Feindgebiet
zurückgedrängt. Das Spiel wurde so verbissen geführt, dass sämtliche Hotspots auf beiden Seiten um das volle Strafmaß von drei G aufgesteckt worden waren.
Rabbaj, der Center der Blues, nahm den Ball. Seine Stürmer verteilten sich vor ihm auf dem Platz und suchten nach einem Schwachpunkt in der Verteidigung der Rangers. Die Verteidiger der Blues gingen in der Nähe der Leichtkraftspuren ihres eigenen Gebiets in Position. Dann kam Rabbaj! Er schoss bis über seine eigenen Stürmer hinaus, täuschte vor einem Hotspot nach links an und brach dann durch eine Lücke in der Verteidigungslinie hindurch. Jetzt lag das feindliche Lager offen vor ihm. Eine unverteidigte Leichtkraftspur vor ihm! Und dahinter der verführerische rote Fleck, der die Ziellinie der Rangers markierte! Ein Aufstöhnen ging durch die Fans der Lokalmatadoren. Sie starrten direkt in den Rachen einer vierten, schmachvollen Niederlage. Im nächsten Moment war Rabbaj in der Leichtkraftspur und sprang … sprang … sprang – Tanz Sullamora drehte den Ton ab und verdunkelte die großen Fenster, die einen ungehinderten Blick auf das Spielfeld gewährten. Dann fuchtelte er wütend mit dem Finger vor seinen Kollegen aus dem Privatkabinett herum.
»Ich bin derjenige, der sämtliche Risiken auf sich nimmt«, sagte er mit vor Wut zitternder Stimme. »Wir haben alle dafür gestimmt, dass Volmer verschwinden muss. Gut. Doch am Schluss bin ich derjenige, der es erledigen muss. Wir alle haben dem Plan zugestimmt. Wunderbar. Doch jetzt ist es wieder einmal der gute alte Tanz, der seinen Kopf für die Sache mit Chapelle hinhalten muss.«
»Wir stehen alle hinter Ihnen, mein Freund«, murmelte Malperin. »Ich weiß nicht, was Ihnen da Probleme bereitet. Wenn Sie untergehen, gehen auch wir unter. Darüber waren wir uns doch einig, oder nicht?«
»Gewiss doch«, nickte eine der Kraa-Zwillinge. »Ich und meine Schwester haben von Anfang an zu Ihnen gehalten, Tanz. Alles oder nichts, lautet unser Motto.«
Sullamora hatte dafür nur ein verächtliches Schnauben übrig. Im Geschäftsleben gab es nur wenige Gestalten, die, was Verrat und Hinterlistigkeit angingen, einen schlechteren Ruf als die Kraas hatten. Er blickte hilfesuchend zu Kyes hinüber, doch die silbrige Eminenz schien nicht zuzuhören. Er rekelte sich in einem der großen, mit üppig bestickten Polstern ausgestatteten Sesseln und starrte auf das schwarze Fenster, als verfolgte er noch immer das A-Gravballspiel, das draußen weiterlief. Sullamora ließ sich enttäuscht in seinen Sessel fallen und kippte einen gehaltvollen Drink. Die anderen Mitglieder des Rats verhielten sich weiterhin still und blickten sich mit vergeblicher Neugier in der überladen eingerichteten Suite des Eigentümers um.
Einer von Lovetts exzentrischeren Urahnen hatte diese enorme Allwetter-Arena erbauen lassen. Selbst auf der Erstwelt gab es nichts Vergleichbares. Sie konnte innerhalb weniger Tage zum Austragungsort aller möglicher Veranstaltungen umgerüstet werden, ob es sich nun um Landwirtschaftsausstellungen oder Rennboot-Meisterschaften handelte. Die Sitze waren so angelegt, dass selbst der Fan auf dem billigsten Platz alles sehen konnte. Über allem thronte die imposante Kuppel, die die Suite des Eigentümers beherbergte. Dort konnten mit Leichtigkeit mehrere hundert »enge Freunde« untergebracht und bewirtet werden, obwohl bei dieser Unzahl an grellen Gemälden, ausgestopften Tierköpfen, wackeligen Statuen und eigenartig geformten Möbeln schon zwei Leute das Gefühl äußerster Beengtheit empfanden. Das ganze Ambiente produzierte genau die Atmosphäre, die selbst im überzeugtesten Pazifisten den Killerinstinkt weckte.
Vielleicht verhielt sich Sullamora aus diesem Grund so untypisch und ließ zu, dass seine Kollegen Zeugen seiner Verärgerung wurden. Vielleicht fühlte er sich plötzlich verwundbar. Wie die Dinge momentan standen, würde allein Sullamora zur Verantwortung gezogen, wenn der Plan schief ging. Die anderen waren sauber. Man konnte ihnen absolut nichts nachweisen. Der Druck, der auf ihm lastete, wurde noch dadurch erhöht, dass sich die Mitglieder heute wahrscheinlich zum letzten Mal in aller Öffentlichkeit treffen konnten, ohne Verdacht zu erwecken. Das Match zwischen den Rangers und den Blues dürfte ihnen den letzten Vorwand gegeben haben.
Kyes brach schließlich das Schweigen und legte den Finger direkt auf die Wunde. »Was erwarten Sie von uns, Tanz?«
Sullamora nickte ihm anerkennend zu und
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