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Farm der Tiere - illustriert

Titel: Farm der Tiere - illustriert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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betrachtet wurde.
    »Was soll mit der vielen Milch geschehen?« fragte eines. »Jones mischte manchmal etwas davon in unseren  Futterbrei«, sagte eine der Hennen.
    »Sorgt euch nicht um die Milch, Genossen!« rief Napoleon und baute sich vor den Eimern auf. »Darum wird sich schon gekümmert werden. Die Ernte ist wichtiger. Genosse Schneeball wird euch anführen. Ich folge in wenigen Minuten. Vorwärts, Genossen! Das Heu wartet.«
    So zogen die Tiere in Scharen zur Wiese, um mit der Ernte zu beginnen, und als sie am Abend zurückkamen, bemerkte man, daß die Milch verschwunden war.

     

Kapitel III
    Und wie sie sich plackten und schwitzten, um das Heu einzubringen! Doch ihre Mühen wurden belohnt, denn die Ernte war sogar ein noch größerer Erfolg, als sie erhofft hatten.
    Manchesmal war die Arbeit hart; die Geräte waren für Menschen geschaffen worden und nicht für Tiere, und es war ein großer Nachteil, daß kein Tier ein Werkzeug benutzen konnte, zu dessen Gebrauch es sich auf die Hinterbeine hätte stellen müssen. Doch die Schweine waren so gewitzt, daß ihnen zu jeder Schwierigkeit auch immer ein Ausweg einfiel. Was die Pferde betraf, so kannten sie jeden Zoll des Felds und verstanden sich auf das Geschäft des Mähens und Rechens fürwahr weit besser, als Jones und seine Leute es je getan hatten. Die Schweine arbeiteten nicht im eigentlichen Sinne, sie dirigierten und überwachten vielmehr die übrigen. Bei ihrem überlegenen Wissen war es nur natürlich, daß sie die Führungsrolle übernahmen. Boxer und Kleeblatt schirrten sich selber vor das Schneidemesser oder den Pferderechen (Kandaren und Zügel waren in diesen Tagen natürlich überflüssig) und stapften pflichtgetreu immer wieder um das Feld, und hinter ihnen lief ein Schwein und rief: ›Hüh hott, Genosse!‹ oder ›Brrr, steh Genosse!‹, ganz je nachdem eben. Und bis hinunter zum geringsten Tier half ein jedes beim Wenden und Sammeln des Heus mit. Sogar die Enten und Hühner schleppten sich den ganzen Tag in der Sonne hin und her und trugen winzige Heuwische in ihren Schnäbeln herbei. Schließlich dauerte die Ernte bei ihnen zwei Tage kürzer, als sie bei Jones und seinen Leuten sonst immer gedauert hatte. Außerdem war es die größte Ernte, die die Farm jemals gesehen hatte. Es war rein gar nichts liegen geblieben; mit ihren scharfen Augen hatten die Hühner und Enten auch noch den allerletzten Halm aufgelesen. Und kein Tier auf der Farm hatte auch nur ein Maul voll gestohlen.
    Den ganzen Sommer über lief die Arbeit auf der Farm wie am Schnürchen. Die Tiere waren so glücklich, wie sie es nie für möglich gehalten hätten. Jeder Bissen Futter war ein echter Hochgenuß, jetzt wo es wirklich ihr eigenes Futter war, von ihnen selbst und für sie selbst produziert und nicht mehr von einem mißgünstigen Herrn widerwillig an sie ausgeteilt. Nun, da die nichtswürdigen, schmarotzenden Menschen fort waren, hatte jeder mehr zu fressen. Und obwohl es ihnen an Erfahrung mangelte, gab es doch auch mehr Freizeit. Sie trafen auf viele Schwierigkeiten - als sie, zum Beispiel, später im Jahr das Getreide ernteten, mußten sie ganz im alten Stil das Korn austreten und mit ihrem Atem die Spreu wegpusten, denn die Farm besaß keine Dreschmaschine - doch die Schweine mit ihrer Schläue und Boxer mit seinen ungeheuren Muskeln halfen ihnen immer wieder aus der Klemme. Boxer wurde von allen bewundert. Er war schon zu Jones' Zeiten ein Schwerarbeiter gewesen, doch jetzt glich er mehr drei Pferden als einem; es gab Tage, da schien die gesamte Farmarbeit auf seinen mächtigen Schultern zu lasten. Von früh bis spät schob und zog er immer dort, wo die Arbeit am schwersten war. Er hatte mit einem der Junghähne die Abmachung getroffen, daß dieser ihn morgens eine halbe Stunde früher wachkrähte als die übrigen, und bevor die regelmäßige Tagesarbeit begann, leistete er dort, wo es am allernötigsten schien, ein wenig Freiwilligenarbeit. Seine Antwort auf jedes Problem, jeden Rückschlag lautete: »Ich will und werde noch härter arbeiten!« - und dies hatte er sich als persönliches Motto zu eigen gemacht.
    Doch jeder arbeitete nach seinem Vermögen. Die Hühner und Enten zum Beispiel gewannen bei der Ernte durch das Auflesen der verstreuten Körner fünf Scheffel Getreide. Niemand stahl, niemand murrte über seine Rationen, das Streiten und Beißen und die Eifersüchteleien, die früher zur Tagesordnung gehört hatten, waren beinahe verschwunden. Niemand

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