Falsches Spiel
ich zwei Männer in einem weißen Kombi erkennen. Einer zündete sich gerade eine Zigarette an, und ich konnte deutlich ihre Gesichter sehen. Wenn ich richtig gezählt hatte, fehlte noch einer, denn die beiden anderen hatte ich erledigt. Der dritte Mann beobachtete uns bestimmt vom Haus aus.
Wir begaben uns zu Gutiérrez’ Falcon, und ich befahl ihm, sich hinters Steuer zu setzen. Als wir losfuhren, nannte ich ihm das erste Ziel.
»Als Erstes holen wir Forresters Leiche.«
»Ich weiß nicht, wo Forrester ist«, sagte er.
»Kommen Sie, Gutiérrez. Enttäuschen Sie mich nicht schon wieder. Wir holen Forresters Leiche, denn mit ihrer Hilfe werden wir den Verräter entlarven.«
Gutiérrez bog in die Pueyrredón ein und fuhr bis zur Belgrano und dann weiter bis zum Paseo Colón. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um mich zu vergewissern, dass das andere Auto uns folgte.
Schließlich erreichten wir die Klinik. Gutiérrez fuhr in die Garage und stellte das Auto in der Nähe der Seitentür zur Folterkammer ab. Wir stiegen aus, und er zog einen Schlüsselbund aus der Tasche seines Jacketts. Er schloss auf, und wir gingen zu Forresters Zelle. Er lag immer noch so da, wie ich ihn gestern zurückgelassen hatte. Nur, dass er jetzt kalkweiß und starr wie ein Fels war.
Wir packten ihn in eine Decke und verstauten ihn auf dem Rücksitz. Den ausgestreckten Arm mussten wir ihm leider brechen. Gutiérrez setzte sich hinters Steuer und sah mich an.
»Und jetzt nach Flores. Recuero 1932. Das ist etwa einen halben Block von der Avenida Carabobo entfernt.«
Gutiérrez riss die Augen auf.
»Dort wohnt Dr. Tudor«, sagte er.
»Die Sache ist ganz einfach. Weder Sie noch ich sind der Verräter. Wollen wir doch mal hören, was Dr. Tudor uns erzählt.«
»Aber Tudor ist der Verbindungsmann zu den Chefs.«
»Bei dem Job, mein lieber Gutiérrez, ist niemand hundertprozentig loyal; jeder ist auf seinen Vorteil bedacht. Ich sage Ihnen was: Tudor hat mich für heute Nacht zu sich bestellt, um mir was zu erzählen. Und wissen Sie, was er mir erzählen wird?«
Gutiérrez war perplex.
»Tudor wird Sie mit Dreck bewerfen, Gutiérrez. Er wird Sie als Verräter hinstellen, damit ich Sie töte oder zumindest bei den Chefs Meldung mache.«
»Das kann ich einfach nicht glauben.«
»Denken Sie doch mal nach, Mann. Was gibt es für eine bessere Tarnung für einen Verräter, als alles einem anderen in die Schuhe zu schieben? Und was gibt es Besseres, als wenn derjenige stirbt, bevor er reden und seine Unschuld beweisen kann? Kapieren Sie doch endlich, Gutiérrez: Wenn Sie mir nicht helfen, sind Sie ein toter Mann.«
Trotz der Kälte trat ihm plötzlich der Schweiß auf die Stirn. Das Licht der Straße spiegelte sich in seinem feuchten Gesicht wieder.
»Ich kann das alles einfach nicht glauben.«
»Wie spät ist es?«
»Viertel vor zwei.«
»Halten Sie an der Telefonzelle.«
Er stoppte den Wagen.
»Steigen Sie mit mir aus und hören Sie zu.«
Er sagte kein Wort. Wir gingen zum Telefon, ich warf ein paar Münzen ein, zog einen Zettel aus der Hosentasche und hielt ihn ihm unter die Nase.
»Erkennen Sie die Nummer?«
»Das ist die von Tudor«, sagte er.
Ich wählte langsam, kostete den Moment weidlich aus. Es läutete zweimal, und Tudor nahm ab. In der Stille der Nacht war seine Stimme klar und deutlich zu vernehmen.
»In zehn Minuten bin ich bei Ihnen«, sagte ich, ohne meinen Namen zu nennen.
»Ich erwarte Sie«, sagte Tudor und legte auf.
Gutiérrez zauderte. Ich nutzte den Moment und sah mich um. Der Kombi mit Gutiérrez’ Männern stand etwa einen Meter entfernt. Ich beschloss, den einzigen Trumpf auszuspielen, der mir noch blieb.
»Wenn wir bei Tudor ankommen, sagen Sie Ihren Männern, Sie sollen sich nicht rühren. Sie sollen nur auf meinen Befehl hören«, sagte ich und deutete zu dem Auto.
Bei aller Angst war Gutiérrez doch eine gewisse Bewunderung anzumerken.
Wir liefen zum Auto und fuhren schweigend weiter. Zehn Minuten später parkten wir vor Tudors Haus. Gutiérrez stieg aus und gab den Männern im Kombi hinter uns ein Zeichen. Einer stieg ebenfalls aus und kam auf uns zu.
»Von jetzt an unterstehen Sie diesem Herrn hier«, sagte Gutiérrez.
»Ich verstehe nicht …«, zögerte der Polizist.
Gutiérrez war für einen Moment wieder der Alte.
»Ist mir scheißegal, ob Sie das verstehen oder nicht! Sie sind hier, um Befehle zu befolgen.«
»Ja, Herr Kommissar«, erwiderte er kleinlaut.
Er drehte sich auf dem
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