Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Erlaubnis, daß eine Karavelle abgehe, mit ganz wenig Leuten und dem strengen Befehl, Pizarro habe binnen sechs Monaten (d. h. Ende Oktober) mit allen seinen Gefährten in Panama einzutreffen.
Fünf Monate waren seit der Abreise der Abtrünnigen verstrichen, und selbst Pizarro hegte heimlich Zweifel, ob sich Almagro je wieder sehen lassen werde. Der Jubel der kleinen Schar, als eines Tages die weißen Segel in Sicht kamen, war grenzenlos. Pizarro für seine Person war enttäuscht, als er das Nähere hörte. Er hatte auf Verstärkung seiner Gefechtskraft gerechnet. Aber wie alle genialen Naturen fand er sich sofort mit der neuen Lage ab. Wenn ihm die Eroberung von Peru vorläufig auch unmöglich blieb, so genügte es schließlich zunächst, das Reich ordentlich zu erkunden.
In dieser Absicht schiffte er sich ein. Zwei seiner Gefährten, die krank darnieder lagen, mußten unter Obhut etlicher ihnen freundlichen Indianer zurückbleiben. Natürlich nahm er jene sechs Tumbezianer mit, die inzwischen zu Dolmetschern ausgebildet worden waren.
Unter Führung des Ruiz ward der Kurs auf Tumbez genommen. Es wehte leiser Südwind, aber man kam doch langsam weiter. Vorbei an der Insel Gallo, am Vorgebirge Takames, am Kap Pasado, gelangten sie über den bisher von Europäern erreichten Punkt hinaus. Mit Genugtuung sah Pizarro, wie die Gestade ihm zur linken von Tag zu Tag fruchtbarer und lieblicher wurden. An die Stelle der Sandstrecken und Felsen traten Fluren und Wälder. Überall grüßten Hütten und Dörfer, und über den fernen Wäldern, Hügeln und Bergen verrieten Rauchsäulen, daß da auch Menschen wohnten.
Nach zwanzig Tagen kam das Schiff in die prächtige Bucht von Guyaquil. Man erblickte stattliche Städte. Der breite Gipfel des mächtigen Chimborazo ward sichtbar und der silberne Kegel des Kotopaxi. Es war wohl Anfang Juli 1527, als die Höhe von Tumbez erreicht war. An der Insel Santa Clara fielen die Anker.
Die Insel war unbewohnt, aber die Indianer, die man an Bord hatte, versicherten, es geschähen hier zu gewissen Zeiten Opferfeste. In der Tat fand man Weihgaben aus Gold. Am andern Morgen näherten sich die Spanier der Stadt.
Einige Balsas kamen entgegen. Es war ein Kriegsgeschwader auf dem Wege nach der nicht fernen Insel Puna. Man rief etliche der peruanischen Offiziere an Bord. Sie kamen. Erstaunt erblickten sie die Dolmetscher, ihre Landsleute. Durch diese erfuhren sie, die weißen Männer seien in friedlicher Absicht erschienen. Man wolle Lebensmittel gegen Waren tauschen.
Eine Menge Volk versammelte sich im Hafen und gaffte das ungewohnte Fahrzeug mit den seltsamen Fremdlingen an. Alsbald erschien der Bürgermeister (der Kuraka) der Stadt. Offenbar hielt er die Spanier für höhere Wesen und gab Befehl, ihnen reichlich Lebensmittel zu liefern. Es dauerte nicht lange, da steuerten mehrere Balsas auf die Karavelle zu, reichlich beladen mit Kartoffeln, Mais, Kakao, Bananen, Ananas und andern Landesfrüchten, für die man damals noch keine Namen hatte, wie Maiswein (Tschitscha und Sora) und Koka (einer Art Kautabak mit berauschender Wirkung). Auch Fasane und Fische brachte man, dazu etliche lebendige Lamas, die Pizarro bis dahin nur nach ein paar groben Zeichnungen kannte, die Balbao im Besitz gehabt hatte. Diese »Peruanischen Schafe« fanden große Bewunderung.
Zufällig hielt sich ein Inka-Edelmann in Tumbez auf. Als er von der Ankunft der Fremden vernahm, begab er sich in den Hafen und fuhr auf einem Boot nach dem spanischen Schiffe. Pizarro erkannte an seiner Haltung und Tracht sowie an der Ehrfurcht des Volkes, daß es ein Edelmann des Landes war, den er vor sich hatte, und empfing ihn voll Höflichkeit und Hochschätzung. Er zeige ihm die Karavelle und ließ ihm durch einen der Dolmetscher alles erklären, was ihm wunderbar vorkam. Darnach lud er ihn zur Mittagstafel ein. Auch diese erregte das Gefallen des peruanischen Grandseigneurs, insbesondere der treffliche Tarragona, den ihm Pizzaro kredenzte. Er sei besser als der einheimische Wein. Man muß wissen, daß die Peruaner überaus gern zechten, vom König abwärts bis zum Kuli. Seine Neugier ging noch weiter. Er fragte den Capitano, woher er und seine Mannen kämen, aus welchem Anlaß und mit welchem Begehr.
Pizarro hielt eine wohlgesetzte kleine Rede, die der Dolmetscher dem Peruaner vermittelte. Er sei Untertan und Abgesandter des größten Herrschers auf Erden, in dessem Machtbereich die Sonne nicht untergehe. Er, der Kaiser des
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