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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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verkrampft auf dem Tisch, die Fingerknöchel traten schneeweiß hervor. »Ich, äh, keine Ahnung.«
    »Wirklich nicht? Denken Sie nach.«
    Auf Wallers Stirn bildete sich eine Steilfalte. Dann blitzte eine Erkenntnis in seinen braunen Augen auf. »Ich könnte mir vorstellen, dass er den Kassenbericht noch mal prüfen wollte. Der sollte heute vorgestellt werden.«
    »Und wo hätte er das gemacht?«
    Waller erhob sich umständlich, trat dann hinter die Theke, zog eine Schublade auf und fand das Kassenheft. »Hier!«, meinte er und brachte das Heft an den Tisch. Behutsam, als wäre es ein unvorstellbarer Schatz, legte er das Heft vor den Kommissaren ab. Heiko benutzte die Spitze eines Kugelschreibers, um das Heft vorsichtig zu öffnen. Ohne die Ecken zu berühren, blätterte er zum letzten Eintrag. Und tatsächlich, die letzte Eintragung war datiert auf den 9. August 2014. Sie lautete lediglich ›Geprüft‹ und war unterschrieben mit einer jener Signaturen, die Männer ab einem gewissen Alter fabrizieren, um Gelassenheit und Lebenserfahrung zu suggerieren, die aber gerade deshalb umso bemühter wirkten. Heiko drehte die seltsamen Schnörkel ins Licht. »Heißt das Siegler?«, wollte er wissen. Waller musterte den Eintrag und stimmte dann zu. »Hat es denn in der Kasse jemals Unregelmäßigkeiten gegeben?«, wollte Lisa nun wissen. Waller schüttelte vehement den Kopf. »Nein. Wissen Sie, da sind eh keine Millionen drin. Wir gehen von dem Geld auf Ausflüge oder pachten einen neuen Weiher. Aber große Sprünge kann man nicht damit machen. Und bisher war immer alles okay, der Walter hat das sehr gewissenhaft gemacht …« In diesem Moment schien dem Vorsitzenden die Lage wieder so recht bewusst zu werden, sein Blick verdüsterte sich, und eine Träne schimmerte in seinem Augenwinkel.
    »Hatte der Herr Siegler denn Feinde?«, fuhr Heiko fort. Waller fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht, wohl, um die Träne unauffällig fortzuwischen. »Na ja, also sagen wir mal, er hat polarisiert. Aber er war im Grunde ein ganz netter Kerl, ein wirklich netter!«
    »Wer konnte ihn denn nicht leiden?« Hinter Wallers Stirn arbeitete es. Er schien abzuwägen, ob es nicht unanständig sei, auf diese Frage zu antworten. »Sie helfen damit, den Mörder ausfindig zu machen.« Jetzt schüttelte der Mann den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von uns …«
    »Das kann man sich niemals vorstellen, Herr Waller. Also?«
    »Wie wäre es denn beispielsweise mit dem neuen Fischerkönig?«, schlug Lisa vor. Der Mann wartete draußen vor der Tür und rauchte eine Zigarette nach der anderen, wie die Rauchschwaden, die an einem der beiden Fenster vorbeiwaberten, verrieten. »Wie war noch sein Name … Hintermann, Heinz. Also, wie wäre es mit dem Herrn Hintermann?« Der Vorsitzende blickte zum Segelfisch auf, als wäre der ein Gott, der ihm die Antwort ersparen könnte. Als nichts geschah, sagte er: »Das Königsfischen ist ein Sport. Ein Sport, bei dem es einen Gewinner gibt.«
    »Einen Gewinner und ansonsten lauter Verlierer«, präzisierte Heiko.
    »Da haben Sie schon recht«, gab Waller zu. »Aber der Wettkampf ist nur die eine Seite. Im Grunde verstehen wir uns alle sehr gut. Die meisten sehen das sportlich.«
    »Die meisten?«, hakte Lisa nach. Waller zierte sich und fuhr schließlich fort: »Naja, also gerade der Walter hatte da ein etwas seltsames Verhältnis zum Titel … und vor allem zu der Kette.«
    »Inwiefern?«
    Waller schluckte. »Nun, wissen Sie, die Königskette wird üblicherweise zu besonderen Gelegenheiten getragen. Wenn es darum geht, den ASV zu repräsentieren. Es steht dem Fischerkönig natürlich frei, die Kette auch sonst zu tragen …« Er machte eine Pause, aber Heiko forderte ihn mit einer Geste zum Weiterreden auf. »Jedenfalls hat meine Frau ihn mal im Handelshof getroffen, und selbst da hatte er die Kette um.« Lisa unterdrückte ein Grinsen, während Heiko fragend die Augenbrauen hochzog. »Verstehen Sie, was ich meine, ich meine, man kann durchaus stolz sein auf diese Kette, durchaus, aber …«
    »Sie meinen also, bei Herrn Siegler hätte dieser Stolz tendenziell krankhafte Züge angenommen?« Waller schnalzte mit der Zunge. »Krankhaft würde ich nicht sagen. Aber vielleicht lag er – hm, über dem Normalmaß.«
    »Und hätte es da nicht sein können, dass er mit dem neuen Fischerkönig ein Problem hatte?«, schlug Lisa vor. Der Mann beugte sich vor, sodass Lisa jedes einzelne Haar in

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