Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
ihr wie ein Sonnenuntergang über den Rücken fielen. Außerdem war sie Logans aktuelle Eroberung – die Neuste in einer langen, langen Reihe, wenn man der Gerüchteküche Glauben schenkte.
Logan hatte den Ruf, das männliche Flittchen der Mythos Academy zu sein – ein Junge, dem Mädchen einfach nicht widerstehen konnten und es eigentlich auch nicht wollten. Mit seinen stechenden eisblauen Augen, dem dichten, tintenschwarzen Haar und dem muskulösen Körper passte er auf jeden Fall perfekt in die Rolle. Er triefte quasi vor schlitzohrigem Charme, selbst wenn er wie jetzt nur ein T -Shirt und eine Jogginghose trug. Im Herbst war ein Gerücht umgegangen, dem zufolge Logan die Matratze jedes Mädchens signierte, mit dem er geschlafen hatte, damit er den Überblick nicht verlor.
Logan stand in der Tür zur Turnhalle und lächelte auf Savannah hinunter. Die Amazone spielte an seinem T -Shirt herum und strich mit der Hand über seine Brust. Ich packte den Bogen fester, und in meinem Magen brannte eifersüchtige Wut.
Logan und ich hatten vor ein paar Wochen fast … etwas gehabt. Einen verdammten Moment . Okay, mehrere Momente . Der Spartaner hatte sich angewöhnt, mir das Leben zu retten. Das erste Mal, als ein Nemeischer Pirscher versucht hatte, mich zu Katzenminze zu verarbeiten, dann noch einmal, als eine Walküre mich töten wollte, weil ich ihre bösartigen Pläne durchkreuzt hatte. Mit schlitzohrigem Charme konnte ich umgehen, aber mir das Leben zu retten? Nicht einmal, sondern gleich zweimal? Das war ein wenig schwerer zu vergessen. Das Ergebnis bestand darin, dass ich mich ziemlich in Logan verliebt hatte und sogar so weit gegangen war, ihn um ein Date zu bitten.
Er hatte mich zurückgewiesen.
Logan hatte behauptet, ich wisse nicht wirklich, wozu Spartaner fähig seien, wozu er fähig sei. Er sei nicht der Held, für den ich ihn halte.
Was auch immer. Wenn er mich nicht mochte, hätte er das auch einfach sagen können. Stattdessen hatte er mir die lahme Ausrede serviert, dass er ein großes, böses Geheimnis hatte, das mich ohnehin vertreiben würde. Ich hatte schon mal die Haarbürste einer Mitschülerin hochgehoben und gesehen, wie ihr Stiefvater sie sexuell missbrauchte. Ich hätte darauf gewettet, dass Logans Geheimnis nicht so schrecklich war, aber nichts, was ich sagte, konnte ihn vom Gegenteil überzeugen. Nichts, was ich gesagt hatte, hatte ihn davon überzeugt, mir eine Chance zu geben – uns eine Chance zu geben.
»Gwen? Willst du diesen Pfeil heute noch abschießen?«, fragte Kenzie. »Wir haben nur noch eine Viertelstunde Zeit fürs Training.«
»Sicher«, murmelte ich und drehte mich zur Zielscheibe um.
Savannahs leises Lachen klang durch die Halle und sorgte dafür, dass meine Wut ein wenig heißer brannte. Wäre ich eine Walküre gewesen wie meine beste Freundin Daphne Cruz, hätten meine Finger jetzt rosafarbene Funken gesprüht. Das passierte jedes Mal, wenn Daphne sich über etwas aufregte – und ich war im Moment ziemlich sauer auf mich selbst, weil mir Logan immer noch etwas bedeutete, obwohl er absolut klargestellt hatte, dass er andersherum nicht so empfand.
Ich hob den Pfeil und spähte den Schaft entlang auf die Zielscheibe. Ein Teil von mir war in Gedanken bei Logan, aber der andere Teil dachte an Daphne und daran, wie sie sich einfach umgedreht und den Pfeil in den Hintern des Spartaners geschossen hätte, obwohl er am anderen Ende der Halle stand. Daphne war gut mit dem Bogen. Tatsächlich war sie die beste Schützin von Mythos und Kapitän des Mädchenteams. In diesem Moment blitzte vor meinem inneren Auge ein Bild auf, wie Daphne an meiner Stelle den Bogen hielt …
»Jederzeit, Gwen«, sagte Kenzie ungeduldig.
»Ja, komm schon, Gwen. Solange wir alle noch jung sind«, stichelte Oliver.
Meine Wut kochte bei seinem bissigen Ton fast über. Ich dachte nicht mehr nach – sondern ließ einfach den Pfeil los.
PLOCK !
Der Pfeil traf die Zielscheibe perfekt – mitten ins Schwarze. Und dieses Mal blieb er auch stecken, anstatt abzuprallen und zu Boden zu fallen.
Kenzie neben mir blinzelte. »Wie hast du das gemacht?«
Ich runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht.«
Ich wusste es wirklich nicht. Sicher, ich hatte das Ziel schon vorher getroffen, aber immer am äußeren Rand, und keiner meiner Pfeile hatte auch nur eine Chance gehabt, stecken zu bleiben. Aber dieser hier? Er hatte die Zielscheibe quasi durchschlagen , und nur die Hälfte des Schaftes ragte noch
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