Falaysia Bd 2 - Trachonien
sicher, dass die beiden in die anderen Richtung laufen würden, doch Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste – wie sein Vater immer so schön zu sagen pflegte. Er wartete ein paar Minuten und lugte dann wieder um die Ecke. Die beiden waren nicht mehr zu sehen. Das hieß vermutlich, dass er endlich zur Tat schreiten konnte.
Benjamin packte den Riemen seines Rucksacks und zog daran, so dass dieser an seinem Rücken ein wenig höher rutschte, bevor er sich selbst in Bewegung setzte und mit weichen Knien rasch auf die Tür des Hotels zueilte. Er holte tief Luft und schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel, bevor er die Tür aufdrückte und eintrat.
Die Lobby war klein und schäbig und spiegelte somit die äußere Erscheinung des Hotels. Benjamin sah sich kurz um und lief dann auf die Rezeption zu. Zu seiner Erleichterung war der Portier, wie von Melina versprochen, tatsächlich eingeschlafen. Er saß zwar auf seinem Platz, doch er hatte sich vornübergebeugt und sein Kopf ruhte schwer auf den auf dem Tisch ausgestreckten Armen. Er atmete tief und ruhig und ab und an war sogar ein leises Schnarchen zu vernehmen. So weit war ihr Plan also schon mal aufgegangen.
Benjamin lief rasch um die Rezeption herum und blieb vor dem Schlüsselbord stehen, das hinter dem Portier an der Wand angebracht war. An den meisten Haken hingen noch zwei Schlüssel: Hauptschlüssel und Ersatzschlüssel der jeweiligen Zimmer. Nur ein paar der Zimmer waren belegt. Wie war noch gleich die Nummer von Demeons Zimmer gewesen? Ach ja, 666 – wie albern! Benjamin nahm rasch den Ersatzschlüssel vom Haken und machte sich dann auf den Weg in die oberen Stockwerke. Der Raum war schnell gefunden und aufgeschlossen und als Benjamin die Tür wieder hinter sich schloss, waren seine Beine schon nicht mehr ganz so weich wie zuvor und seine Angst verwandelte sich in Tatendrang.
Er lief in den Raum, stellte seinen Rucksack auf dem Bett ab, das er dort vorfand, und öffnete ihn, um die Sachen herauszuholen, die er für die Erfüllung seines Auftrags brauchte: Eine digitale Kamera und ein Arbeits-Set, um Abdrücke von Schlüsseln zu machen. Er packte den Fotoapparat aus und stellte ihn an. Dann sah er sich gründlich um.
‚Mache Fotos von allen persönlichen Dingen, die du in seinem Zimmer finden kannst‘, hatte seine Tante gesagt. ‚Ganz gleich, was es ist, denn selbst die winzigste Sache kann bei einem Zauberer eine große Bedeutung haben.‘
Seinen Verstand an den Gedanken zu gewöhnen, dass es Magie und Zauberer wirklich gab, war schwerer gewesen als nun Demeons Sachen von der Einrichtung des Zimmers zu unterscheiden. Auch wenn alles hier erstaunlich ordentlich und adrett aussah, so passten die wenigen Sachen, die dem Zauberer gehörten, doch optisch nicht so recht ins Bild. Da war zum einen ein dunkler Koffer in einer Ecke des Raumes, ein paar verschiedene Schuhe in einer anderen, eine ordentlich gefaltete und über den Sessel gelegte Jacke und eine Katzenstatue auf der kleinen Kommode ihm gegenüber an der Wand.
Benjamin zuckte heftig zusammen, als die vermeintliche Statue kurz ihre Lider über den gelben Augen schloss. Grundgütiger! Natürlich war das keine Statue, sondern die Katze des Zauberers, vor der Melina ihn gewarnt hatte. Wie war noch gleich ihr so passender Name? Ach ja – Satan. Benjamins Hand wanderte zu seiner Jackentasche, während er das Tier fixierte, und kramte rasch die Packung mit Katzenleckerlies heraus, denen – laut Melina – keine dieser Kratzbürsten widerstehen konnte.
„Na, kleines Katzi-Mausi“, sprach Benjamin das Tier mit zuckersüßer Stimme an und holte eines der weichen, etwas klebrigen Dinger aus der in seinen Augen viel zu laut knisternden Packung heraus. Satan reckte ein wenig den Kopf vor und zeigte sich sogar so interessiert, dass er geschmeidig von der Kommode sprang und dann hoheitsvoll auf ihn zu stolzierte. Sein Schwanz beschrieb dabei weiche, langsame Bögen in der Luft – eigentlich ein gutes Zeichen. Gefährlich wurde es bei Katzen immer dann, wenn ihre Schwänze ruckartige, schnelle Bewegungen vollführten, die deutlich ihre Verärgerung nach außen hin sichtbar machten. Das wusste Benjamin inzwischen und nur aus diesem Grund wagte er es, in die Hocke zu gehen und dem schwarzen Kater das Leckerli am ausgestreckten Arm anzubieten. Satan stoppte und schnupperte erst einmal skeptisch an dem Bestechungsmittel, bevor er es mit spitzer Zunge vorkostete. Es schien ihm zu gefallen, denn er nahm es
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