Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)
Stimme in ihrem Kopf nicht länger ignorieren. Der Traum färbte sich an den Rändern dunkel.
»Warum hast du uns damals nicht mitgenommen?«
Ihre Stimme klang kälter als beabsichtigt. Das Gesicht ihres Vaters wurde schlagartig ernst. Er betrachtete sie noch eine Weile, dann senkte er den Blick.
»Ich konnte nicht ahnen, dass du noch am Leben bist«, sagte er mit leiser Stimme. »Als wir von Devon nach Hause kamen, war alles voller Blut. Deine Großmutter war … sie war …« Er verstummte und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Überall war Blut. Ich habe deine Waffe gefunden. Sie lag auf der Treppe in einer Pfütze aus Blut. An den Wänden war Blut … wie sollte ich wissen …«
»Onkel Murphy hat mich gerettet«, unterbrach ihn Demi leise. »Als die Bestien ins Haus kamen, haben wir versucht, uns zu wehren. Ich habe eine von ihnen angeschossen. Es war fürchterlich. Sie haben schwarzes Blut, Daddy. Weißt du das?« Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie gedanklich ins Haus ihrer Großeltern zurückkehrte. »Sie waren so gewaltig. Wir hatten keine Chance. Onkel Murphy packte mich, als er sah, dass wir Großmutter nicht mehr helfen konnten. Er packte mich und schleppte mich zum Geräteschuppen hinter dem Haus. Dort haben wir uns hinter dem Generator versteckt.«
Ihr Vater stand auf, ging zum Fenster und blickte auf einen verwilderten Garten hinaus.
»Es war wie ein Alptraum«, sagte er mit tonloser Stimme. »Dein Großvater starb in dem Moment, als er Sarah auf ihrem Bett erblickte. Er setzte sich einfach vor die Tür des Schlafzimmers und schloss die Augen.« Demi sah Tränen in den Augen ihres Vaters glitzern. »Ich wollte ihn mitnehmen. Alles in mir war wie betäubt. Deine Großmutter – meine Mutter – war tot, du warst verschwunden. Ich packte Großvater und wollte ihn zum Hubschrauber bringen. Aber er stieß mich von sich.« Er drehte sich zu Demi um, sein Gesicht eine bleiche Maske aus Furcht und Trauer. »Ich konnte hören, wie die Kreaturen zurückkamen. Ihre Schritte auf der Treppe, ihr heiseres Knurren. Sie wussten, dass wir da waren. Dein Großvater begann zu lachen. Da wusste ich, dass er nicht wollte, dass ich ihn rettete. Ich wusste, dass er bei deiner Großmutter bleiben wollte.«
Barry setzte sich wieder und verbarg sein Gesicht hinter seinen Händen. »Wie hätte ich wissen sollen, dass ihr euch im Schuppen versteckt? Ich konnte nicht mehr klar denken. Alles lief wie ein fürchterlicher Film vor meinen Augen ab. Ich hörte nur noch die Krallen dieser Monster auf der Treppe, roch ihren penetranten Gestank.«
Er verstummte, rieb sich über die Augen und versuchte die grauenvollen Bilder zu verdrängen. Doch das hatte noch nie funktioniert. In keiner einzigen Nacht, seit er Mayfield gefunden hatte. Die Bilder waren da, verhöhnten ihn und spuckten ihn an. Es war eine Schuld, mit der er leben musste, es aber nicht konnte. Demis Erscheinen verschlimmerte diese Schuld nur noch. Er hatte seine Tochter zurückgelassen, so wie er Shelley auf dem Dach des Krankenhauses im Stich gelassen hatte.
Eine Berührung ließ ihn zusammenfahren. Als er die Augen öffnete, stand Demi vor ihm, legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte ihre Wange gegen seine.
»Du hast keine Schuld«, flüsterte sie so nah an seinem Ohr, dass sich die Welt um sie herum nur auf diese Worte verkleinerte. »Ich bin hier und ich gehe nicht mehr weg.«
Barry löste sich aus der Umklammerung seiner Tochter, drehte sich zu ihr und nahm sie so fest in den Arm, wie er es das letzte Mal getan hatte, als sie ein kleines Mädchen gewesen war. Demi war längst kein Kind mehr, das spürte er. Doch im Augenblick saß er einfach nur am Wohnzimmertisch in einer fremden Wohnung und hielt den größten Schatz, den diese Welt ihm noch bieten konnte, in seinen Armen.
XIV
Wulf genoss die Dunkelheit. Zum ersten Mal gewährte sie ihm Geborgenheit und Schutz vor dem Alptraum, den er die letzten drei Wochen sein Eigen nannte. Seine Welt hatte sich auf das kleine Zimmer reduziert; auf die Schwärze, die ihn wie ein wärmender Mantel umhüllte, auf die Wärme des Weins in seinem Magen und das gleichmäßige, beruhigende Atmen von Christine, die in seinen Armen lag und schlief. Wulf atmete den Duft ihrer Haare. Er streichelte ihren Arm, der um seine Brust geschlungen war und spürte die Ebenmäßigkeit ihrer Haut. Ellen war die ganze Zeit bei ihm, doch er fühlte keine Scham ihr gegenüber.
Christine war am frühen Abend gekommen, ein Tablett
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