Feindgebiet
23. Flotte gewesen war, systematisch zu durchkämmen.
Einmal, als er unter einem geborstenen Stahlträger ein winziges Stück Mikrofilm fand, machte sein Herz einen Luftsprung. Er schob es in den Schlitz seines Lesegeräts und hätte fast losgeheult, als er sah, dass es sich lediglich um eine Rechnung für irgendwelche Büroartikel handelte.
Prek rügte sich seiner kindischen Reaktion wegen. So persönlich seine Mission auch sein mochte, die einzige Aussicht auf Erfolg bestand darin, so professionell wie möglich vorzugehen.
Prek riss sich zusammen und fing noch einmal ganz von vorne an. Er stellte sich vor die Umrisse dessen, was einmal der Schreibtisch des Leiters des Dokumentationszentrums gewesen sein musste. Er wühlte sich von der Mitte ausgehend systematisch durch den Schutt – immer weiter bis zum Rand. Er rief sich ins Gedächtnis, dass er nach weit mehr als nach irgendwelchen Einzelheiten im Leben eines bestimmten Mannes suchte. Viel wichtiger war es, herauszufinden, nach welchem Schema die Daten hier aufbewahrt und verwaltet worden waren. Prek wusste, dass jedes Büro eine ganz eigene Logik entwickelte. Mit dem Kommen und Gehen der unterschiedlichen Büroleiter mochte sich zwar das eine oder andere ändern, doch der gesamten Organisation des Büros lag stets das Muster des ersten Wesens zugrunde, das hier das erste, dann das zweite und dann das tausendste Dokument in Empfang genommen und eingeordnet hatte.
Der Tahn-Captain war fest davon überzeugt, dass er seinen Mann finden würde, sobald sich dieses Muster seinem geistigen Auge wie eine Landkarte offenbarte.
Obwohl sie in Privatunternehmen gearbeitet hatten, waren auch Preks Eltern ihr Leben lang Bürokraten gewesen, ebenso langweilige Persönlichkeiten mit einem ebenso unattraktiven Äußeren wie Prek selbst. Sie waren unbestritten intelligente Leute, doch jeder Psychologe hätte ihre Intelligenz als »sehr zielgerichtet« bezeichnet. Als Prek zehn Jahre alt war, wurde sein Bruder Thuy geboren. Seit dem ersten Atemzug des Säuglings war die Familie davon überzeugt, mit einem ganz besonderen Jungen gesegnet worden zu sein.
Thuy war all das, was der Rest der Familie nicht war. Zunächst einmal war er sehr schön. Blondes, lockiges Haar und blaue Augen, und dann ein Körper, der bereits zu Beginn der Pubertät den vollkommenen Adonis ahnen ließ. Er war klug und nahm mit Leichtigkeit alles auf, was ihm vor die Nase kam. Außerdem konnte Thuy beinahe jeder Situation eine komische Seite abgewinnen. In seiner Gesellschaft fiel es schwer, sich nicht von seinem sonnigen Gemüt anstecken zu lassen.
Lo war alles andere als eifersüchtig und liebte seinen kleinen Bruder abgöttisch. Er widmete ihm seine gesamte Aufmerksamkeit, was soweit ging, dass er sich finanziell sehr kurz hielt, um dem Jungen die allerbeste Ausbildung zu ermöglichen, die das Tahn-System zu bieten hatte.
Die Investition zahlte sich aus. Thuy stieg rasch ins Diplomatische Korps auf, wo er sich sogar noch weiter entfaltete. Seine Vorgesetzten gerieten allenfalls darüber in Streit, wer denn tatsächlich der Mentor dieses jungen Tahn sein mochte.
Als die heiklen Friedensverhandlungen mit dem Ewigen Imperator aufgenommen wurden, hatte man Thuy sogleich Lord Kirghiz und den anderen Tahn-Vertretern als jungen diplomatischen Offizier zur Seite gestellt. Es war ein Karrieresprung, der rundum als Beginn einer noch weitaus erfolgreicheren Karriere gewertet wurde.
Die Tahnflotte traf sich mit der Imperialen Flotte im Funkschatten des Pulsars NG467H. Die eigentlichen Verhandlungen gingen rasch und zur Zufriedenheit aller Beteiligten über die Bühne. Alle waren davon überzeugt, dass ein gütliches Übereinkommen, bei dem die Tahn sehr gut abschnitten, nur noch reine Formsache war. Nachdem der Ewige Imperator die Würdenträger der Tahn zu einer abschließenden Feier an Bord seines Schiffes eingeladen hatte, stellte Lord Kirghiz rasch die Gruppe von Tahn zusammen, die ihn begleiten sollte. Thuy war einer von ihnen.
Was danach geschah, wusste kein Tahn genau zu sagen.
Prek fand, dass die Tatsachen für sich sprachen.
Sämtliche Tahn, die sich an Bord der Normandie begeben hatten, fielen einem entsetzlichen Blutbad zum Opfer, das während des Festbanketts angerichtet wurde.
Mit Hilfe seiner kriecherischen Anwälte und besonders ausgewählter Richter hatte der Ewige Imperator die Sache so hingedreht, als wären die Tahn bedauerlicherweise einem Anschlag zum Opfer gefallen, der allein ihm,
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