Erst ich ein Stück/Minnie, Detektivin
von der Thunfisch-Entführung zu verbreiten. Alle Katzen im Viertel müssen so schnell wie möglich über diese Gefahr informiert werden. Denn nur so können wir verhindern, dass noch mehr von uns verschleppt werden. „Mein Name ist übrigens Rosa“, maunzt die Graue mir zum Abschied zu, dann huscht sie zwischen zwei vorbeirauschenden Autos hindurch auf die andere Straßenseite und verschwindet unter einer Hecke.
Langsam trotte ich zur Gartenpforte.
Gonzos Schnarchen höre ich bis hierhin.
Es ist so laut wie ein Rasenmäher.
Doch dann verstummt es plötzlich
von einer Sekunde auf die andere.
Catnapping (Katzenklau)
Ich bleibe wie angewurzelt stehen und warte darauf, dass das Geschnarche von Neuem losgeht. Ich vernehme jedoch nur ein leises Rascheln. Vielleicht ist Gonzo ja aufgewacht und kommt jeden Moment auf mich zuspaziert. Uaaah! Ich brauche nur an sein dusseliges Gesicht zu denken, schon stellt sich mir das Fell auf und ich würde am liebsten die Flucht ergreifen. Aber versprochen ist nun mal versprochen. Weder will ich Rosa enttäuschen noch Schuld daran haben, wenn es weitere Entführungsopfer gibt. Und so drehe ich mich langsam um, schleiche tief geduckt um den Torpfosten herum und linse in den Garten.
Die Stelle, an der Gonzo eben noch geschlummert hat, ist leer.
Verdammt,
wo ist der Kerl bloß so schnell hin?
Weit und breit ist kein rotes Fell zu sehen.
Plötzlich bemerke ich
einen Schatten auf dem Rasen.
Ich hebe den Kopf
und erspähe einen Jungen.
Er ist nicht besonders groß,
aber dafür flink wie ein Wiesel.
Er trägt eine Sporttasche in der Hand.
Oje! Da steckt doch hoffentlich
nicht Gonzo drin!
Der Junge flitzt durch den Garten und hält direkt auf den Maschendrahtzaun zu. Ich folge ihm so unauffällig wie möglich. Genau an der Stelle, an der sich Gonzos Durchgang befindet, biegt er die Zweige des Johannisbeerstrauchs zur Seite und nimmt meinen Garten ins Visier.
Du Mistkerl!, denke ich.
Wen oder was suchst du denn da?
Doch nicht etwa mich!
Mir bleibt beinahe das Herz stehen.
Bestimmt hofft der Junge, dass ich genau wie Gonzo schlafend im Gras liege. Schließlich hat er Claras Mutter ebenfalls diese Thunfischkonserven angedreht. O-Mann-o-Maus! Rosa hat ja so recht! Ich habe wirklich ein Riesenglück gehabt. Und deshalb muss ich auch nicht lange überlegen. Ich werde Gonzo helfen.
Ich nehme die Flach-wie-eine-Flunder-Haltung ein, husche quer über das Gras auf den Jungen zu und gehe hinter einer großen Blumenschale in Deckung.
„Wo bist du nur, du kleine Süße?“, höre ich den Jungen raunen. „Du bist genau die, die ich brauche. Die Hübscheste von allen.“
Wie bitte, waaas?
Der hat es auf mich abgesehen?
Dabei ist Rosa zehnmal hübscher als ich.
Und überhaupt:
Wozu braucht er dann all die anderen?
Maus-o-Graus,
mir wird ganz wuschig im Kopf.
Ich verstehe das alles nicht.
In diesem Moment dreht der Junge sich um. Er hat dunkle Haare und kugelrunde braune Augen. Seine Nase ist mit Sommersprossen übersät und sein Kinn ragt spitzbübisch aus seinem feinen Gesicht hervor. Eigentlich sieht er ganz nett aus. Außerdem scheint er in Claras Alter zu sein. Ich kann kaum glauben, dass er wirklich etwas Böses im Schilde führt.
„Na warte“, murmelt er. „Ich krieg dich noch. Worauf du dich verlassen kannst!“ Entschlossen umklammert er die Griffschlaufen seiner Sporttasche. „Jetzt bringen wir erst einmal diesen roten Fettklops nach Hause.“
Nach Hause? — Will er Gonzo etwa auf seinen Platz zurücklegen? Aber warum hat er ihn dann überhaupt erst in den Sack gesteckt?
Der Junge kommt auf mich zu.
Ich ducke mich tief
hinter die Blumenschale
und höre auf zu atmen.
Der Junge tappt an mir vorbei.
Puh! — Schon wieder Glück gehabt!
Er steuert jetzt genau auf die Gartenpforte zu, huscht hastig hindurch und verschwindet hinter der Hecke. Augenblicklich nehme ich sämtliche Beine in die Pfoten und rase ihm hinterher.
Der Junge läuft den Bürgersteig entlang. Die Sporttasche mit Gonzo darin hält er immer noch in der Hand. Ich folge ihm im Schutz der Hecke. Meine Muskeln sind gespannt wie ein Flitzebogen. Ich bin bereit, mich jederzeit in Deckung zu bringen.
Zunächst geht es eine Weile geradeaus an etlichen verschiedenen Hecken, Mauern und Zäunen vorbei. Schließlich biegt der Junge in eine Querstraße ein und stoppt kurz darauf neben einer Stange mit einem gelben Schild.
Dort steht er dann und steht und steht, und ich bete zur großen Katzengöttin, dass er den Kopf
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