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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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packte ihn am Kragen und schüttelte ihn. »Wie finde ich sie? Verdammtes Arschloch, wo haben sie das Mädchen?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest. Alice, mein Schatz, was ist denn bloß in dich gefahren?«
    Ich beugte mich vor, bis mein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von seinem entfernt war. »Etwas, das nicht Alice ist, du verlogenes Schwein. Das ist in mich gefahren.« Ich knallte ihm die Hand auf Höhe des Herzens gegen die Brust und sa h ihm tief in die Augen. Er versuchte, den Kopf wegzudrehen, aber es war zu spät - ich war bereits in die Hölle seiner Gedanken hinabgestiegen, seiner Verbrechen, die zu strafen ich gekommen war. Bilder und Gedanken vermischten sich, wirbelten durcheinander und zogen mich in einen Sumpf aus Gier und Verzweiflung, der meine schlimmsten Befürchtungen bestätigte.
    Er hatte seine Schwester umgebracht, als sie sich geweigert hatte, das Pub zur Basisstation für dämonische Aktivitäten zu machen.
    Und er hatte nicht eine Sekunde gezögert, als die Dämonen ein bestimmtes Mädchen von ihm verlangt hatten: Alice.
    Er hatte sie verkauft, im Glauben, sie sei ein traditionelles Opfer. Hatte geglaubt, sie sei für denselben Zweck bestimmt wie die anderen Mädchen, die er verkauft hatte, um das Pub zu finanzieren.
    Er hatte seine eigene Nichte verkauft, damit sie von den Händen der Dämonen starb, und für Gracie hatte er das gleiche Schicksal vorgesehen.
    Und als er sie nicht hatte finden können, hatte er sich ein hilfloses, angeschlagenes Mädchen geschnappt, das auf der Suche nach einer Freundin ins Pub gekommen war.
    Die Drecksau hatte meine Schwester geopfert, um sich die Dämonen vom Hals zu halten.
    Ich konnte vor Wut nicht mehr klar denken. Ich wollte ihm nur noch die Hände um den Hals legen und zudrücken.
    Ich zwang mich, mich zu konzentrieren. Verzweifelt versuchte ich, die Kontrolle über meine Visionen zu erlangen, schließlich hatte Madame Parrish behauptet, dass ich das könne. Ich durfte noch nicht aufgeben, nicht bevor ich wusste, wie sich die Tür öffnen ließ.
    »Komm schon!«, flüsterte ich lautlos. »Komm schon, du Drecksack!«
    Sein Bewusstsein zog sich vor mir zurück, aber ich folgte ihm durch die dunklen Flure seines Gehirns, die von Gier, Bedauern und Angst verstopft waren. Das undeutliche Bild schwankte, dann wurde es klarer, und jetzt war ich im Keller, im Flur. Er war dort und doch nicht dort, wollte mir entkommen, wollte mit jeder Faser seines Körpers weg, zerrte so sehr, dass es durch meinen Kopf dröhnte und in meinem Körper widerhallte.
    »Zeig es mir! Zeig es mir …« Ich richtete meine ganze Energie darauf, ließ ihn nicht los. Inzwischen war ich schon total erschöpft. Aber ich hatte ihn - und beobachtete, wie er sich in die Handfläche schnitt und das Blut an die Wand schmierte. Der Fels schien zu schmelzen, und dahinter wurde eine Metalltür mit seltsamen Zeichen sichtbar.
    Hab ich dich!
    Ich zog die Hand zurück und unterbrach damit die Verbindung. Ich wollte nur weg von diesem Mann. Raus aus seinem Kopf.
    Die Uhr an der Wand tickte unheilvoll. Die Zeremonie würde allmählich beginnen, ich musste mich beeilen.
    Egan wehrte sich, als ich ihn hochhob, und ich war dankbar für die Kraft all der Dämonen, die ich getötet hatte. Ich drehte das Messer, das noch immer in seinem Oberschenkel steckte. Sein Schrei zerriss mir schier das Trommelfell, aber er rührte sich nicht, als ich ihn die Treppe hinunterzerrte und vor der Tür fallen ließ.
    »Mach sie auf!«, befahl ich.
    Er spuckte mir auf die Schuhe.
    »Dann will ich dir mal helfen.« Für Spielchen war jetzt keine Zeit mehr, und ich war mit meiner Geduld am Ende. Ich packte seine Hand und schnitt ihm tief in die Handfläche. Seinen Schrei überhörte ich einfach. Dann drückte ich seine blutige Hand an der Stelle gegen den Fels, die ich in der Vision gesehen hatte.
    Zunächst geschah überhaupt nichts. Dann löste sich der Fels wie in einem beängstigenden Déjà-vu auf, und die nun schon vertraute Tür wurde sichtbar.
    Ich fuhr mit der Hand darüber, suchte nach einem Griff, ertastete ihn und drückte die Tür vorsichtig auf. Ein weiterer Flur.
    »Soll ich ihn mitnehmen?«, fragte Deacon und zog Egan hoch.
    Ich drehte mich um und sah Alice’ Onkel an. »Der ist nur überflüssiger Ballast.« Ich blickte Egan in die Augen. »Ich bringe dich um.«
    Egan schluckte. »Bitte«, flüsterte er. Er zitterte am ganzen Körper.
    Ich dachte an Lucas Johnson, an die Rache, die mich

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