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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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brisantere Informationen ausspuckte. Und noch ein eminent wichtiges Detail hatte Zaches erwähnt. »Eine Besonderheit besaß das Fell des vermeintlichen Unholds allerdings. Es glänzte so eigenartig, als habe es einen hohen Fettgehalt oder sei ganz einfach naß.«
    Plötzlich zerriß vor meinem geistigen Auge ein staubiger Vorhang und gab die Sicht auf eine gleißend helle Landschaft frei. Wie ein ebenmäßiges Kunstobjekt von vollendeter Form schimmerte dort des Rätsels Lösung. Ja, der ganze Hokuspokus ergab nun einen Sinn, und sämtliche sperrigen Bruchstücke fügten sich mit einem Mal nahtlos zu einer folgerichtigen Indizienkette zusammen. Wie hatte ich nur so naiv sein können? Und so unlogisch?
    Niemand anderer als mein genialer Freund Ambrosisus war der Schwarze Ritter! Warum? Vieles, nein, alles sprach dafür. Es fing mit der banalen Tatsache an, daß nur ein Täuscher mit überragenden geistigen Fähigkeiten auf die wahnwitzige Idee verfallen konnte, die mystische Aura des Schwarzen Ritters in ein manipulatives Blendwerk umzumünzen. Solch ein neunmalkluger Täuscher wie Ambrosius. Die Sagengestalt war mir zum ersten Mal auf dem Gipfel eines Felsens erschienen. Zufällig lag dieser Felsen in der Nähe von Dianas Haus, so daß dem Ritter-Darsteller genug Zeit blieb, zurückzukehren und sich in Ruhe seiner »Verkleidung« zu entledigen. Dann hatte ich vor dem Haus das Gehege mit den Schafen gesehen, was mir als das perfekte Waldidyll vorgekommen war. Das stoppelhaarige schwarze Schaf war für Ambrosius ein idealer Doggenersatz gewesen, zudem ein gutmütiges Tier, welches sich leicht führen ließ. Dieses hatte der falsche Ritter jedesmal bestiegen, wenn er zu seiner Magical Mystery Tour aufbrach. In der Nacht konnte man die unterschiedlichen Spezies ohnehin nicht so genau unterscheiden, schon gar nicht, wenn sie ungefähr gleich groß waren.
    Aber wie stand es mit dem »Kostüm« des Schwarzen Ritters? Denn Ambrosius' Fell hatte ja einen silbrigen Pfirsischfarbton. Die Lösung hatte mit zwei Flüssigkeiten zu tun. Zum Beispiel mit dem Wasser des Baches, dessen Plätschern ich aus naher Distanz vernommen hatte, als ich mich zum Waldhaus schlich. Allerdings diente Wasser lediglich zum »Abschminken«.
    »Tö-Tö-Töte mich bitte nicht, Bruder! Es war nur ein Sch-Sch-Scherz gewesen!« hatte mich Ambrosius angefleht, als ich ihn letzte Nacht beim Schreiben erwischte. Dann war er völlig überrascht darüber gewesen, daß ihm keine Strafe drohte. Strafe? Strafe für was? Ich hatte seine übertriebene Furchtsamkeit als Mißdeutung meiner Person interpretiert. Ich dachte, er habe mich im ersten Moment mit einem ungehobelten Artgenossen verwechselt, den artfremdes Gebaren zum Ausrasten bringt. Solche Fundamentalisten gab es ja tatsächlich in unseren Reihen, wie man es bei den Wilden beobachten konnte. Dabei hätte mir sein Anblick zu denken geben müssen. Sein Haarkleid war noch feucht gewesen, und um den Platz, auf dem er saß, hatte sich eine kleine Pfütze gebildet. Kein Zweifel, der Knabe hatte sich kurz davor ganz schön naß gemacht! Schiere Einbildung? Keineswegs, denn was waren doch seine ersten Worte gewesen, nachdem wir heute morgen um ein Haar im Bach ertrunken wären?
    »So ein Mi-Mi-Mist! Das ist heute schon das zweite Mal, daß ich in diesem v-v-verfluchten Bach ein Bad nehmen muß.«
    Das zweite Mal also! Das erste Bad hatte er sich nämlich kurz bevor ich ihn kennenlernte genehmigen müssen. Seine Panik bei unserer ersten Begegnung bezog sich infolgedessen auf die falsche Annahme, daß ich seinen Schwarzer-Ritter-Schwindel durchschaut hätte und ihm bis zum Waldhaus gefolgt wäre. Doch wie wurde der Schwarze Ritter so rabenschwarz? Das Zauberwort hieß Tinte, schwarze Tinte, mit der Ambrosius bisweilen geradezu ein erotisches Verhältnis zu pflegen schien. Mit diesem Saft beschmierte er sich nämlich immer, wenn er das Wandertheater des falschen Spurenlegens zu inszenieren beabsichtigte. Dann ein ruhiger Trab auf dem schwarzen Schaf durch den Wald, wo aufmerksame Augen ein dankbares Publikum bildeten, und fertig war die Legende. Später, nachdem er ausreichend den unheimlichen Waldgeist zum besten gegeben hatte, wusch er sich im Bach und erhielt so seine echte Identität wieder zurück. Einfach genial!
    Aber was war mit den Aussagen der vielen Zeugen? Was war mit dem Rauhfußkauz zum Beispiel, der den Schwarzen Ritter in der Nähe der Bauernhöfe quasi auf frischer Tat beobachtet hatte? Doch gab es

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