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Flucht in die rote Welt

Flucht in die rote Welt

Titel: Flucht in die rote Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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im Sessel sind für dich. Ich habe die Dinge gestern abend rasch noch im Laden unten besorgt. Wenn die Bestie gefüttert und frisiert ist, kann sie sich auf den Sonnenbalkon begeben. Ich warte dort. Ob du gut geschlafen hast, brauche ich gar nicht erst zu fragen. Guten Morgen, Liebling. Deine Charla.«
    Er sah aus dem Fenster. Es lag im Osten. Die Tür zum Hauptraum der Suite war angelehnt. Er hob den Telefonhörer ab und fragte nach der Uhrzeit. »Zwölf nach zehn an einem herrlichen Sonnensonntag in Florida«, sagte das Mädchen schnippisch.
    Siebenundzwanzig Stunden in der Falle, schätzte er. Er trat an den Sessel und wühlte in den Paketen umher. Weiße Nylongittershorts, Größe 4. Stimmte genau. Strohsandalen. Bequem. Graue lange Hose mit Aufschlag, bügelfrei. Saß tadellos in der Taille. Ein kurzärmeliges Sporthemd mit Buttondown-Kragen. Sehr modisch. Aber die Farben – schmale bunte Streifen, durch Schwarz voneinander abgesetzt!
    Während er das Hemd zuknöpfte, klopfte jemand an die Tür. Zwei lächelnde Kellner kamen mit einem riesigen Wagen herein und breiteten ein duftendes Frühstück vor ihm aus. Sie hatten nicht einmal die Sonntagszeitung vergessen. Er versuchte die Tatsache zu verbergen, daß er hungrig wie ein Wolf war. Es ist alles in Ordnung, Sir. Vielen Dank, Sir. Brauchen Sie noch etwas, Sir? Er wollte, daß sie gingen, bevor er sich die Eier mit den Fingern in den Mund stopfte.
    »Soll ich den Champagner gleich öffnen, Sir?«
    »Den was?«
    »Den Champagner, Sir.«
    »Oh, natürlich. Den Champagner. Lassen Sie ihn so, wie er ist.«
    Erst nachdem das Tablett leergeräumt war, warf er einen Blick in die Zeitung. Aber er konnte sich nicht konzentrieren. Zu viele Rätsel waren ungelöst. Er drehte sich um und hob den Champagner aus dem Eiskübel. Es war eine elegante, bis oben gefüllte Flasche. Er wickelte sie in eine frische Serviette, als er die beiden Gläser auf dem Servierwagen bemerkte.
    Einen deutlicheren Hinweis brauchte er nicht. Er nahm die Flasche und die Gläser und machte sich mit einem ungeheuer weltmännischen Gefühl auf die Suche nach Charla O'Rourke. Er fand ein leeres Schlafzimmer ohne Sonnenbalkon. Er fand ein zweites und viel größeres Schlafzimmer mit offener Verandatür. Er ging lächelnd in die grelle Sonne hinaus und überlegte sich eine elegante Wendung zur Eröffnung des Gespräches. Charla lag auf dem Rücken – auf einer großen, breiten Campingliege, die Hände über den Augen. Die Sonne hatte ihre goldene Haut gerötet. Sie glänzte vor Öl.
    Er stand da und glotzte sie an. Die elegante Wendung war vergessen. Gerade noch rechtzeitig hielt er die Flasche fest. Charla schien zu schlafen. Zumindest atmete sie tief und langsam. Sie trug ein lächerlich winziges Höschen, weiße Plastikschalen über den Augen und ein Handtuch, das sie wie einen Turban um den Kopf geschlungen hatte. Er stand wie ein Esel da. Das Geräusch der Brandung klang herauf, das Verkehrsdröhnen der Collins Avenue, gedämpfte Musik. Überhaupt nicht dick, dachte er. Muskulös wie eine Akrobatin, aber irgendwie zu viele Kurven. Mehr Kurven, als eine normale Frau haben sollte.
    Sie nahm die Plastikschalen von den Augen und setzte sich auf. Sie lächelte ihn an. »Armer Liebling, du mußt ja so erschöpft gewesen sein.«
    »Gah!« flüsterte er heiser.
    »Und du hast den Champagner mitgebracht. Wie lieb von dir! Ist etwas? Ach so, natürlich. Das Puritaner-Syndrom.« Sie griff nach einer kurzen weißen Frotteejacke und zog sie gemächlich an. Er wußte nicht, was ihm lieber war – eine zugeknöpfte oder eine offene Jacke. Charla ließ sie offen. »Wir sind so oft in Cannes, daß ich die verrückten Tabus ganz vergesse. So, du kannst jetzt wieder in eine andere Richtung sehen, mein lieber Junge. Glaubst du, daß es für heute reicht?«
    »Gah?«
    Sie drückte mit dem Daumen in ihren rosigen Schenkel. Sie sahen beide zu, wie der weiße Eindruck langsam verschwand. Sie sahen aufmerksam zu. »Müßte reichen«, sagte sie. »Manche Leute finden eine dunkle Bräunung sehr attraktiv, aber sie verändert das Hautgewebe und macht es schneller alt.« Sie erhob sich geschmeidig und ging an ihm vorbei in das große Schlafzimmer. »Komm nur, Liebes«, sagte sie. Er folgte ihr mit der Flasche und den beiden Gläsern, ohne auch nur einen einzigen Gedanken formen zu können.
    Er sah nicht, daß sie stehengeblieben war. Seine Augen hatten sich noch nicht an das verhältnismäßige Dunkel im Innern gewöhnt. Er

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