Fibromyalgie endlich erkennen
Gelenkflüssigkeit, die den Reibungsverlust als »Gelenkschmiere« vermindert und zusätzlich auch den Gelenkknorpel ernährt. Das Gelenk ist zu seinem Schutz manschettenartig von der Gelenkkapsel umgeben. Ihre Innenseite ist von der Gelenkinnenhaut ausgekleidet, die die Gelenkflüssigkeit produziert. Damit dasGelenk sowohl seine Bewegungsfunktion erfüllen als auch Stabilität gewährleisten kann, ist es von Muskeln und Bändern umgeben. Die Muskeln setzen nicht direkt am Knochen an, sondern enden an beiden Seiten in Sehnen.
Das Kniegelenk von vorn.
Gelenke existieren nicht nur an Armen, Beinen und im Kiefer, sondern u. a. auch zwischen den einzelnen Wirbelkörpern und zwischen den kleinen Wirbelgelenken, zwischen Wirbelsäule und Rippen, zwischen Brustbein und Rippen und Schlüsselbeinen sowie zwischen Wirbelsäule und Becken (Kreuz-Darmbein-Gelenk).
Sehnen haben die Aufgabe, die Bewegung der Muskeln auf die Knochen zu übertragen, ohne sich selbst wie die Muskeln in der Länge zu verändern. An der Stelle, an der die Sehnen in den Knochen übergehen, sind sie wie ein Seilende aufgefasert und mit den einzelnen Fasern im Knochen verankert. Diese Stellen sind besonderer Belastung ausgesetzt.
Jede länger bestehende Muskelverspannung belastet die zugehörigen Sehnen,und eine Sehnenreizung irritiert auch die entsprechende Muskulatur. Meist sind die Muskelverspannungen auf einen Körperabschnitt begrenzt, doch können bei Weiterleitung der Verspannung wie bei einer Kettenreaktion weitere Muskel-Sehnen-Einheiten und so ein ganzer Arm oder ein ganzes Bein betroffen sein.
WISSEN
Folgen von Muskelverspannungen
Muskelverspannungen bewirken einen Dauerzug an ihren Sehnenenden, insbesondere an den Stellen, an denen die Sehne in den Knochen übergeht. Da die Schmerzen in die Umgebung ausstrahlen und die Sehnenansätze in der Regel sehr nah an den Gelenken liegen, wird verständlich, dass Betroffene und Ärzte bei von der Fibromyalgie verursachten Beschwerden manchmal zuerst an eine Gelenk- oder eine Wirbelsäulenerkrankung denken.
Auch an der Wirbelsäule finden sich zahlreiche Muskeln, meist sogar in mehreren Schichten übereinander. Bei Überlastung – gleich welcher Art – kommt es zur Muskelverspannung und in der Folge auch zu Schmerzen an Sehnenansätzen im Bereich der Wirbelsäule, des Beckens und des Hinterkopfes.
Eine Krankheit kommt auf leisen Sohlen
Im Gegensatz zu anderen Krankheitsbildern, die eindeutig zu diagnostizieren sind, fällt es bei der Fibromyalgie oft schwer, sie genau festzustellen. Für Betroffene bedeutet die Suche nach den Ursachen für ihre Krankheit einen meist entmutigenden Gang durch zahlreiche Arztpraxen. Darunter leidet auch das Selbstbewusstsein. Denn wer ist schon gerne krank ohne nachweisbare medizinische Symptome?
Schmerz ist der Name der Fibromyalgie, der Schatten, der die Betroffenen begleitet, lange, oft dauerhaft. Die Erkrankung kommt vorsichtig und leise, wie ein Dieb in der Nacht: ab und zu Rückenschmerzen, dann die Schulter, schließlich folgt der ganze Arm. Wenn körperliche und psychische Erschöpfung zusammentreffen, erkennen sich die Frauen selbst nicht mehr, reagieren oft mit Appellen an sich selbst wie sich zusammenzureißen, sich nicht so anzustellen. Sie zeigen keine Schwäche – und wenn doch, sind sie sehr sensibel, wenn Kräfteeinbußen nach außen auffallen, »wo du doch so gut und gesund aussiehst«. Ja, die Fibromyalgie steht nicht auf die Stirn geschrieben; Gott sei Dank, manchmal auch leider.
Das Fatale ist, dass Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule und Gelenke, Bandscheibenerkrankungen auch bei Fibromyalgie-Betroffenen auftreten. Sie werden auf Röntgenbildern und mit anderen bildgebenden Verfahren entdeckt, die im Rahmen der Schmerzabklärung durchgeführt werden und oft zur Diagnose »Arthrose« oder »Bandscheibenvorfall« führen. Das Hauptproblem wird jedoch lange Zeit nicht diagnostiziert. Warum auch, ein vermeintlicher Übeltäter ist ja gefunden. Die Betroffenen, die mit Recht für ihre im Vordergrund stehenden ausgedehnten Beschwerden eine Erklärung und Hilfe suchen, dehnen ihre Suche aus und irren wie einst der Grieche Odysseus über Jahre umher.
Manchmal bedrückt noch mehr als die Schmerzen die eigene Veränderung, die sich die Fibromyalgie-Betroffenen nicht erklären können. Wie kann es geschehen, dass sie, die einst perfekt Haushalt, Beruf und Familie gemanagt haben, nun nicht mal mehr einfache Alltagsverrichtungen auf die Reihe
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