Erwachen
befleckte.
Ich dachte an Alice.
Ich dachte an die Zerrbilder, die ich in Egans Erinnerung gesehen hatte.
Ich dachte an meine Erlösung.
Und dann, Gott steh mir bei, setzte ich ihm die Klinge an den Hals und schnitt dem Dreckskerl die Kehle durch.
Er sank in sich zusammen. Ich trat zurück, und Deacon ließ ihn los. Wie ein Stück Abfall sank die Leiche zu Boden. Deacons und mein Blick trafen sich. Deacon deutete ein Nicken an. Egal, was irgendjemand sonst denken mochte, in seinen Augen - und in meinen - hatte ich das Richtige getan.
Wir rannten den Flur entlang. Wir versuchten gar nicht erst, leise zu sein, jetzt kam es auf Schnelligkeit an. Wir konnten nur hoffen, dass die Dämonen das Dröhnen unserer Füße nicht hörten. Wenn wir uns heimlich anschlichen, war das Ritual vielleicht schon vorbei, bis wir dort waren. Wenn wir mit halsbrecherischer Geschwindigkeit dahindonnerten, würde die Zeremonie vielleicht frühzeitig mit einem Messer in Rose’ Hals enden, und sei es nur, um ihre Möchtegernbefreier zu bestrafen.
Mit ein bisschen Glück hatten wir einen Mittelweg gefunden: schnell, aber nicht zu laut. Und wenn wir noch ein bisschen mehr Glück hatten, würden die rituellen Gesänge unser Näherkommen übertönen.
Ich konnte nur hoffen, dass wir Glück haben würden, denn ohne das war Rose so gut wie tot. Damit, dass die Engel einschreiten und sie retten würden, brauchte ich wohl nicht zu rechnen. Mich hatten sie schließlich auch nicht gerettet.
Der Flur endete vor einer dicken Holztür. Sie war geschlossen, aber nicht zugesperrt. Wir rissen sie auf und stürmten Seite an Seite in den Raum.
Der Anblick, der sich mir bot, ließ mich beinahe stolpern: Rose war auf einem Steintisch festgeschnallt, trug ein langes weißes Gewand und war von einem unirdischen silbernen Glühen umgeben. Sie kämpfte gegen ihre Fesseln und schrie durch einen Knebel aus weißem Stoff hindurch. Ein Zeremonienmesser senkte sich soeben herab, das von zwei Dämonen mit schwarzen Kapuzen gemeinsam geführt wurde.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Raums stand eine Tür offen, und noch während ich nach dem Messer der Dämonen hechtete, sah ich dort eine Gestalt in schwarzem Umhang verschwinden.
Darüber konnte ich mir jetzt keine Gedanken mehr machen. Ich sprang auf den einen Dämon, und das Messer rasselte zu Boden. Deacon lief auf die andere Seite des Tisches und schnappte sich den zweiten Dämon. Ich versuchte, den Dämon daran zu hindern, sich das Zeremonienmesser zurückzuholen, und hörte gleichzeitig, wie Deacon jenseits des breiten Steintisches dasselbe versuchte.
Aber um Deacon konnte ich mich jetzt nicht auch noch kümmern. Die Kapuze fiel dem Dämon in den Nacken, und ich stellte fest, dass ich mit Tank kämpfte. Ich hatte meine Waffe gezogen, wollte diese Bestie unbedingt töten und mich Rose zuwenden, doch er wehrte sich mit Händen und Füßen.
Er warf sich zur Seite, rollte sich ab, packte meine Hand und verdrehte mir das Gelenk, bis ich das Messer loslassen musste. Dann setzte er sich rittlings auf mich. Mit einer Hand versuchte ich, ihn abzuwehren, mit der anderen tastete ich nach meinem Messer.
Stattdessen stießen meine Finger auf das Zeremonienmesser, und in meiner Verzweiflung stach ich damit zu. Es schnitt durch seine Nase und blieb in seinem Gehirn stecken.
Er fiel hintenüber, und ich kam nach Luft schnappend auf die Füße. Mein Messer lag in der Nähe der Wand. Ich machte einen Satz, packte es und rammte es Tank tief ins Herz. Mit einem leisen Zischen lief der Schleim aus ihm heraus. Gleichzeitig spürte ich seine Kraft und seine Gemeinheit in mich einfließen. Ich raste zu Rose und holte mich wieder auf den Boden zurück, indem ich ihr ins Gesicht sah. In die Augen.
»Rose«, flüsterte ich, als ich den Knebel aus ihrem Mund zog.
Was auch immer das silbrige Glühen gewesen sein mochte - jetzt war es jedenfalls weg. Sie hörte auf, an den Fesseln zu zerren, und starrte mich mit jetzt sogar noch weiter aufgerissenen Augen an. »Lily?«, hauchte sie.
»Ich … mein Name ist Alice. Erinnerst du dich noch?«
»Er war hier, Lily! Lily, er ist es! Er war hier. Er hat etwas gemacht. Er war hier. Er hat irgendwas in mich reingetan.« Sie sprach gehetzt, und ihre Augen blickten angsterfüllt.
Ich wusste auch so, von wem sie sprach, fragte aber trotzdem.
»Lucas Johnson«, antwortete sie.
»Ich bin jetzt bei dir«, sagte ich bestimmt, während ich die Knoten ihrer Fesseln aufknüpfte. »Du bist in
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