Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Festmahl. Und obwohl Dewaynes Anwesenheit das gesamte Schloss in ein Frühlingsparadies verwandelt hatte, roch es überall schon nach Tannen, Zimt und anderen vorweihnachtlichen Düften. Es war eine interessante und zugleich verwirrende Mischung aus Frühling und Winter. Anne hatte sogar ihre berühmten Weihnachtsplätzchen gebacken – zum allerersten Mal vor dem dreiundzwanzigsten Dezember.
Das Fest ging bis spät in die Nacht. Obwohl Feierlichkeiten in dieser Welt zur guten Etikette gehörten, sprengte dieses Vergnügen den Rahmen bei weitem. Das gesamte Schloss wurde bis auf einen kleinen Teil der Privaträume zum Tanzsaal umfunktioniert. Immer wieder tanzten und wirbelten sie durch sämtliche Zimmer und Gänge.
Als sich das Fest auf seinem Höhepunkt befand, riefen Dewayne und Neve die noch immer tanzenden Arrow und Keylam zu sich ...
Die Grenzen einer Königin
Mit sorgenvollem Blick schloss Dewayne die Tür hinter seiner Schwester und Keylam. Als er sie bat, sich zu setzen, wirkte er überaus ernst. Ratlos, wo und wie er beginnen sollte, lief er in dem für die Verhältnisse des Schlosses ziemlich kleinen Raum auf und ab. Dann wandte er sich ihnen zu.
„Sicher ist dies kein guter Zeitpunkt für politische Gespräche. Da ich aber aus eigener Erfahrung weiß, dass man eine wichtige Sache lieber heute als morgen klären sollte“, bei diesen Worten betrachtete er Arrow beschwörend, „kann das nicht warten.“
„Wenn du uns jetzt mitteilen möchtest, dass ihr demnächst Eltern werdet, muss ich dich leider enttäuschen. Wir haben es bereits selbst bemerkt.“ Wie es so Arrows Art war, versuchte sie die Situation mithilfe von Scherzen aufzulockern. Ein undankbarer Blick von Dewayne verriet allerdings, dass Witze dieser Art gegenwärtig völlig fehl am Platze waren.
„Sie hat dich bereits aufgesucht“, schlussfolgerte Keylam gesetzt.
Arrow musterte ihn fragend. „Wovon redest du?“
„Dann weißt du also, worauf ich hinaus will?“, entgegnete Dewayne, ohne der Verwirrung seiner Schwester Beachtung zu schenken.
Keylam nickte. „Schon vor zwölf Tagen.“
„Dewayne hat sie erst vor zwei Tagen einen Besuch abgestattet“, sagte Neve.
„Dann warst du nicht dabei?“, fragte Keylam skeptisch.
Die Elfe schüttelte den Kopf.
„Sie ist sehr vorsichtig geworden“, erklärte Dewayne. „Soweit ich weiß, zeigt sie sich seit jener Nacht nur noch selten. Und selbst dann nur solchen Personen, denen sie vertrauen kann. Dabei passt sie Momente ab, in denen sie gewiss sein kann, dass der Gesuchte völlig allein ist.“
„Von wem redet ihr?“, fragte Arrow ungeduldig.
Der Elf betrachtete sie argwöhnisch. „Von der Grünen Lady.“
Arrow zuckte zusammen und schaute völlig entgeistert abwechseln Keylam und ihren Bruder an.
„Dich hat sie noch nicht aufgesucht“, schlussfolgerte Dewayne.
Traurig schüttelte sie den Kopf. „Ich warte schon lange auf ein Zeichen von ihr. Zusammen mit den Zwergen bin ich sogar noch einmal in Nebulae Hall gewesen. Aber sie ist nicht aufgetaucht.“
„Das muss nichts heißen“, entgegnete Dewayne. „Zwischen dem Besuch bei Keylam und dem bei mir ist auch viel Zeit vergangen.“
„Vielleicht sollten wir mit diesem Gespräch dann lieber warten, bis sie auch bei Arrow war.“
„Nein, Keylam. Ich halte das für keine gute Idee. Bei unserem Treffen hat sie mich ausdrücklich auf die Dringlichkeit ihres Anliegens hingewiesen.“
„Will sie mich denn nicht sehen?“, fragte Arrow betrübt.
Keylam nahm ihre Hand. „Ich denke, dass es bisher für sie unmöglich war, dich allein anzutreffen.“
„Wo bist du ihr begegnet?“, fragte Arrow argwöhnisch.
„Unmittelbar vor meiner letzten Auferstehung“, antwortete er. „Du weißt, dass ich es vorziehe, in diesem Moment allein zu sein. Kaum, dass ich es war, ist sie aufgetaucht.“
„Ich hatte immer angenommen, dass sie nur unter Nebulae Hall lebt und sich von dort nicht entfernen kann“, bemerkte Arrow überrascht.
„Das stimmt auch – mit Einschränkungen“, warf Neve ein. „Sie kann sich von dort entfernen, aber im Grunde ist es ihr nicht erlaubt. Vermutlich will sie deshalb auf Nummer sicher gehen und zeigt sich nur, wenn die, die sie aufsuchen will, allein sind. Wenn ihre Ausflüge bekannt werden, bekommt sie großen Ärger.“
„Aber ich bin doch auch hin und wieder allein ...“, murmelte Arrow.
„Das denkst du!“, entgegnete Dewayne. „Arrow, du hast nicht die geringste Ahnung, wie streng
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