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Friesisch Roulette

Friesisch Roulette

Titel: Friesisch Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marvin Entholt
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Scheiß-Windräder haben die da aufgestellt, überall. Hunderte. Die Kühe leiden, die Vögel sterben. So. Und jetzt bohren sie nach Gas, pumpen Salzsäure in den Boden, toll, nicht?«
    Putin war etwas irritiert über die Energiedebatte, die sich da anbahnte, hielt es aber für ein gutes Zeichen. Vielleicht würde sich die Wut des unbekannten Friesen rhetorisch entladen.
    Focko echauffierte sich weiter.
    Â»Das war’s dann nämlich, endgültig. Schluss, aus, nix mehr glückliche Kühe. Vergiftete Kühe haben wir dann, vergiftete Weiden, alles am Arsch. Die glauben, die können uns hier alles herknallen. Wie heißt der Kaufmann?!«
    Focko wandte sich von Enno ab und wieder dem Gefesselten zu, dessen Hoffnung auf eine gesprächsweise Lösung wieder schwand. Er zuckte nur noch matt mit den Schultern.
    Â»Wir können auch spielen! Sollen wir spielen? Komm, wir spielen! Du bist doch aus Russland. Da mögt ihr doch solche Spiele, oder?«
    Focko entriegelte die Trommel des Revolvers, nahm jede zweite der sechs Patronen raus und ließ die Trommel wieder einrasten.
    Â»Spielen wir Roulette, ja? Spielen wir Roulette?«
    Focko drehte die Trommel des Revolvers und hielt dem Gefesselten die Waffe an den Kopf.
    Das war der Moment gewesen, in dem Putin Fockos Auffassung von russischem Roulette korrigieren musste.
    Â»Focko, es geht nur um ein bisschen Gas. Du übertreibst, selbst wenn der Mann hier deswegen da wäre.«
    Â»Ich übertreibe? Ein Spion der russischen Gasmafia, und ich übertreibe? Ich zeige dir, wer hier übertreibt.«
    Focko feuerte mit der Waffe in Richtung Decke, ein ohrenbetäubender Knall, eine aufgescheuchte Taube flatterte. Alle drei Männer waren erschrocken. Focko fasste sich als Erster wieder und schrie den Mann an.
    Â»Siehst du? Glück hast du gehabt. Das hätte auch dein Kopf sein können. Verstehst du? Kopf – bumm. So, ich helf dir jetzt, ja, verstehst du, ich helf dir. Wenn’s dir dann nicht einfällt, dann gnade dir Gott.«
    Focko nestelte ein Stück Papier aus seiner Tasche, grabbelte nach einem Zimmermannsbleistift in der Werkzeugkiste und schrieb darauf die Initialen » H . S .«.
    Â»Und, fällt es dir jetzt ein? Ja, fällt es dir jetzt ein? Seit drei Generationen hat dieselbe Familie den Laden, das weiß man, wenn man mit dem Dorf was zu tun hat, das hat dein Opa dir sicher erzählt.«
    Der Mann schwieg.
    Â»Focko, was hast du denn immer mit dem Siedenbiedel …«, setzte Enno an.
    Â»Du hast es verraten! Du hast es ihm gerade verraten! Du machst gemeinsame Sache mit ihm, ja?«
    Focko fuchtelte mit der Waffe jetzt in Ennos Richtung.
    Â»Hast du schon verkauft an die Schweine, ja?«, brüllte er Enno an.
    Â»Und du bist ein russischer Gasspion«, schrie Focko wieder Putin an und drückte ihm die Pistole gegen den Kopf. »Du Schwein!«
    Â»Focko, das weißt du doch gar nicht«, versuchte Enno, immer nervöser, zu beschwichtigen.
    Â»Hier, hier, das hatte er bei sich. Irgendein Geheimcode.«
    Focko hielt Enno den Zettel unter die Nase, auf den er eben die Initialen des Kaufmanns geschrieben hatte.
    Darauf stand, etwas krakelig: »Sand–9« und »1602«.
    Â»Den hab ich ihm abgenommen, den hatte er in seiner Tasche.«
    Â»Ich bin kein Spion«, wiederholte der Mann auf dem Stuhl matt.
    Â»Das ist ’ne Scheißlüge, ist das.«
    Focko drückte wieder die Waffe gegen Putins Kopf. Enno hatte sich schon vorher umgesehen. Jetzt griff er schnell nach der Holsteiner Schaufel, die hinter ihm an der Wand lehnte, und schlug sie Focko über den Kopf.
    Im selben Moment löste sich ein Schuss.
    Focko brach zusammen, und hinter dem Mann auf dem Stuhl entstand ein roter Fleck an der Wand und drum herum eine Menge Spritzer.
    Das hatte Enno sich anders vorgestellt.
    Ihm brannte die Hitze des Feuers im Gesicht. In der Ferne konnte er Blaulicht und Martinshorn der freiwilligen Feuerwehr ausmachen. Die kamen einfach immer zu spät.
    Stumm verständigten sich die drei am Feuer, den Abend anderswo ausklingen zu lassen.

49
    Beckmann saß auf seinem Ledersofa. Es war spät, er war müde, im Fernsehen wurden von leicht bekleideten jungen und nicht mehr ganz so jungen Damen verschiedene Telefondienste feilgeboten. Eine Werbung für ein Kriegsspiel mit außergewöhnlich realistisch nachgebildeten Panzern durchbrach unvermittelt

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