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Emil und die Detektive

Emil und die Detektive

Titel: Emil und die Detektive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Dienstag.
     

    Der kleine Dienstag notierte sich alles gründlich
     
    »Hallo, Dienstag?«
    »Jawohl, am Apparat«, krähte der kleine Dienstag am anderen Ende.
    »Parole Emil! Hier Mittenzwey senior. Der Mann im steifen Hut wohnt im Hotel Kreid, Nollendorfplatz. Das Standquartier befindet sich im Hof der West-Lichtspiele, linkes Tor.« Der kleine Dienstag notierte sich alles gründlich, wiederholte und fragte: »Braucht ihr Verstärkung, Mittendurch?« 
    »Nein!« 
    »War's schwer bis jetzt?« 
    »Na, es ging. Der Kerl nahm sich ein Auto, wir ein andres, verstehst du, und immer hinterher, bis er hier ausstieg. Er hat ein Zimmer genommen und ist jetzt oben. Guckt wahrscheinlich nach, ob wer unterm Bett liegt und mit sich Skat spielt.« 
    »Welche Zimmernummer?« 
    »Das wissen wir noch nicht. Aber wir kriegen's schon raus.« 
    »Ach, ich wäre so gern mit dabei! Weißt du, wenn wir nach den Ferien den ersten freien Aufsatz haben, schreib ich drüber.« 
    »Haben schon andre angerufen?« 
    »Nein, niemand. Es ist zum Kotzen.« 
    »Na servus, kleiner Dienstag.« 
    »Guten Erfolg, meine Herren. Was ich noch sagen wollte ... Parole Emil!« 
    »Parole Emil!« antwortete Mittenzwey und meldete sich dann wieder im Hof der West-Lichtspiele zur Stelle. Es war schon acht Uhr. Der Professor ging, die Wache zu kontrollieren.
    »Heute kriegen wir ihn sicher nicht mehr«, sagte Gustav ärgerlich.
    »Es ist trotzdem das beste für uns, wenn er gleich schlafen geht«, erläuterte Emil, »denn wenn er jetzt noch stundenlang im Auto rumsaust und in Restaurants geht oder tanzen oder ins Theater oder alles zusammen - da können wir ja vorher ruhig ein paar Auslandskredite aufnehmen.« Der Professor kam zurück, schickte die beiden Mittenzwey als Verbindungsleute auf den Nollendorfplatz und war sehr wortkarg. »Wir müssen was überlegen, wie wir den Kerl besser beobachten können«, sagte er, »denkt mal, bitte, scharf nach.« So saßen sie geraume Zeit und grübelten heftig. Da ertönte im Hof eine Fahrradklingel, und in den Hof rollte ein kleines vernickeltes Rad. Darauf saß ein kleines Mädchen, und hinten auf dem Rad stand Kamerad Bleuer. Und beide riefen: »Hurra!« Emil sprang auf, half beiden vom Rad, schüttelte dem kleinen Mädchen begeistert die Hand und sagte zu den ändern: »Das ist meine Kusine Pony Hütchen.« Der Professor bot Hütchen höflich seinen Stuhl an, und sie setzte sich.
    »Also, Emil, du Rabe«, sagte sie, »kommt nach Berlin und dreht gleich 'nen Film! Wir wollten gerade noch mal nach dem Bahnhof Friedrichstraße zum Neustädter Zug, da kam dein Freund Bleuer mit dem Brief. Netter Kerl übrigens. Gratuliere.« Bleuer wurde rot und drückte die Brust raus.
    »Na ja«, erzählte Pony, »die Eltern und Großmutter sitzen nun zu Haus und bohren sich Löcher in den Kopf, was mit dir eigentlich los ist. Wir haben ihnen natürlich nichts erzählt. Ich habe bloß Bleuer noch vors Haus gebracht und bin ein bißchen mit ihm ausgekratzt. Aber ich muß gleich wieder nach Haus. Sonst alarmieren sie das Überfallkommando. Denn noch 'n Kind weg, an ein und demselben Tag, das hielten ihre Nerven nicht aus.« 
    »Hier ist der Groschen für die Rückfahrt«, sagte Bleuer stolz, »den haben wir gespart.« Und der Professor steckte das Geld ein.
    »Waren sie böse?« fragte Emil.
    »Nicht die Bohne«, meinte Hütchen, »Großmutter ist durchs Zimmer galoppiert und hat dauernd gerufen: >Mein Enkel Emil ist erst auf 'nen Sprung beim Reichspräsidenten !< bis sich die Eltern beruhigten. Aber morgen schnappt ihr den Kunden hoffentlich? Wer ist denn euer Stuart Webbs?« 
    »Hier«, sagte Emil, »das ist der Professor.« 
    »Sehr angenehm, Herr Professor«, erklärte Hütchen, »endlich lerne ich mal 'nen richtigen Detektiv kennen.« Der Professor lachte verlegen und stotterte ein paar unverständliche Worte.
    »So, und hier«, sagte Pony, »ist mein Taschengeld, fünfundzwanzig Pfennige. Kauft euch ein paar Zigarren.« Emil nahm das Geld. Sie saß wie eine Schönheitskönigin auf dem Stuhl, und die Jungen umstanden sie wie die Preisrichter.
    »Und nun mach ich mich schwach«, sagte Pony Hütchen, »morgen früh bin ich wieder da. Wo werdet ihr schlafen? Gott, ich bliebe ja zu gern hier und würde euch Kaffee kochen. Aber was soll man machen? Ein anständiges Mädchen gehört in die Klappe. So!
    Wiedersehen, meine Herren! Gute Nacht, Emil!« Sie gab Emil einen Schlag auf die Schulter, sprang auf ihr Rad, klingelte

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