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Emil und die Detektive

Emil und die Detektive

Titel: Emil und die Detektive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Professor. »Ich hielte es wahrscheinlich wieder nicht in Neustadt aus, mit drei Plätzen und dem Amselpark.« 
    »Man gewöhnt sich dran«, sagte Emil, »aber schön ist Berlin. Keine Frage, Professor. Wunderschön.« 
    »Ist deine Mutter eigentlich sehr streng?« fragte der Berliner Junge.
    »Meine Mutter?« fragte Emil, »aber keine Spur. Sie erlaubt mir alles. Aber ich tu's nicht. Verstehst du?« 
    »Nein«, erklärte der Professor offen, »das versteh ich nicht.« 
    »So? Also paß mal auf. Habt ihr viel Geld?« 
    »Das weiß ich nicht. Wir sprechen zu Hause wenig drüber.« 
    »Ich glaube, wenn man zu Hause wenig über Geld spricht, hat man viel von der Sorte.« Der Professor dachte einen Moment nach und sagte: »Das ist schon möglich.« 
    »Siehst du. Wir sprechen oft darüber, meine Mutter und ich. Wir haben eben wenig. Und sie muß fortwährend verdienen, und trotzdem reicht es an keiner Ecke. Aber wenn wir einen Klassenausflug machen, gibt mir meine Mutter genau so viel Geld mit, wie die anderen Jungen kriegen. Manchmal sogar noch mehr.« 
    »Wie kann sie das denn?« 
    »Das weiß ich nicht. Aber sie kann's. Und da bring ich dann eben die Hälfte wieder mit.« 
    »Will sie das?« 
    »Unsinn! Aber ich will's.« 
    »Aha!« sagte der Professor, »so ist das bei euch.« 
    »Jawohl. So ist das. Und wenn sie mir erlaubt, mit Prötzsch aus der ersten Etage bis neun Uhr abends in die Heide zu gehen, bin ich gegen sieben wieder zurück. Weil ich nicht will, daß sie allein in der Küche sitzt und Abendbrot ißt. Dabei verlangt sie unbedingt, daß ich mit den andern bleiben soll. Ich hab's ja auch versucht. Aber da macht mir das Vergnügen gar kein Vergnügen mehr. Und im Grunde freut sie sich ja doch, daß ich früh heimkomme.« 
    »Nee«, sagte der Professor. »Das ist bei uns allerdings anders. Wenn ich wirklich zeitig nach Hause komme, kann ich wetten, sie sind im Theater oder eingeladen. Wir haben uns ja auch ganz gerne. Muß man schon sagen. Aber wir machen wenig Gebrauch davon.« 
    »Es ist eben das einzige, was wir uns leisten können! Deswegen bin ich noch lange kein Muttersöhnchen. Und wer das nicht glaubt, den schmeiße ich an die Wand. Es ist eigentlich ganz einfach zu verstehen.« 
    »Ich versteh es schon.« Die zwei Knaben standen eine Zeitlang im Torbogen, ohne zu sprechen. Es wurde Nacht. Sterne glitzerten. Und der Mond schielte mit einem Auge über die Hochbahn weg.
    Der Professor räusperte sich und fragte, ohne den andern anzusehn: »Da habt ihr euch wohl sehr lieb?« 
    »Kolossal«, antwortete Emil.

Zwölftes Kapitel - Ein grüner Liftboy entpuppt sich
     
    Gegen zehn Uhr erschien eine Abordnung des Bereitschaftsdienstes im Kinohofe, brachte noch einmal Stullen angeschleppt, als gelte es, hundert hungernde Völker zu füttern, und erbat weitere Befehle. Der Professor war sehr aufgebracht und erklärte, sie hätten hier gar nichts zu suchen, sondern am Nikolsburger Platz auf Traugott, den Verbindungsmann von der Telefonzentrale, zu warten.
    »Sei nicht so ekelhaft!« sagte Petzold. »Wir sind ganz einfach neugierig, wie es bei euch aussieht.« 
    »Und außerdem dachten wir schon, euch sei was zugestoßen, weil Traugott überhaupt nicht kam«, fügte Ge-rold entschuldigend hinzu.
    »Wieviele sind noch am Nikolsburger Platz?« fragte Emil.
    »Vier. Oder drei«, berichtete Friedrich der Erste. »Es können auch nur zwei sein«, meinte Gerold. »Frage sie ja nicht weiter«, rief der Professor wütend, »sonst sagen sie noch, es wäre überhaupt niemand mehr dort!« 
    »Schrei gefälligst nicht so«, sagte Petzold, »du hast mir einen Dreck zu befehlen.« 
    »Ich schlage vor, daß Petzold sofort ausgewiesen wird und daß man ihm verbietet, weiterhin an der Jagd teilzunehmen«, rief der Professor und stampfte mit dem Fuß auf.
    »Es tut mir leid, daß ihr euch meinetwegen zankt«, sagte Emil. »Wir wollen wie im Reichstag abstimmen. Ich beantrage nur, Petzold streng zu verwarnen. Denn es geht natürlich nicht, daß jeder einfach tut, was er will.« 
    »Macht euch ja nicht mausig, ihr Saukerle! Ich gehe sowieso, daß ihr's wißt!« Dann sagte Petzold noch etwas furchtbar Unanständiges und zog ab.
    »Er hat uns überhaupt erst angestiftet. Sonst wären wir gar nicht hierhergelaufen«, erzählte Gerold. »Und Zerlett ist im Bereitschaftslager zurückgeblieben.« 
    »Kein Wort mehr über Petzold«, befahl der Professor und sprach schon wieder ganz ruhig. Er nahm sich mächtig

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