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Gib mir Menschen

Gib mir Menschen

Titel: Gib mir Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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den Kopf.
    »Es müssen nicht Sie sein, Andy. Früher oder später findet sich bestimmt ein anderer Kandidat.«
    »Aber warum muß ich dann sterben?« wollte ich wissen. »Warum hat Ihr Allmächtiger gerade mich aufs Korn genommen.«
    »Er hat nichts dazu beigetragen, es hat sich von selbst gefügt«, sagte sie. »So etwas würde er nie tun. Er manipuliert grundsätzlich nicht mit Einzelschicksalen, schon gar nicht zu seinem persönlichen Vorteil.«
    »Aber … wie soll denn der Tausch vor sich gehen?« Ich stotterte, war ganz durcheinander. Der Schreck saß mir in den Knochen. Jedem wäre es so ergangen. Egal, wie man sich zu dem Ganzen auch stellte, aber kalt konnte es einen nicht lassen, wenn man seinen eigenen Tod vor Augen geführt bekam.
    »Lassen Sie das nur seine Sorge sein, Andy.«
    »Es ist verrückt!« rief ich. »Einfach verrückt! Irrsinn!«
    Ich war so durcheinander, daß ich selbst nicht mehr wußte, was ich davon halten sollte. Ich hatte Angst vor jeder Entscheidung und das unbestimmte Gefühl, in jedem Fall der Dumme zu sein, wozu ich mich auch entschloß. Unsterblichkeit ist schön und gut. Aber in diesem Fall erschien sie mir auf einmal nicht mehr so verlockend und erstrebenswert, da ein anderer alles daransetzte, sie loszuwerden. Aber die Aussicht, von einem Motorrad getötet zu werden, war noch erschreckender. Konnte ich wirklich nur zwischen diesen beiden Möglichkeiten wählen? Gab es denn keinen Ausweg?
    Doch, es gab einen, ich hatte ihn gegenüber Dr. Trotta selbst schon erwähnt.
    Ohne lange zu fackeln, holte ich den Totschläger hervor, den ich immer bei mir trug, und zog Dr. Trotta damit eins über den Schädel. Sie brach zusammen, ohne einen Laut von sich zu geben. Ich hatte nicht mit voller Wucht zugeschlagen, gerade fest genug, um sie auszuschalten.
    Als ich sie so daliegen sah, tat sie mir leid. Aber Reue war nicht angebracht. Ich hatte keine andere Wahl gehabt, ich mußte so handeln. Ich wandte mich ab, ging ins Büro und holte den Wisch aus der Schreibtischlade, den ich unterschrieben hatte. Ich zerriß ihn im Gehen und steckte die Papierfetzen in die Tasche. Ich durfte keine Spuren hinterlassen. Erst als ich auf dem Gang war, überkam mich die Erkenntnis siedend heiß, daß ich überall meine Fingerabdrücke hinterlassen hatte. Aber ich konnte nicht mehr zurück.
    Ein Mädchen kam mir entgegen. Es trug einen Aktenordner. Ihr freundliches Lächeln erstickte im Keim. Ich mußte sie ziemlich entgeistert angesehen haben, denn sie blickte mir nach, als ich in die Liftkabine stieg und dabei mit einem Mann zusammenstieß, der sie gerade verlassen wollte. Es waren noch zwei Personen im Aufzug, zwei Frauen, die mir verstohlene Blicke zuwarfen, während sie sich gedämpft unterhielten. Alle diese Leute würden sich mein Gesicht einprägen und eine gute Personenbeschreibung von mir abgeben können. Verdammt! Aber es war nicht zu ändern. Ich mußte fort, nur das zählte im Moment.
    Zum Glück fuhr der Aufzug nach unten und bis zum Erdgeschoß durch. Ich stürzte aus der Kabine, kaum daß sich die Türen geöffnet hatten. In der Halle herrschte ein mäßiger Betrieb. Auf dem Weg zum Ausgang warf ich einen kurzen Blick in die Portiersloge. Ein fremdes Gesicht starrte mir entgegen, der Nachtportier war von einem viel jüngeren Mann abgelöst worden.
    Ich trat ins Tageslicht hinaus. Diese Tatsache wurde mir erst in diesem Moment voll bewußt. Wieso war es schon so spät? Hatte der Rückblick in meine Vergangenheit und der kurze Augenblick auf Kommendes so viel Zeit in Anspruch nehmen können? Eine ganze Nacht und … Wie viele Stunden des Vormittags?
    Das beflügelte meinen Schritt, ich begann zu laufen. Ich mußte mich beeilen, um noch vor Mittag nach Hause zu kommen. Ich würde mich einschließen und für einige Tage nicht aus dem Haus gehen. Das nahm ich mir fest vor.
    Ich rannte die Straße hinunter, das Hinweisschild auf die Parkgarage vor Augen, in der ich meinen Wagen eingestellt hatte. Der rotierende Kubus zog meinen Blick magisch an. Im Laufen suchte ich einen Durchlaß zwischen den geparkten Autos am Bordstein. Dabei stieß ich fast mit einem Mann zusammen, der in irgendeine Lektüre vertieft war. Er schimpfte hinter mir her. Ich ignorierte es, schlug einen Haken, zwängte mich zwischen zwei Autos hindurch und setzte zum Überqueren der Straße an.
    Erst als ich die Mitte der Straße erreicht hatte, merkte ich den bedrohlich näherkommenden Motorenlärm. Da fiel es mir wie Schuppen von

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