Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
daß ihn jemand fand, der imstande war, ihn zu
identifizieren. Töten konnte ich ihn auch nicht, denn ich war
ziemlich sicher, daß er sein Gedächtnis wiedererlangen
würde, und ich war doch immer noch auf sein Wissen angewiesen.
Außerdem hätte ich mir mit einem Mord das Wohlwollen
Trantors und des I.A.W. verscherzt, und beide würde ich
irgendwann noch brauchen. Und schließlich war ich damals noch
nicht fähig, einen Menschen zu töten.
Ich ließ mich als Schultheiß nach Florina versetzen,
organisierte dem Weltraumanalytiker gefälschte Papiere und nahm
ihn mit. Dann sorgte ich dafür, daß er gefunden wurde, und
gab ihn in Valonas Obhut. Von da an drohte keine Gefahr mehr, bis zu
jenem verhängnisvollen Arztbesuch, der mich zwang, mir Zugang
zur Stromversorgung der Oberen Stadt zu verschaffen. Auch das war
nicht unmöglich. Die Ingenieure waren zwar Sarkiten, aber die
Hausmeister waren Floriner. Auf Sark hatte ich so viel über
Energietechnik gelernt, daß ich eine Hauptleitung
kurzschließen konnte. Drei Tage lang mußte ich warten,
bis der richtige Zeitpunkt kam. Der Mord selbst war kein Problem. Ich
wußte freilich nicht, daß der Arzt in beiden Teilen
seiner Praxis Kopien seiner Krankenunterlagen aufbewahrte. Das war
nicht vorhersehbar.«
Terens konnte von seinem Platz aus auf Fifes alten Chronometer
sehen. »Vor hundert Stunden – mir kommt es vor wie hundert
Jahre – setzte Riks Erinnerungsvermögen wieder ein. Und das
ist die ganze Geschichte.«
»Nein«, sagte Junz. »Das ist nicht wahr. Wie kam
der Weltraumanalytiker denn nun dazu, die Vernichtung des Planeten
Florina zu prophezeien?«
»Glauben Sie wirklich, ich hätte die technischen
Einzelheiten verstanden? Das Ganze war doch nicht mehr – verzeih
mir, Rik – als eine Wahnvorstellung.«
»Das war es nicht«, fuhr Rik auf. »Das kann nicht
sein.«
»Der Weltraumanalytiker hatte ein Raumschiff«, sagte
Junz. »Wo ist es geblieben?«
»Es liegt längst auf dem Schrottplatz«, antwortete
Terens. »Ich schrieb einen Verschrottungsauftrag aus, und mein
Vorgesetzter hat ihn unterzeichnet. Wann liest ein Sarkit schon, was
er unterschreibt? Der Auftrag wurde anstandslos
ausgeführt.«
»Und Riks Papiere? Sie sagten doch, er hätte Ihnen
Papiere gezeigt!«
»Überlassen Sie uns diesen Mann«, ließ Fife
sich plötzlich vernehmen. »Wir werden schon herausbekommen,
wieviel er weiß.«
»Nein«, wehrte Junz ab. »Sein erstes Verbrechen
war, einen Weltraumanalytiker zu entführen und seinen Verstand
zu zerstören. Hauptbetroffener ist also das I.A.W. Er
gehört uns.«
»Junz hat recht«, schaltete Abel sich ein.
»Hören Sie mir gut zu«, meldete sich Terens.
»Ich sage kein Wort, ohne mich entsprechend abzusichern. Ich
weiß, wo Riks Papiere sind, an einem Ort nämlich, wo kein
Sarkit und kein Trantoraner sie jemals finden würde. Sie
bekommen sie nur, wenn Sie mir den Status eines politischen
Flüchtlings zuerkennen. Was immer ich getan habe, geschah aus
patriotischen Motiven, aus dem Wunsch heraus, das Wohl meines
Planeten zu fördern. Jeder Sarkit und jeder Trantoraner darf
sich auf seinen Patriotismus berufen; warum nicht auch ein
Floriner?«
»Der Botschafter«, sagte Junz, »hat sich
bereiterklärt, Sie dem I.A.W. zu überlassen. Ich versichere
Ihnen, daß wir Sie nicht an Sark ausliefern werden. Man wird
Sie wegen der an dem Weltraumanalytiker begangenen
Mißhandlungen vor Gericht stellen. Für den Ausgang des
Prozesses kann ich nicht garantieren, aber wenn Sie jetzt mit uns
zusammenarbeiten, wirkt sich das sicher günstig für Sie
aus.«
Terens sah Junz forschend an. Dann sagte er: »Ich will mein
Glück mit Ihnen versuchen, Doktor… Den Aussagen des
Weltraumanalytikers zufolge befindet sich Florinas Sonne im
Praenova-Stadium.«
»Was!« Bis auf Valona schrien alle Anwesenden entsetzt
auf.
»Sie steht kurz davor, mit einem Riesenknall zu
explodieren«, sagte Terens sarkastisch. »Und wenn das
passiert, löst sich Florina in einer Wolke auf wie ein Mund voll
Tabaksrauch.«
»Ich bin kein Weltraumanalytiker«, sagte Abel,
»aber ich habe gehört, daß niemand vorhersagen kann,
wann ein Stern explodiert.«
»Das ist richtig. Jedenfalls war es bisher richtig. Hat Rik
erklärt, wie er darauf kam?« fragte Junz.
»Vermutlich geht es aus seinen Papieren hervor. Das einzige,
woran ich mich erinnere, ist die Sache mit dem
Kohlenstoffstrom.«
»Wie bitte?«
»Er sagte immer wieder: ›Der Kohlenstoffstrom im All.
Der Kohlenstoffstrom im
Weitere Kostenlose Bücher