König Wargun. In
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