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Felix, der Wirbelwind

Felix, der Wirbelwind

Titel: Felix, der Wirbelwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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nichts mehr wissen. Wie ein Schwertschlucker spuckte er das Henkersbeil aus.
    „Raus! Der Hausarrest ist zu Ende!", befahl er jetzt unmissverständlich. Einen Augenblick später stürmten wir aus dem Haus, rannten die Straße hinauf und hielten erst an, als wir außer Hörweite waren. Dann platzte das Lachen aus uns heraus.
    Wir lachten mindestens eine halbe Stunde lang. Danach liefen wir alle dorthin, wohin wir schon die ganze Zeit wollten.
    Zum Bolzplatz und zu Willis Kiosk. Den hatten die Unbesiegbaren Sieger zerstört, und den mussten wir jetzt wieder aufbauen. Oder besser gesagt: Eigentlich hätten die Unbesiegbaren Sieger ihn wieder aufbauen müssen. Das war ein Teil unserer Abmachung gewesen. Doch der Dicke Michi, Fettauge, Krake und Kong und wie diese Mistkerle sonst noch so hießen, dachten gar nicht daran, und wir konnten Willi doch nicht im Stich lassen.
    Die nächsten Tage und Wochen waren sorglos, lustig und schön. Wir reparierten den Kiosk, spielten Fußball und in den Pausen erzählte uns Willi immer wieder alles über Gerd Müller, Maradonna, Franz Beckenbauer oder Pele. Dann schlossen wir unsere Augen. Wir träumten davon, selbst einmal Fußballprofi zu sein und in den großen, ausverkauften Arenen der Welt um die Weltmeisterschaft zu spielen. Ja, ganz genau. Das war der Traum von jedem von uns, und jeder von uns glaubte ganz fest daran, dass dieser Traum auch wahr werden würde. Wir waren doch schon so nah dran, dachten wir. Aber leider Gottes schlossen wir unsere Augen nicht nur, um zu träumen. Wir verschlossen sie auch vor der Realität.
    Ich hab es euch doch schon gesagt. Wir befanden uns mitten am Anfang vom Ende. Selbst Raban, der wie ein roter Luftballon über uns flog und jedem die Geschichte unseres Sieges erzählte, ja, selbst Raban ging langsam die Luft aus. Die Geschichte unseres Sieges wurde langweilig und schal und Willi gähnte immer öfter, wenn er sie hörte.
    Einmal fragte er uns, was ein Indianer ohne Kriegspfad oder Büffeljagd ist, und wir schauten ihn an, als käme er geradewegs aus einer Minigolfmannschaft vom Mars. Dann wollte er wissen, wie wir Luke Skywalker fänden, wenn er sich vor Darth Vader versteckt, und wir lachten ihn aus: So was tut ein Luke Skywalker nicht. Ein drittes Mal fragte er uns, ob es den FC Bayern noch geben würde, nachdem man die Bundesliga und die Champions League abgeschafft habe.
    Doch wie gesagt, wir verstanden nicht, was er meinte. Wir wollten es nicht verstehen und deshalb rannten wir direkt in die größte Gefahr. Eine Gefahr, die die Existenz der Wilden Kerle bedrohte, die unsere Träume zerstörte und die uns all das nehmen sollte, was uns wichtig war.

Rocce
    Der Tag nach den Pfingstferien war der Tag, an dem sich diese Gefahr zum ersten Mal zeigte. Der erste Tag nach den Ferien ist schon schlimm genug, finde ich, aber ich hatte die ganze Nacht durchgehustet und deshalb am Morgen verschlafen. Ich war, das könnt ihr euch denken, gar nicht gut drauf. Und als ich zu spät an der Schule ankam, ahnte ich immer noch nichts, schlüpfte ahnungslos ins Klassenzimmer und lief direkt auf meinen Platz zu. Doch mitten in der Bewegung erstarrte ich.

    Der Stuhl zwischen Leon und Fabi, mein Stuhl, war besetzt. Fassungslos starrte ich auf den kupferhäutigen Jungen mit den pechschwarzen Haaren. Dann hörte ich die Stimme des Lehrers, der hinter mir stand: „Rocce kommt aus Brasilien. Sein Vater arbeitet hier. Er wurde für die neue Saison beim FC Bayern verpflichtet."
    Ein Raunen ging durch die Klasse. Besonders Leon, Juli und Fabi schauten den Jungen auf meinem Stuhl ehrfurchtsvoll an.
    „Wow!", staunten die meisten, doch Leon und Fabi gaben sich ein lautes High Five: „Hey! Was hab ich gerade gesagt!", lachte Fabi begeistert. „Er ist der Sohn eines Fußballgotts."
    Rocce lächelte stolz, als er das hörte, doch niemand sah mich. Selbst der Lehrer schien nicht zu bemerken, dass ich mitten im Gang herumstand.
    „Ich wusste doch, dass euch das interessiert", lächelte er. „Aber ich schlage vor, dass ihr die wichtigen Dinge des Lebens gleich in der Pause besprecht."
    Dann schrieb er das Wort Brasilien an die Tafel.
    „Sprechen wir doch über Brasilien", sagte er in dem Ton, in dem Lehrer Vorschläge machen, die man nicht ablehnen kann. Ich hatte absolut keine Lust, über Brasilien zu reden. Aber wie sollte unser Lehrer das wissen, wenn er mich noch nicht einmal sah.
    „Wer von euch weiß etwas über das Land, aus dem Rocce kommt?", fragte er und

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