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Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis

Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis

Titel: Grenzenlos ermitteln - 23 Raetsel-Krimis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SOKO Gmeiner
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für ihn. Er war ein Stadtmensch und hier im Wald völlig fehl am Platze, doch gerade in diesem Moment, mit dem Blick auf den See, die rot und golden gefärbten Blätter der Bäume, den Reif auf dem vorjährigen Laub und dem stahlblauen Himmel, der sich im Wasser spiegelte, fühlte er sich gut, auch wenn die Kälte an seinen Ohren und an seinen Zehenspitzen nagte.
    Â»Gommste nu?«, dröhnte die Stimme seines Kollegen aus dem Wald. Gleichzeitig setzte drüben am anderen Ufer endlich Aktivität ein. Drei Männer bestiegen das Schlauchboot, einer, der wahrscheinlich beim Knobeln verloren hatte, trug einen Taucheranzug.
    Â»Arme Sau«, sagte Tauner leise für sich.
    Der See war zu klein, als dass es sich lohnte, den Motor anzuwerfen, so paddelten die Männer zu dem alten Kahn in der Mitte des Sees. Einer griff nach der Bordwand, zog das Boot heran, bis sie Seite an Seite lagen.
    Der Kahn war leer. Auf dem Steg hatten sie eine Mütze und ein Paar dünne Handschuhe gefunden. Was sie suchten, war der Mann, dem die Sachen gehörten. Der Mann war seit zehn Tagen vermisst. Man musste annehmen, dass er im Wasser lag, irgendwo unten im schlammigen Grund, zwischen verdutzten Fischen, die schüchtern waren, weil sie selten Besuch bekamen. Die Frau des Vermissten und deren neuer Liebhaber, der Parteifreund Kuhlmann, saßen zurzeit in Dresden im Polizeipräsidium in zwei getrennten Räumen und durften darüber nachdenken, ob die Möglichkeit bestand, dass der gesuchte Herr Mönchrad in den Urlaub gefahren war, oder zu seiner greisen Mutter nach Hannover und der gefälschte Abschiedsbrief nur so etwas wie ein makabrer Scherz gewesen war, mit dem er zum Ausdruck brachte, wie sehr ihm die Trennung von seiner Frau missfiel. Dass man gerade alle Vorbereitungen traf, die Leiche des Mannes in einem Tümpel zu suchen, wussten sie noch nicht. Tauner wollte ihnen damit eine Überraschung bereiten. Mönchrads Mütze, seine Handschuhe und den dümpelnden Kahn hatte ein Jäger gefunden, ein Freund des Vermissten und ebenfalls Parteigenosse, denn Mönchrad war der CDU-Ortsgruppenleiter in diesem Wahlkreis, und der Jäger kannte ihn seit über 20 Jahren, seit Mönchrad aus dem Westen gekommen war, um der ostdeutschen CDU Aufbauhilfe zu leisten. Mönchrad war sehr beliebt in der Gegend, nicht nur bei den CDU-Wählern, denn er schien manchmal ein Gewissen zu haben. So erhob er im Bauaufsichtsamt gern seine Stimme gegen unsinnige Projekte, kaufte den Grünen den Schneid ab, indem er manchmal viel grüner war als sie, und den Linken grub er auf humorvolle Weise das Wasser ab mit seinem ›Linksgedreht e. V.‹, einem Verein gegen die Diskriminierung von Linkshändern, dem er vorsaß, weil einer seiner Söhne Linkshänder war. Auch sonst war er sehr umtriebig, wenn es galt, neue Tore für den Fußballplatz, eine neue Turnhalle für die Grundschule oder einen neuen Parkplatz für Touristenbusse zu organisieren. Nur die neue Schnellstraße hatte er nicht verhindern können.
    Jetzt ließ der Taucher sich ins Wasser fallen, kam schnaufend wieder hoch, richtete Brille und Mundstück, ließ sich eine Lampe reichen und entschwand. Schon kurze Zeit später tauchte er wieder auf und reckte den Daumen in die Höhe. Zeit für Tauner endlich zur anderen Seite zu gelangen.
    Als er ankam, war Hauptkommissar Uhlmann längst da, hockte schwerfällig neben der geborgenen Leiche darnieder, die bleich und aufgequollen auf einer blauen Plastikplane auf dem gefrorenen Waldboden lag. »Scheint eindeutig«, brummte er und sagte dann noch etwas, das sich leise wie ›verdammter Verschwörungskram‹ anhörte.
    Â»Ach ja?«, fragte Tauner provozierend. Der Tote war nicht ertrunken, er hatte sich auf dem Kahn in den Kopf geschossen, das war recht eindeutig, links ein sauberes kleines Einschussloch, rechts ein großes hässliches Loch, aus dem die Kugel ausgetreten war. Wahrscheinlich wollte er keine Sauerei anrichten oder ganz auf Nummer sicher gehen, sodass er noch ertrank, falls der Schuss sich nicht als tödlich erwies, was zwar unwahrscheinlich, aber doch schon vorgekommen war. Nur ein Fakt störte.
    Â»Was willst du denn noch?«, schnaufte Uhlmann und stemmte sich schwerfällig in die Höhe. »Der liegt tot im See, ein Abschiedsbrief ist auch da und sein Zeigefinger klemmt noch im Abzug der Pistole.«
    Der

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