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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Woche suspendieren zu lassen, in den Park zu gehen, um den Frühling, den Herbst, den Winter zu genießen. An die Ferien dachten wir mit Schaudern.
    Und nun sollte alles ein Ende haben; Herr Luigi hatte es sich in den Kopf gesetzt, daß ich die Reifeprüfung ablegen sollte. Seit Jahresfrist hat er mich an das Fahrrad gekettet, damit ich keine Stunde versäume.
    Wie soll ich dies alles Margherita beibringen?
    Am Nachmittag trafen wir einander im Park. Wir setzten uns auf die Bank. Margherita nahm aus ihrem Beutel Nadel, Fingerhut, Schere und Zwirn. Wie oft hat mir Margherita in diesen acht Monaten der Fesselung geduldig das Knopfloch wieder in Ordnung gebracht, und zwar so geschickt, daß Herr Luigi niemals das geringste bemerkt hat!
    Margherita fädelte ein.
    „Nein“, sagte ich, „es ist nicht notwendig. Glücklicherweise hat man mir das Fahrrad gestohlen. Aber heute muß ich unbedingt mit dir sprechen.“
    Margherita verstaute alles wieder sorgfältig in ihrem Beutel. „Margherita“, stammelte ich, „erst heute finde ich den Mut, dir zu sagen, wie sehr mein Herz seit acht Monaten gequält wird. Ich muß dieses Jahr die Reifeprüfung machen! Mein Vater verlangt es. Margherita, versuche mich zu verstehen.“
    Margherita sah mich mit ihren großen tiefen Augen an und fragte mich mit fester, ruhiger, unbefangener Stimme: „Liebst du eine andere?“
    „Nein, Margherita!“
    „Ich glaube dir“, sagte Margherita. „Ich wußte, daß etwas so Schönes nicht ewig dauern kann. So ist das Leben, Giovannino! Auch ich werde die Prüfung machen. Wirst du auf die Universität gehen?“
    „Nein, ich werde arbeiten. Herr Luigi hat mir diesbezüglich ernste Worte gesagt. Wenn ich nach Absolvierung des Lyzeums mit einiger Regelmäßigkeit essen wolle, behauptet er, müsse ich nun arbeiten.“ Mein Vater behauptet wieder, ich müsse nach Absolvierung des Lyzeums an einen Mann denken.“
    Ich fühlte meinen Herzschlag aussetzen.
    „Und du, was wirst du tun?“ fragte ich erbleichend.
    „Ich werde an einen Mann denken. Es ist nichts Schlimmes dabei, an einen Mann zu denken. Zehn Jahre lang habe ich gemeint, das Leben einer Frau bestehe aus dem Lyzeum. Jetzt werde ich meinen, das Leben einer Frau bestehe aus der Ehe. Aus der Ehe mit dir — fügte sie hinzu, als sie sah, daß ich mich plötzlich auf die Bank gesetzt hatte und sie sonderbar anschaute.
    „Aber ich... ich…“, stammelte ich in freudigem Schrecken.
    „Mach dir keine Sorgen!“ Das süße Mädchen, das mich als fünfzehnjährigen Schüler kennengelernt hatte und das mit dem vierundzwanzigjährigen Schüler geschwisterlich die trüben Tage der Schule und die heiteren Tage der Suspendierung teilte, lächelte, und ihre großen schwarzen Augen sagten mir: „Giovannino, Giovannino...“

Die Reifeprüfung

    Herr Luigi ist zufrieden. Ich nicht. Denn ich bin nicht nur mit Stimmeneinheit durchgekommen. Herr Luigi hat mir auch, um das Ereignis zu feiern, sein Jagdgewehr geschenkt, das ich mir, wenn ich schon nicht schieße, doch dann und wann umhängen soll, um so zu tun, als wollte ich in Kleewiesen auf Wachteln und im Akaziengebüsch auf Hasen feuern.
    Dies macht mir große Sorge; denn auch völlig ungeladen kann so ein Gewehr gefährlich werden. Es ist eines von jenen wunderbaren Dingen „aus der Vorkriegszeit“, die besser sind als alles Heutige. Seit vielen Jahren bin ich das Opfer solcher wunderbaren Erzeugnisse der Vorkriegszeit.
    Ich war genau zwölf Jahre alt, als mich Herr Luigi eine seiner Jacken anziehen ließ, wobei er meiner Mutter erklärte, sein Sohn würde einen ausgezeichneten Mantel haben, wenn man das Kleidungsstück mit einem Kaninchenkragen verzierte und die Knöpfe entsprechend versetzte. Ich protestierte; es erschien mir nicht gerecht, daß eine alte Jacke so ohne weiteres die wichtige Rolle eines Winterüberziehers übernehmen sollte. Aber Herr Luigi warf seine Autorität in die Waagschale. „Du hast nie einen besseren Mantel gehabt und wirst nie einen besseren haben. Bedenke, das ist ein Stück aus der Vorkriegszeit! So etwas erzeugt man nicht mehr und wird man nie mehr erzeugen; heutzutage könnte nicht einmal ein Millionär solche Kleidungsstücke tragen!“
    Ich sagte nichts mehr, doch schien es mir sonderbar, daß Kleidungsstücke, die von Schneidern der Vorkriegszeit als Jacken gemacht worden waren, nach dem Krieg mir nichts dir nichts als Mäntel dienen sollten. Mit dreizehn Jahren erhielt ich von Herrn Luigi ein zweites wichtiges

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