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Halo

Halo

Titel: Halo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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überwältigend war.
    Manchmal besuchte uns abends ein gesichtsloser, weiß gekleideter Mentor, der plötzlich einfach in einem unserer Lehnstühle im Wohnzimmer saß. Wer er genau war, wussten wir nicht, nur dass er als eine Art Vermittler zwischen den Engeln auf der Erde und den Mächten oben fungierte. Es folgte in der Regel eine Besprechung, in der wir die Herausforderung der Menschwerdung diskutierten und Antworten auf unsere Fragen bekamen.
    «Der Hausbesitzer hat nach Unterlagen gefragt, aus denen hervorgeht, wo wir bis jetzt gewohnt haben», sagte Ivy bei unserem ersten Treffen.
    «Wir entschuldigen uns für dieses Versehen. Betrachten Sie die Sache als erledigt», antwortete der Mentor. Sein Gesicht war nicht zu sehen, aber wenn er sprach, stiegen weiße Nebelwolken hinter seinem Hut auf.
    «Wie lange wird es dauern, bis wir unsere Körper vollständig unter Kontrolle haben?», wollte Gabriel wissen.
    «Das hängt davon ab», sagte der Mentor. «Es sollte höchstens ein paar Wochen dauern, es sei denn, Sie wehren sich gegen die Veränderung.»
    «Wie kommen die anderen Boten zurecht?», wollte Ivy wissen.
    «Manche sind immer noch dabei, sich an das menschliche Leben zu gewöhnen, so wie Sie, andere haben sich sofort in den Kampf gestürzt», antwortete der Mentor. «Einige Winkel der Erde sind durchsetzt mit Boten der Finsternis.»
    «Warum kriege ich von Zahnpasta Kopfschmerzen?», fragte ich. Meine Geschwister warfen mir strenge Blicke zu, aber der Mentor blieb gefasst.
    «Sie enthält verschiedene chemische Bestandteile, die Bakterien abtöten sollen», sagte er. «Geben Sie sich eine Woche, dann sollten die Kopfschmerzen verschwunden sein.»
    Nach jedem dieser Besuche setzten sich Gabriel und Ivy zu einer Unterredung unter vier Augen zusammen, während ich mich draußen vor der Tür herumdrückte und versuchte, ein paar Fetzen von dem Gespräch aufzuschnappen, an dem ich nicht teilhaben durfte.
     
    Die erste große Herausforderung war, gut auf unsere Körper zu achten. Sie waren zerbrechlich. Sie brauchten Nahrung und mussten vor den Elementen geschützt werden – meiner noch mehr als der meiner Geschwister, weil ich noch so jung war. Es war mein erster Besuch auf der Erde, und ich hatte noch keine Zeit gehabt, Abwehrkräfte zu entwickeln. Gabriel war schon seit Beginn der Zeit Krieger gewesen, und Ivy war mit heilenden Kräften gesegnet. Ich war viel verletzlicher. Als ich das erste Mal im Freien spazieren ging, kam ich zitternd zurück, ich hatte nicht begriffen, dass ich unpassend gekleidet war. Gabriel und Ivy spürten die Kälte nicht. Aber trotzdem brauchten ihre Körper Pflege. Wir wunderten uns, warum wir uns gegen Mittag so schwach fühlten, bis wir uns erinnerten, dass unsere Körper regelmäßig essen mussten. Die Essenszubereitung war eine lästige Aufgabe, die unser Bruder Gabriel dankenswerterweise übernahm. In der gutsortierten Bibliothek gab es eine große Auswahl an Kochbüchern, die er von nun an Abend für Abend wälzte.
    Kontakt zu Menschen beschränkten wir auf ein Minimum. Wir gingen spätabends in der nahegelegenen größeren Stadt Kingston zum Einkaufen und reagierten weder auf die Türklingel noch auf das Telefon. Lange Spaziergänge machten wir zu Zeiten, in denen die Menschen hinter geschlossenen Türen beschäftigt waren. Ab und zu gingen wir in die Stadt und setzten uns in ein Straßencafé, um die Passanten zu beobachten. Dabei versuchten wir, so zu wirken, als wären wir uns selbst genug, um keine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Der Einzige, dem wir uns vorstellten, war Pater Mel, der Priester von St. Marks, einer kleinen Basaltkirche unten am Wasser.
    «Dem Himmel sei Dank», sagte er, als er uns sah. «Ihr seid also endlich gekommen.»
    Wir mochten Pater Mel, weil er keine Fragen stellte oder irgendetwas von uns forderte, er betete einfach gemeinsam mit uns. Wir hofften, dass unser unterschwelliger Einfluss in der Stadt mit der Zeit dazu führte, dass die Menschen sich wieder der Spiritualität zuwandten. Wir erwarteten nicht, dass sie praktizierende Christen wurden und jeden Sonntag in die Kirche gingen, aber wir wollten ihnen ihren Glauben zurückgeben und sie wieder lehren, an Wunder zu glauben. Selbst wenn sie auch nur auf dem Weg zum Einkaufen kurz an der Kirche anhielten und eine Kerze anzündeten, würde uns das glücklich machen.
    Venus Cove war eine verschlafene Stadt am Meer, die Art von Orten, in denen sich nie etwas änderte. Wir genossen die Ruhe und

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