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Fluchtpunkt Aqualung

Fluchtpunkt Aqualung

Titel: Fluchtpunkt Aqualung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zu gelangen, aber etwas trieb ihn höher und höher.
    Das Schwarze in der Röhre wurde grau, und der Schmerz griff nach seinem Nacken. Das Graue in der Röhre wurde rot, die Nässe berührte seine Haut. In diesem Moment glaubte er zu verstehen: Er wurde geboren. Doch das Rote verwandelte sich in gelbliches Licht, und die Kälte gesellte sich zu dem Schmerz in seinem Nacken, und das nervtötende Geräusch war plötzlich jämmerliches Krächzen an seinem rechten Ohr.
    Yaku schlug die Augen auf. Er lag ausgestreckt auf dem Rücken, Gurte hielten ihn in einem Sessel fest, den jemand in Liegestellung justiert hatte. Er blickte in den dunkelgrauen, gewölbten Cockpithimmel eines Sparklancers.
    Auf der rechten Armlehne tippelte Moses hin und her und gackerte ihm das Ohr voll. Auf der Lehne vor ihm hing sein Überlebenssystem. Es war naß. Auch seine Kleider waren naß. Links von ihm saß Venus. Sie kühlte seinen Nacken und Hinterkopf mit Eis. Ein dumpfer Schmerz pochte in beidem.
    »Wo ist unser Gepäck?« wollte Yaku wissen. Er dachte an sein Buch und die Fotos.
    »Auf den beiden Sitzen vor dir«, sagte Venus. Sie trug den Schutzanzug, den sie im Magazin der MEXIKO für sie ausgesucht hatten.
    »Was ist passiert?«
    »Du bist vom Baum gefallen und hast dir den Kopf an einem Ast angestoßen.« Zärtlich sah sie ihn an. »Wir sind froh, daß du dir nicht das Genick gebrochen hast.«
    »Vom Baum gefallen? Ich?« Mißtrauisch musterte Yaku ihr schönes Gesicht. Venus' Blicke wollten ihm eine Spur zu zärtlich und zu besorgt erscheinen. »Ich kann mich an nichts erinnern.«
    Sie seufzte. »Das kommt schon mal vor bei einer Gehirnerschütterung.«
    »Wo sind wir?« Er richtete sich auf.
    »Unterwegs.«
    Auf dem Doppelsitz vor ihm stapelte sich Gepäck und Proviant. Auch seine Waffe entdeckte er dort. Im Doppelsitz vor dem Gepäck hockte der Kalosare mit dem Lederharnisch, dem braunen Umhang und dem grauen, langhaarigen Pelz. Als würde er Yakus Blick spüren, drehte er sich um. Seine gelben Augen funkelten kalt. Ein muffiger Geruch wie von mit Galle getränktem Haar ging von ihm aus. Als er seinen breiten Mund öffnete, sah Yaku ein Raubtiergebiß.
    Er begann zu reden, und der Lingusimultaner in Venus' Überlebenssystem begann sein Gerede zu übersetzen: »… gelobt sei der Erztöter und sein Heiliger Sohn, unser König, gesegnet sein Gesandter, die Nackthaut Plutejo Tigern von Genna, Sohn des Uran Tigern von Hawaii Novum …«
    »Er heißt Eli'zarlunga und ist eine Art Priester oder Schamane«, flüsterte Venus.
    »… heute wird der Erztöter sein Wort erfüllen, heute werden aller Kalosaren Augen sehen, was geschrieben steht im Buch des Erztöters von Anbeginn …«
    Yakubar Tellim stöhnte und rieb sich den Nacken. Er sah an dem Schamanen vorbei. Im Doppelsitz davor hockte Caryxzar, der Erste Töter der Waldkalosaren an den blauen Wassern der Wälder von Lungur . Neben ihm der Waldläufer. Und davor noch einmal zwei Kalosaren, und ganz vorn, im Pilotensitz, Plutejo …
    »… heute wird ganz Aqualung die Macht des Erztöters und seines Heiligen sehen. Heute werden die Diener des Anderstöters abgeschlachtet und seine schwarze Burg …«
    »Was haben diese Killer hier zu suchen?« fragte Yakubar.
    »Sie bestanden darauf, mitzufliegen.« Venus zuckte mit den Schultern. »War nichts zu machen.«
    »Wohin mitzufliegen?« Langsam, ganz langsam kehrte die Erinnerung zurück.
    »… seht das Lager des Heiligen Königs! Seht die Zelte der Könige der Kalosaren!« Sehr laut sprach der Schamane plötzlich, so laut, daß Moses schon wieder anfing zu krächzen und gleich zwei Lärmquellen Yakus Schmerzen neu anfachten.
    »… aus allen Reichen und Städten und Wäldern Aqualungs sind sie seinem Kriegsruf gefolgt …!« Eli'zarlunga redete sich in Trance. »… beseelt vom Geist des Erztöters, den Anderstöter und seine nackthäutigen Diener zu vernichten. Aber einer ist gesandt, sie uns in die Hand zu geben …!«
    »O heilige Scheiße …!« stöhnte Yakubar.
    Im Pilotensessel hing Plutejo, und über ihm im VQ-Feld glitten die Baumgiganten Aqualungs dahin. Eine Ebene löste das Waldgebiet ab. Unzählige schwarze Zelte standen dort zwischen Büschen und Staudenfeldern. Zwischen ihnen wiederum wimmelte es von Kalosaren. Sie marschierten in dieselbe Richtung, in die Plutejo den Sparklancer steuerte. Viele ritten auf massigen braunen Tieren, die Yaku ein wenig an die legendären Rhinozerosse im Museum für ausgestorbene Arten auf Terra

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