Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Verhandlungsbasis.«
Der Schultheiß sah aus wie ein geschlagener Mann. »Ist
das wahr?« wiederholte er immer wieder. »Wirklich wahr?
Kein Florina mehr?«
»Es ist wahr«, sagte Junz.
Terens breitete in einer Geste der Resignation die Arme aus und
ließ sie sinken. »Wenn Sie die Papiere brauchen, die ich
Rik abgenommen habe, dann sehen Sie bei mir zu Hause in den Akten
über die Bevölkerungsstatistik nach. Ich habe sie in den
alten Faszikeln versteckt, die über mehr als hundert Jahre
zurückgehen. Dort hätte man sie in alle Ewigkeit nicht
gefunden.«
»Passen Sie auf«, sagte Junz. »Ich bin
überzeugt davon, daß wir uns mit dem I.A.W. einigen
können. Wir werden auf Florina einen Mann brauchen, der die
Floriner kennt und uns sagen kann, wie wir ihnen die Lage am besten
erklären, wie wir die Evakuierung organisieren und welche
Planeten sich zur Aufnahme der Flüchtlinge eignen. Wollen Sie
uns helfen?«
»Um das Spiel doch noch zu gewinnen, meinen Sie? Als
mehrfacher Mörder straflos auszugehen? Warum nicht?«
Plötzlich standen dem Schultheiß die Tränen in den
Augen. »Aber ich bin in jedem Fall der Verlierer, denn ich habe
keine Welt, keine Heimat mehr. In diesem Spiel gibt es nur Verlierer.
Die Floriner verlieren ihre Heimat, die Sarkiten ihren Reichtum und
die Trantoraner ihre Chance, diesen Reichtum an sich zu bringen. Es
gibt keinen einzigen Sieger.«
»Außer«, sagte Junz leise, »Sie sehen die
Sache von der anderen Seite. Denn in der neuen Galaxis – einer
Galaxis, die keine instabile Sonne mehr zu fürchten hat, in der
genügend Kyrt für alle zur Verfügung steht, und wo die
politische Einheit um vieles nähergerückt ist – in
dieser Galaxis gibt es Sieger. Vier Billiarden Sieger. Alle Menschen
nämlich, die in dieser Galaxis leben.«
Epilog
EIN JAHR DANACH
»Rik! Rik!« Selim Junz kam mit ausgebreiteten Armen
über das Hafengelände und auf das Raumschiff zugeeilt.
»Und Lona! Ich hätte Sie beide nicht wiedererkannt! Wie
geht es Ihnen? Wie geht es Ihnen?«
»Wir können nicht klagen. Wie ich sehe, haben unsere
Briefe Sie erreicht«, sagte Rik.
»Natürlich. Sagen Sie, was halten Sie von der ganzen
Sache?« Gemeinsam schlenderten sie auf Junz’ Büro
zu.
»Wir haben heute morgen unser altes Dorf besucht«,
erzählte Valona betrübt. »Die Felder sind so
leer.« Sie war wie eine Frau aus dem Imperium gekleidet, niemand
hätte in ihr das florinische Bauernmädchen vermutet.
»Ja, es muß deprimierend sein, wenn man hier gelebt
hat. Selbst für mich wird es allmählich recht einsam, aber
ich werde bleiben, solange es geht. Die Strahlungswerte von Florinas
Sonne sind für die Wissenschaft von ungeheurem
Interesse.«
»So viele Menschen in knapp einem Jahr evakuiert! Das
verrät eine ausgezeichnete Organisation.«
»Man tut, was man kann, Rik. Ach, ich sollte Sie wohl
allmählich mit Ihrem richtigen Namen ansprechen.«
»Bitte nicht. Ich kann mich einfach nicht mehr umstellen. Ich
bin und bleibe Rik. Das ist nach wie vor der einzige Name, an den ich
mich erinnere.«
»Haben Sie sich schon entschieden, ob Sie Ihre Tätigkeit
als Weltraumanalytiker wiederaufnehmen wollen?« fragte Junz.
Rik schüttelte den Kopf. »Ich habe mich entschieden, die
Antwort lautet nein. Meine Erinnerungen reichen nicht aus. Dieser
Bereich ist unwiederbringlich verloren. Aber das macht nichts. Ich
kehre zur Erde zurück. – Ich hatte übrigens gehofft,
den Schultheiß wiederzusehen.«
»Da muß ich Sie enttäuschen. Er ist ausgerechnet
heute weggefahren. Ich glaube, er wollte Ihnen aus dem Weg gehen.
Wahrscheinlich hat er ein schlechtes Gewissen. Sie tragen ihm nichts
nach?«
»Nein«, sagte Rik. »Er hat es gut gemeint, und er
hat mein Leben in vieler Hinsicht zum Besseren verändert. Zum
Beispiel habe ich durch ihn Lona kennengelernt.« Er legte ihr
liebevoll den Arm um die Schulter.
Valona sah ihn an und lächelte.
»Außerdem«, fuhr Rik fort, »hat er mich von
einem alten Leiden geheilt. Inzwischen habe ich nämlich
herausgefunden, warum ich Weltraumanalytiker geworden bin, und ich
weiß auch, warum nahezu ein Drittel aller Weltraumanalytiker
von einem einzigen Planeten stammt, nämlich von der Erde. Wer
auf einer radioaktiv verseuchten Welt geboren wird, der wächst
zwangsläufig in Angst und Unsicherheit auf. Ein falscher Schritt
kann den Tod bedeuten, und die Oberfläche unseres eigenen
Planeten ist unser größter Feind.
Mit der Zeit geht uns diese Unruhe, die Angst vor allen
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